~siebenunddreißig~

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Vivien


Ich kochte fast vor Wut.


"Jetzt hörst du mir gefälligst einmal in deinem verdammten Leben zu", sagte ich und zeigte meinen Finger auf ihn, um meine Aussage zu unterstreichen.


Ein bisschen fühlte ich mich wie meine Mutter, wenn sie mir mal wieder eine ihrer Predigten hielt von wegen "Kein Freund vor 18". Auch wenn es mir damals total auf die Nerven ging, wenn sie mit ihrem Finger drohend auf mich gezeigt hatte, verlieh es mir diesmal das Gefühl die Oberhand zu haben.


Klaus riss überrascht die Augen auf.


"Auch wenn du der einzige bist, der mir hilft mit allem richtig umzugehen, gibt es dir noch lange nicht das Recht mich wie ein Pingpongball zu behandeln!"


Er stieß ein leises Lachen aus, was mich noch viel wütender machte.


"Pingpongball?", fragte Klaus.


"Ja. In einem Moment behandelst du mich so lieb und ich schwebe quasi. Sekunden später schlage ich dann aber auf den Boden auf, weil du dich über mich lustig machst oder sonst irgendwas, um mich zu demütigen."


Röte breitete sich auf meinem Gesicht aus. Hatte ich das gerade wirklich gesagt?!


"Das ist also meine Wirkung auf dich?", flüsterte er. Die ganze Situation war mir unangenehm.


"Ähmm...", nervös strich ich mir meine dunklen Haare hinter die Ohren.


"Ich denke wir sollten das Training für heute sein lassen." "Dir ist bewusst, dass schon morgen Vollmond ist?" Ich nickte. "Und du weißt auch, dass nach deiner Verwandlung die Jagd auf dich beginnt?"


Nein, diese interessante Information war mir noch nicht ganz so bewusst wie es mir eigentlich sein sollte. Trotzdem zuckte ich nur mit den Schultern. Klaus warf mir einen prüfenden Blick zu.


"Ich hole dich dann morgen ab." Ich verzog meinen Mund zu einem halben Lächeln und wandte mich dann von ihm ab.


Als ich schon so gut wie zu Hause war merkte ich, dass ich immer noch Klaus' Gladius, wie er es so schön nannte, in der Hand hielt. War ihm gar nicht aufgefallen, dass ich mit seinem Schwert abgehauen bin? Ich konnte doch nicht einfach mit einer Waffe durch die Stadt laufen! Mir blieb also nichts anderes übrig als wieder umzukehren.


Ich drehte mich.


Plötzlich stand eine Gestalt vor mir. Erschrocken wie ich war stieß ich meine Hand nach vorne und positionierte das Schwert mitten in die Brust meines Gegenübers. Wie in Trance nahm ich das leise Stöhnen war, wie sich die Person vor mir zusammenkrümmte.


Panisch ließ ich das Schwert los und presste die Hände vor meinen Mund. Ich konnte den metallischen Geschmack der Waffe schmecken. Was hatte ich getan?


Bestimmt würde dieser Mensch nun durch meine Hand sterben! "E-es tut mir so leid", stammelte ich unter Tränen.


Doch die Person zog das Schwert heraus und meinte: "Ich werde es wohl überleben."


~~


Ich konnte es immer noch nicht fassen.


"Du bist wirklich Klaus' Bruder?", versicherte ich mich noch einmal. Er lachte.


"Ist das so unglaubwürdig?"


Eindeutig ja!


Der Mann, der sich als Elijah vorgestellt hatte, sah zwar so unverschämt gut aus wie Klaus und Kol, sein Charakter hingegen konnte man mit den beiden nicht mal annähernd vergleichen. Jedenfalls wenn ich Elijah richtig einschätzte.


Nachdem wir das Missverständnis geklärt hatten, und ich mich tausendmal wegen der Attacke vorhin entschuldigt hatte, setzten wir uns auf eine Bank.


"Dir ist sicher klar, dass ich dich ebenfalls nicht durch bloßen Zufall getroffen habe."


"Bitte sage mir jetzt nicht sowas wie beiße Klaus und Kol für mich. Ich bin keine verdammte Auftragsmörderin", meine Stimme spielte sich immer weiter auf.


"Ich sehe schon. Du hast mehr Kontakt zu meinen Brüdern gehabt, als dir lieb ist." Elijah schmunzelte. "Leider Gottes,ja."


"Ich möchte dir ein Angebot machen, Vivien." Ich wurde hellhörig. Wenn ich niemanden umbringen sollte was wollte er dann von mir?


"Ich werde dich von Klaus fernhalten. Ihm einfach sagen, dass ich dich getötet hätte. So hat er keine Angst mehr davor, dass du ihn beißt und du brauchst dich nicht darum zu sorgen, dass er dich auf Grund deiner Fähigkeiten umbringt."


Klang eigentlich ganz verlockend, aber dann müsste ich wegziehen...


"Elijah, dein Angebot ist wirklich lieb, aber ich möchte hier bleiben. Klaus wird mich schon nicht umbringen."


"Da wäre ich mir nicht so sicher", murmelte er.


Elijah war ein vertrauenswürdiger Mann, aber ich muss meine Schule zu Ende bringen. Außerdem konnte ich Jane und meine Mutter nicht einfach so hier alleine lassen.


Ich würde es schon hinbekommen.


"Naja. Du kannst es dir bis nach deiner Verwandlung noch überlegen. Danach muss ich meinen Pflichten nachgehen." Ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln.


Und dann war er, wie ich es schon gewohnt war, mit dem Ostwind verschwunden.

War of Innocence (The Vampire Diaries)Where stories live. Discover now