~dreiunddreißig~

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Vivien


"Deine erste Lektion hast du jetzt hoffentlich gelernt", meinte Klaus.

Wir standen in einem abgelegenden Wald. Er ging vor mir auf und ab.

Ich stand mit gerader Körperhaltung vor ihm und versuchte ihm zu zuhören, während ich innerlich vor Wut brodelte.


"Du darfst niemanden trauen. Hast du gehört? Niemanden!"


Ich schaute ihn an.


"Und wie kommst du darauf, dass ich dir vertrauen sollte, wenn ich niemanden trauen kann?"


Ganz plötzlich stand er direkt vor mir. Genauso wie heute morgen.


Auf Einmal begann ich mich zu schämen. Wie konnte ich nur denken, dass ausgerechnet Niklaus Mikaelson mich küssen wollte?


"Hast du eine Wahl?" Natürlich hatte ich die nicht. Wenn ich kein Werwolf war, hatte ich überhaupt keine Kraft, um mich zu schützen. Außerdem konnte Klaus mir Informationen rund um das Werwolfdarsein geben.


Aber konnte das nicht auch ein anderer machen? Bevor ich etwas erwidern konnte, hatte ich schon einen Holzpfahl in meiner Hand.


"Heute versuche ich dir beizubringen wie man am Besten ein Vampir tötet." Entsetzt schaute ich erst auf den Pflock und dann zu Klaus. "Das kannst du doch nicht allen ernstes von mir verlangen?" Er stieß ein kehliges Lachen aus, das die Vögel in den Bäumen davon flattern ließ.


"Du hast vor kurzem erst deinen Ex-Freund überfahren und jetzt machst du so einen Aufstand, weil ich dir beibringen will wie du Vampire töten kannst? Vampire sind blutrünstige Monster, die keine Sekunde zögern würden dir das Leben auszusaugen oder dich als lebendige Waffe aus zu nutzen."


Ich zog eine Augenbraue hoch.


"Bist du nicht auch ein Vampir? An deiner Stelle würde ich aufpassen was ich sage."


"Ich bin ein Hybrid, Liebes. Ich bin also nur zu 50% Vampir. Außerdem gehöre ich zu den Ur-Vampiren. Wie du siehst kann man mich nicht mit irgendwelchen Arten in eine Pfanne hauen."


Die Achseln zuckend hielt ich Augenkontakt mit ihm. Er sollte sich ja nicht einbilden, dass er mich beeindruckte oder gar einschüchterte.


Mit Schwung stieß ich den Pfahl vorwärts und spürte Widerstand.


Ich hatte ihn getroffen!


Plötzlich hörte ich hinter mir ein Lachen. "Ohne große Mühe würde ich jeden Kampf gegen einen Vampir gewinnen und da bildest du dir ein, dass du mir einfach so einen Holzpflock in den Körper stoßen kannst? Und das auch noch in deiner menschlichen Gestalt? Du musst echt noch einiges lernen, Liebes."


Ich schaute auf den Pfahl in meiner Hand. Ich hatte gerade heldenhaft einen unschuldigen Baum erdolcht! Kein Wunder, dass Klaus meinte mit mir tun und lassen zu können was er wollte!


Ich war einfach nur dämlich!


"Vielleicht muss ich das", gab ich zu, "aber eines habe ich gewiss gelernt, Klaus."


Er trat einen Schritt näher auf mich zu.


"Und das wäre?" Ich schenkte ihm mein unschuldigstes und süßestes Lächeln.


"Dass du ein Arsch bist."


Klaus schaute mich gekränkt an. "Das hälst du also von mir, Viv?", doch bevor er den Satz noch zu Ende gesprochen hatte, breitete sich ein dickes Grinsen auf seinem perfekten Gesicht aus. "Wieso mache ich das eigentlich noch mit?", fragte ich eher mich selbst.


"Weil ich gut aussehe?", gab Klaus hinzu. Ich verdrehte die Augen. "Lass uns weiter trainieren."


Er meinte erstaunt: "Jetzt auf einmal? Eveb warst du noch total dagegen." Ich zuckte mit den Schultern.


"Du hast meine Einstellung zu diesem Thema geändert."


"In wie fern?"


"Ich dachte mir, wenn du nur zur Hälfte ein Vampir bist, dann sollte man normale Vampire lieber nicht freu rumlaufen lassen." Klaus lachte.


Es klang nicht, als ob er mich auslachen würde, sondern als wäre er amüsiert. Ich verzog meine Lippen zu einem kleinen Lächeln.


"Das erste, was du verbessern müsst, ist dein Handgriff, wenn du den Holzpfahl hälst." Klaus umfasste meine Hand. "Du hälst es viel zu steif. Wenn du ihn so hälst", er brachte mein Finger in die richtige Position," und den Griff lockerst, hast du viel mehr Bewegungsfreiheit." Seine Nähe ließ mich erschaudern.


Wieso zur Hölle hatte dieser Mistkerl so eine Wirkung auf mich? "Siehst du den Baum dort?" Ich nickte. "Versuch so viel Schwung und Kraft zu bekommen, dass der Pflock ihn ihm stecken bleibt."


"Okay."


Ich holte aus und warf den Pfahl. Mit einem leisen, hohlen Geräusch prallte er am Baum ab und fiel auf den Boden.


"Gut", behauptete Klaus. Wollte er mich verarschen? "Ähm, der Pflock liegt auf dem Boden, falls es dir nicht aufgefallen ist!" "Schon, aber die Bewegung, die du gemacht hast, war gut. Du musst nur noch mehr Kraft hineinstecken."


Ich versuchte es wieder und wieder.


Als ich es endlich hinbekam war es schon dunkel. "Ich glaube wir sollten es für heute dabei belassen." "Dann geh ich mal nach Hause.", verabschiedete ich mich.


Es war komisch sich so von ihm zu trennen. Die letzten Tage war er immer bei mir gewesen und jetzt begleitete er mich nicht einmal bis nach Hause. "Gute Nacht, kleine Wölfin", sagte Klaus und hab mir einen Handkuss.


Die Stelle, die er berührt hatte, kribbelte immer noch als ich zu Hause ankam.


Wie gefesselt starrte ich auf meine Hand. Als ich dann die Haustür aufschließen wollte erschreckte ich mich so, dass ich die zwei Stufen herunter stolperte.


Ich hatte Besuch bekommen.


Mal wieder.

War of Innocence (The Vampire Diaries)Where stories live. Discover now