𝟏𝟑: 𝐕𝐀𝐋𝐔𝐄 𝐉𝐔𝐃𝐆𝐌𝐄𝐍𝐓

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𝟏𝟑: 𝐕𝐀𝐋𝐔𝐄 𝐉𝐔𝐃𝐆𝐌𝐄𝐍𝐓

𝐕𝐈𝐄𝐋𝐋𝐄𝐈𝐂𝐇𝐓 𝐆𝐀𝐁 𝐄𝐒 𝐃𝐀 𝐄𝐈𝐍𝐄 𝐒𝐀𝐂𝐇𝐄, die ich nicht ganz durchdacht hatte. Dass Eddie mit zu uns kam, bedeutete eines: Er fuhr. Und ich zwangsläufig mit ihm.

Neben ihm zu sitzen nach allem was geschehen war, fühlte sich komisch an. Nicht direkt falsch, aber außergewöhnlich genug um unangenehm zu sein. Nicht einmal gestern nach unserem Kuss war es so seltsam gewesen. Den hatten wir gekonnt ignoriert. Aber unser Streitgespräch  von vorhin ließ sich nicht so einfach wegdenken.

War es das denn? Ein Streit ? Ich konnte mich nicht erinnern, wann wir zuletzt gestritten hatten. Wir ärgerten uns. Ständig. Aber meistens bekamen wir irgendwie doch noch die Kurve.

Zwischen uns gab es stets einen schmalen Grat zwischen Sich-Necken und wirklicher Boshaftigkeit.
Oftmals lag das an mir. Weil mein Temperament mich nahezu dazu zwang, wütend zu sein. Eingeschnappt. Das Paradebeispiel einer beleidigten Leberwurst.

Ich machte das gar nicht mal absichtlich. Vielmehr war es wie eine innere Macht, die mich dazu brachte. Vielleicht stimmte es auch einfach nur, dass eine Freundschaft zwischen Mann und Frau war nicht möglich war.

Bisher war ich immer anderer Meinung  gewesen, aber die letzten 48 Stunden hatten mich zum Zweifeln gebracht. Als wollten sie mich eines Besseren belehren.
Eine Freundschaft zwischen Eddie und mir hatte bislang einwandfrei funktioniert. Seitdem wir Kinder gewesen waren und er mich mit einem Grinsen auf den Lippen dabei betrachtet hatte, wie ich meine Kotze aufwischte.

Bis wir uns plötzlich in einer fremden Welt aus Erwachsenwerden und hormoneller Verstimmung  wiederfanden. Und selbst da nicht sofort.
Vor nicht einmal drei Tagen noch, hatte er in Boxershorts vor mir gestanden. Damals war das für mich so normal gewesen wie das Luftholen. Und jetzt? Jetzt blieb mir ebendiese weg, wenn ich an seinen halbnackten Körper dachte.

Der platonische Wall, der unsere Freundschaft umgab, bekam erste Risse. Daran waren einzig und allein die lästigen Hormone schuld. Oder eben ein ungefragter Kuss, dessen ich beraubt worden war.

Ohne diesen Kuss wäre es nie niemals so weit gekommen. Da war ich mir sicher. Und das machte es mir so unglaublich schwer, Eddie nicht böse zu sein.

Eigentlich war es lächerlich. Er hatte nur versucht, mich zu beschützen. Sein einfallsreicher und zuteilen idiotischer Ideenreichtum hatte schon Schlimmeres angestellt.
Wie Rapsöl als Tankfüllung zu missbrauchen.
Oder das eine Mal, bei dem er sich zu einhundert Prozent sicher war, dass es klappte, wenn man die doppelte Menge Backpulver benutze, um die Backzeit zu verkürzen.
Ich konnte noch heute den salzigen Geschmack des Triebmittels schmecken und fühlte dieselben Bauchschmerzen, die uns danach einen ganzen Tag lang lahmgelegt hatten.

»Du hast mich Prinzesschen genannt.«, stellte ich leise fest. Meine Stimme klang undeutlich und unzufrieden. Blöde Spitznamen, mit denen er mich quälte, waren mir nicht neu. Alybear. Wie kam man auf so einen Mist? Aber Prinzesschen bedeutete, dass er mich als kleines bockiges Kind sah. Und was noch viel schlimmer war: Dass er meine Bedenken nicht ernst nahm.

Dabei hatte ich jedes Recht dazu, mir Sorgen zu machen.
Eine Jahrelang andauernden Freundschaft nahm man nicht auf die leichte Schulter.
Erstrecht nicht, wenn ein Ende ganz plötzlich ganz greifbar geworden war. Das wollte ich nicht. Ich brauchte Eddie an meiner Seite. Als mentale Unterstützung, als Partner in Crime, als Versuchskaninchen, wenn Mom wieder backte oder kochte.

»Du hast gesagt, ich würde Herpes bekommen.«, konterte er, ohne von der Straße zu sehen. Ein Glück konzentrierte er sich endlich mal auf den Verkehr. War es nicht so, dass man eigentlich ohne Ablenkung fahren sollte? Frei von Gereiztheit und nicht im Streit? Wir hatten alles davon getan. Letzteres zuletzt, als Eddie wütend darüber gewesen war, dass ich einfach abgehauen war. Das war das einzige Mal, in dem wir richtig im Streit gelegen hatten. Und das einzige Mal, bei dem ich mir unsicher gewesen war, ob wir das noch einmal hinbekamen.

• 𝐉𝐔𝐒𝐓 𝐎𝐍𝐄 𝐊𝐈𝐒𝐒 • [ 𝚎𝚍𝚍𝚒𝚎 𝚖𝚞𝚗𝚜𝚘𝚗 ]Where stories live. Discover now