𝟑𝟑: 𝐓𝐎 𝐌𝐀𝐊𝐄 𝐋𝐎𝐕𝐄

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𝟑𝟑: 𝐓𝐎 𝐌𝐀𝐊𝐄 𝐋𝐎𝐕𝐄

𝐌𝐈𝐓 𝐕𝐈𝐄𝐋 𝐅𝐀𝐍𝐓𝐀𝐒𝐈𝐄 könnten meine Augen Laserstrahlen besitzen, die Judy zu Staub zerfallen lassen konnten.
Oder sie schrumpfen ließen.
Und dann würde ich ihre Miniaturversion nehmen können und sie einen der frechen Nachbarsmädchen schenken.
Die würden sicherlich mindestens genauso unachtsam mit ihr umgehen, sie Judy es mit meinem Herzen tat.
Sie kicherte gestellt, warf ihren ewig langen Zopf umher und klammerte sich immer wieder lachend an Eddie.
Nicht selten legte sie dabei ihren Kopf an seiner Schulter ab.
Sie wollte mir mit aller Kraft vermitteln, dass sie und Eddie etwas verband.
Eddie wirkte zwar etwas überfordert und unbehaglich, aber das höchstwahrscheinlich nur, weil ihm die Zurschaustellung nicht geheuer war.
Oder, weil er doch noch den minimalsten Anstand besaß und es auch unfair fand jetzt so gewissenlos vor mir zu flirten, weil er wusste, dass das was zwischen uns geschehen war nicht unbedeutend war.

»Wann-«, lallte Maya und wedelte mit ihrem Zeigefinger zwischen Eddie und Judy hin und her.
Zumindest versuchte sie es, war dabei allerdings nicht sonderlich zielsicher.
»Ist das passiert?" beendete sie nuschelnd und stieß mir dann in die Seite um übertrieben mit den Augen zu rollen.
Möglicherweise hatte sie gehofft das relativ dezent getan zu haben, aber Judy's unzufriednes Schnaufen erzählte eine andere Geschichte.
Ich wollte Maya Benehmen schrecklich finden.
Wollte ihr hinter hervorgegangener Hand erklären, dass das nicht okay war.
Aber ich liebte es. Es verschaffte mir den kleinsten Hauch von Genugtuung, den ich nicht selber hervorrufen konnte.
Judy, die kleine Kreise auf Eddie's Arm malte tat so, als würde sie rot werden über räusperte sich verlegen.
»Darüber reden wir später.«, sagte sie bestimmt und sah unruhig zwischen uns her.

Maya, die gefährlich schwankte, als sie auf Judy zuging lachte höhnisch auf.
»Warum? Warum nicht jetzt und hier?«, forderte sie meine ehemals beste Freundin heraus.

Judy biss sich fest auf ihre grell geschminkten Lippen und suchte verzweifelt nach einem Konter. Oder einem Ausweg.
Zumindest machte sie den Eindruck, so wie sie hektisch hin und her sah.
»Waaarum machst du sowas? Al Bell Bell leider wie n Huund. Sie ist sooooo unglücklich verliebt...nihiiicht auszuhalten.«
»Verliebt?«, mischte sich jetzt Eddie ein und nahm augenblicklich Abstand von Judy.

»Du bist verliebt«, richtete er sich an mich, woraufhin ich panisch nach Luft schnappte.

Nein, nein. Nein.
So sollte das hier ganz und gar nicht ablaufen.
»Äh...«, atmete ich gedehnt aus und sah hilfesuchend zu meiner Cousine.

Die allerdings, hatte überhaupt keine Augen für mich.
Sie hatte nur Augen für Judy und ihren langen Zopf aus Kunsthaar.
Zischend zupfte sie an den gegelten Strähnen und warf ihr immer wieder böse Worte entgegen.
»....ein Kuss. Schoon zu viel des Guten, aber ihn zu vögeln einfach...ich meine Eddie...gar nicht dein Typ...«
Das waren die einzigen Worte die ich so richtig von ihr aufschnappen konnte und die mir ein weiteres verzweifeltes Einatmen entlockten.

Natürlich wusste ich, dass Maya niemals absichtlich über streng geheime Erzählungen von mir berichtete. Vor allem nicht vor denjenigen, um die es ging.
Das machte es aber nicht besser. Ganz im Gegenteil.
Jetzt war es raus und konnte nicht mehr zurückgenommen werden.
Judy schluchzte entsetzt auf und wandte sich zum Drehen, doch bevor sie verschwinden konnte, war ich diejenige, die sie an den Haaren zurückzog.
»Vergiss es. Das wird mein Abgang. Du bist für mich gestorben, Judy. Ich weiß nicht wie blind ich war, aber ucb kann jetzt sehen. Und du bist nichts als unaufrichtig. Und du-«
Mir bereitete es beinahe physische Schmerzen Eddie anzusehen.
»Du bist mein bester Freund. Ich will nur das Beste für dich., aber... sie ist es nicht. Und sie in deinem Van zu...scheiße! Ein riesen Sorry an alle anwensenden Götter - sie in deinem Van zu knallen ist auch nicht das Richtige. Es ist total billig und ungemütlich und deine ganzen stinkenden Shirts liegen da rum und ach egal.«
Ohne auf eine Reaktion von irgendjemanden zu warten, ging ich.

Erst beim Verlassen des Saales bemerkte ich, dass ich weinte.
Denn die warmen Tränen kitzelten in der kühlen Novemberluft.
Ich stampfte einige Meter vorwärts, bis mir bewusst wurde, dass Dad uns hergefahren hatte.
Wie sollte ich hier wegkommen?
Wimmernd ließ ich mich auf den kalten Boden fallen und überkreuzte meine Beine.
Ich saß in meinem superschönen Kleid auf dreckigen Asphalt und heulte wie ein Baby.
»Du hast echt immer die ekelhafteste Rotze überhaupt hängen, wenn du flennst.«, zog mich Eddie auf und ließ sich neben mir fallen.

In seiner Hand hielt er ein Taschentuch, das er mir entgegenhielt.
Ich bestrafte ihn mit einem tödlichen Blick, nahm es aber trotzdem an.

Eine kleine Ewigkeit verging, in der keiner von uns ein Wort sagte.
Die Stille um uns herum wurde abwechselnd durch mein Schniefen und durch eine weit entfernte Hupe unterbrochen.
Ansonsten schwiegen wir uns an.
Irgendwann hatte ich die Nase davon voll und stütze mich an Eddie's Schulter ab, um aufstehen  zu können.
Eddie allerdings hatte andere Pläne.
Kopfschüttelnd zog er mich wieder herunter und umfasste mein Gesicht mit seinen Händen.
Obwohl mein Herz kräftig gegen meinen Brustkorb hämmerte, gewann mein Trotz.
Ich schob meine Augenbrauen zusammen und sah ihn bockig an.
Ich schnappte sogar mit meinen Zähnen nach seinen Fingern, die auf meinen Wangen lagen. Erfolglos.
Eddie grinste wie ein Idiot und trommelte immer im richtigen Zeitpunkt mit seinen Fingern auf meiner Wange herum, sodass ich ihn ein jedes Mal verfehlte.

»Al, jetzt mal im Ernst. Knallen? Das ist so Oldschool. Da war Maya's Vögeln besser. Versuch es nochmal.«, zog er mich auf.
»Nageln?«, gab ich fragend von mir, woraufhin er leise auflachte.
»Pimpern.«, schlug ich vor. Eddie quittierte meinen Vorschlag, in dem er endlich seine Hände aus meinem Gesicht nahm und sich lachend auf die Schenkel schlug.
»Ekelhaft.«
»Durchnehmen. Bumsen. Rammeln. Poppen.«, flötete ich sämtliche Synonyme, die mir einfielen.
Eddie schüttelte lachend den Kopf.
Ich versuchte vergeblich mein Schmunzeln zu unterdrücken, als ich mich zu ihm hinüberbeugte und ihm ins Ohr hauchte.
»Liebe machen.«
Als ich mich zurücklehnte bemerkte ich, dass Eddie wie ersteinert vor mir saß.
Das machte mich so nervös, dass ich mich wieder besann und  - wie das bockige Kind das ich war - meine Arme verschränkte.

»Ist ja auch egal. Es bleibt das Gleiche.«
Eddie räusperte sich und mir entging dabei nicht, dass er beinahe verlegen wirkte.
»Richtig. Und allesamt idiotisch. Wie kommst du darauf?«
Verwirrt neigte ich meinen Kopf zur Seite und starrte ihn an.
»Was meinst du?«, fragte ich heiser.
»Wie du darauf kommst, dass ich mit ihr...ich meine es ist Judy.«, entgegnete er mir.
»Ja, richtig. Judy meine beste Freundin. Judy, die du in deinem Van geküsst hast. Judy die-«
»Ich habe sie nicht geküsst, Al.«
»Das...du hast es mir aber gestanden.«, konterte ich irritiert.
Eddie seufzte leise auf und fuhr sich durch die dunklen Locken.
»Weil sie mich darum gebeten hat. Es war ihr peinlich zugeben zu müssen, dass sie versucht hat mich zu küssen, ich das aber abgelehnt habe.«
Verständnislos schüttelte ich den Kopf.
Was sollte das? Er hatte Judy nie geküsst? Wenn sie schon keinen Speichel ausgetauscht hatten, dann...dann war auch auf keinen Fall mehr zwischen ihnen passiert?

»Ich bin genauso verwirrt wie du. Warum sie so einen Schwachsinn erzählt, aber ich hab so das Gefühl, dass deine Cousine alle benötigten Antworten hat.«, teilte er mir mit und sah dabei mit einem breiten Grinsen hinter sich.
Maya torkelte lachend auf uns zu.
In ihren Händen hielt sie einen Büschel Haare. Sobald sie näher kam, erkannte ich, dass es sich dabei um Judy's Zopf handelte.
Entsetzt riss ich meine Augen auf und hievte mich an Eddie hoch.
»Chiiiill, Al-The-Bell. Extensions.«, beschwichtigte sie mich lachend.
Dann rülpste sie.
Eddie und ich sahen uns einen Moment lang entgeistert an. Dann prusteten wir los.
Zwischen uns mochte noch immer alles ungeklärt sein, aber ich hatte die Gewissheit, dass er und Judy niemals miteinander geschlafen hatten.
Und diese Gewissheit machte mich so euphorisch wie schon lange nicht mehr.
»Ich glaub ich muss kotzen.«, warten uns Maya, bevor sie sich den Zopf vor den Mund hielt und würgte.

• 𝐉𝐔𝐒𝐓 𝐎𝐍𝐄 𝐊𝐈𝐒𝐒 • [ 𝚎𝚍𝚍𝚒𝚎 𝚖𝚞𝚗𝚜𝚘𝚗 ]Where stories live. Discover now