83 (Lesenacht: Kapitel 5/5)

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Die Nervosität übermannte mich und ich war kurz davor, zu würgen.

Ich fragte mich, ob ich mich jemals in meinem Leben so gefühlt hatte, wie in diesem Moment.

Die Antwort kam mir prompt in den Sinn.

Nein!

Hatte ich nicht.

Denn ich begriff erst in diesem Augenblick, dass ich mich noch nie zuvor so gefühlt hatte, weil ich wahrscheinlich noch nie jemanden zuvor richtig geliebt hatte.

Niemanden - außer Kieran.

Niemand sonst war mir jemals so wichtig wie dieser Mensch.

Dieser Mensch, den ich erst vor wenigen Wochen kennengelernt hatte.

Es war absurd, doch es war Fakt.

Für meine Freundinnen verspürte ich freundschaftliche Liebe, für meinen Opa familiäre Liebe, aber für Kieran... für ihn spürte ich... reine Liebe. Einfach nur reine Liebe. Reine, bedingungslose Liebe.
Und das, obwohl sie verboten war...


Es zerriss mich innerlich komplett, als sich in dieser Sekunde das Tor öffnete und er mit gesenktem Kopf heraus kam.

Er, mein Patient.

Der, der mir mein Herz gestohlen hatte, obwohl er es nicht durfte.

Das Blut schoss mir sofort bis in die Ohren und wurde mir dann mit heftiger Geschwindigkeit durch den Rest meines Körpers gepumpt.

Meine Finger waren so nass, dass sie beinah tropfen mussten.


Kieran trug schwarz - von Kopf bis Fuß.

Er war in die Sachen gehüllt, die ich ihm gekauft hatte, als ich von Sue erwischt wurde.
Die Sachen, die er sich an dem Morgen - nach der schönsten Nacht meines Lebens - angezogen hatte.
Die Sachen, die er trug, als er mit einem Sack über seinem Kopf - und unmittelbar vor meinen Augen - abgeführt wurde.

Ich schluckte.

Ich konnte nicht leugnen, welche Gefühle sein Anblick in mir auslöste.

Dann hob er plötzlich seinen Kopf, sah auf und unsere Blicke verfingen sich sofort ineinander.

In meinem Inneren schien dies eine Explosion auszulösen.

Ich hielt die Luft an.

Grün-karamell.

Die schönste Farbe auf diesem Planeten funkelte mir entgegen und brachte mein Herz zum Hüpfen.

Kieran erstarrte in all seinen Bewegungen und ließ seine Tasche mit einem lauten Geräusch neben sich achtlos auf die Erde fallen.

Er schien nur mich zu sehen.

Nicht Connor und auch nicht Cassie, die sich anscheinend von mir entfernt haben mussten.

Nur mich.

Sekundenlang stierten wir uns in die Augen.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt