Chancen {19}

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Luther lehnt sich ausgelaugt gegen eine der Wände und Daniel steht vor ihm und fummelt mit seinen Fingern herum.

„Wieso warst du in dieser Bar, Daniel?", fragt Luther mahnend.

Daniel sieht hoch. Sein Gesicht sagt, dass diese Frage unangebracht ist und dass es nicht das war, worüber er reden wollte. „Luther, das ist doch jetzt egal. Ich wollte über uns reden."

„Ach, das ist egal? Dass ich gerade gesehen habe, wie mein ehemaliger bester Freund meinen Freund fast zusammen geschlagen hätte, ist egal? Ich weiß nicht, wie du die Wichtigkeit von Dingen definierst, Daniel, aber ich weiß, dass ich das wichtig finde!" Luther klingt erbost, aber auch müde. Er hat es so satt. Das ganze Drama mit Daniel. Und Felix kann einfach zurück nach England und auf dem Weg dorthin im Atlantik ertrinken. Clark kann er gleich mitnehmen.

„Das war nicht das erste Mal, dass ich da war. Und ich war deswegen da."

„Weswegen?" Luther zieht eine Augenbraue hoch.

„Na... deswegen. Konfrontation mit Menschen. Ich muss das später allein regeln können, du wirst nicht immer da sein." Daniel zuckt mit den Schultern. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, Luther zur Rede zu stellen, aber mal wieder hat Luther den Verlauf des Gesprächs ungefragt geändert und nun ist es wieder Daniel, der sich rechtfertigen muss.

„Worüber redest du?" Luther scheint sauer zu werden. Das denkt Daniel jedenfalls, deswegen begibt er sich in die gleiche Richtung und wird etwas lauter.

„Du hast diesen armen Tyler geschlagen und kannst mittlerweile weniger zu uns stehen als ich. Woher soll ich wissen, wie es später wird? Wer sagt mir, dass du da sein wirst und mich beschützt? Ich hätte Tyler sein können, Luther! Hättest du mich auch geschlagen? Hättest du auch dafür gesorgt, dass ich mich umbringe nur weil du nicht mit deinem eigenen Leben klarkommst? Nur weil ein paar hirnlose Sportler und beliebte Leute an deiner Schule der Meinung waren, man darf als Junge nicht auf Jungs stehen? Ich muss das allein schaffen, denn wie ich gesehen habe, hast du selbst noch einige Arbeit vor dir, dich und mich zu akzeptieren!", schnauzt Daniel ihn an und ballt die Hände an seinen Seiten zu Fäusten.

Luther steht da und hat den Mund offen. Noch nie hat Daniel so gerdet. Noch nie so lange und noch nie so... wahr. Luther neigt seinen Kopf nach unten. „Es tut mir leid", flüstert er.

„Was tut dir leid? Vor mir braucht dir nur die Sache leid tun, dass du Felix und Clark nicht sagen konntest, dass wir ein Paar sind, aber das ist mir egal."

„Daniel! Was soll mir sonst leid tun? Ich bin doch auch nur ich!"

„Nein, du warst bis vor kurzem mein Held in schimmernder Rüstung, Luther Bride! Das warst du!" Das kommt aus Daniels Mund so verzweifelt und sauer, so ernst und kraftvoll und gleichzeitig sagt er das mit so einer Leidenschaft, dass sich Luther zurückhalten muss ihm nicht stürmisch um den Hals zu fallen.

Nach einer kurzen Pause, in der sich die beiden nur ansehen, merkt Daniel, was er gesagt hat und wird unter der schmächtigen Straßenlaterne rot im Gesicht. „Ich meine ja nur, dass du mir... geholfen hast, Luther...", stottert er und wechselt das Standbein. Er guckt zur Erde und wagt keinen weiteren Blick nach oben.

„Dein Held?", sagt Luther da und lächelt leicht. „Ich war dein Held?"

„Ja, du Blödmann. Du warst mein Held. Aber da liegt die Betonung leider auf der Zeit. Du warst mein Held, Luther. Du bist es nicht mehr, weil ich gemerkt habe, dass das alles nur ein Schein war. Du hast mir dein ganzes Auftreten vorgelogen und so getan, als hättest du kein Problem damit, schwul zu sein. Und ich bin darauf rein gefallen und hab mich geoutet. Doch du wusstest, dass das nicht leicht sein würde, weil du es selbst erfahren hast und das hast du mir nicht gesagt! Gar nichts hast du mir gesagt! Und da frage ich mich, wie viel ich noch von dir kenne!" Daniel holt tief Luft.

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