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Seit bereits der dritten Klasse ist Arina unsterblich in Jonathan Carter verliebt. Daniel weiß das, weil die beiden Geschwister früher oft Höhlen in ihren Zimmern gebaut haben und sich flüsternd Geheimnisse erzählt haben. Arina hatte damals sogar gemeint, dass sich sie und Jon schon geküsst hätten. Nur einmal und auf einer Geburtstagsfeier bei einem lächerlichen Spiel, aber sie hatten sich geküsst. Auf den Mund.

Damals hatte Daniel gekichert und seine Schwester gefragt, wie das denn so sei, einen Jungen zu küssen.

Arina hatte lauthals gelacht und fast ihre Eltern aufgeweckt. Als Daniel dann nachfragte, was denn so lustig sei, meinte Arina zu ihm, dass er das nicht wissen müsse. Er müsse nur wissen, wie es sich anfühle, ein Mädchen zu küssen.

Daniel hatte gefragt wieso und Arina hatte ihm erklärt, dass Mann und Frau einander lieben sollten.

Daniel hatte traurig nach unten geschaut, kurz geweint und sich von Arina trösten lassen.

Diese Szene hatte Arina total vergessen. Bis heute. Da fällt es ihr mitten in der Nacht wieder ein. Wie ein Flashback und sie würde sich gerne selbst schlagen, was sie dann auch tut. Nur leicht auf die Wange mit ihrer Handfläche, aber das soll auch nur symbolisch sein. Wie hatte sie damals ihren Bruder nur so einen Mist erklären können?

Ja, vielleicht lag das daran, dass es nun einmal das Häufigste war und dass sie damals noch neun war und nicht gewusst hatte, dass es auch anders geht und dass das nicht schlimm ist.

Immer wieder hat Arina in der folgenden Woche darauf Angst, sie sei der Grund für Daniels Verhalten. Sie habe ihn so gemacht, wie er jetzt ist.

Luther erzählt sie alles, aber dieser beruhigt sie dann und meint, sie könne nichts dafür. Das sei ein Gespräch unter Kindern gewesen und sie könne sich nicht dafür verantwortlich machen.

Als sie dann Jon auf dem Spielfeld trainieren sieht, zuckt sie kurz schmerzlich zusammen, weil er sie wieder daran erinnert.

Am nächsten Freitag hat Luther keine Zeit, um bei Arina zu sein, weil er für das nächste Spiel Extratraining hat. Deswegen verbringen Arina und Daniel den Nachmittag am Küchentisch, essen eine Kleinigkeit und dann liest Daniel irgendein Buch, während Arina auf ihrem Laptop tippt und im Internet surft.

Als sich Daniel räuspert, springt Arina fast vor Freude auf. Will er etwa etwas sagen?

„Wieso bist du eigentlich mit Luther zusammen, wenn du so sehr für Jonathan schwärmst?“, platzt es aus Daniels Mund heraus.

Arina grinst. Ihr Plan fängt langsam an zu funktionieren. „Wir sind nicht zusammen.“

„Ach nein? Aber dann verbringt ihr aber übermäßig viel Zeit miteinander...“, beobachtet Daniel und klappt sein Buch zu.

Er durchbohrt Arina fast mit seinen Blicken, aber seine Schwester kann diese Emotionen auf seinem Gesicht nicht richtig einschätzen.

Sie tippt etwas bevor sie antwortet. „Wir sind gute Freunde und ihm gefällt es hier.“

„Als ob“, nuschelt Daniel und schüttelt den Kopf. Er greift wieder zu seinem Buch.

„Wieso willst du das überhaupt wissen? Stört er dich?“

„Ja.“

„Und wieso? Er macht doch nichts.“

„Doch, er... er... nervt.“ Daniel sieht sie verzweifelt an und hat eine Träne in seinem Auge, die langsam seine Wange herunter rollt, als er seine Wimpern kurz zu schlägt.

Am liebsten wäre ihm Arina um den Hals gefallen, aber das darf sie nicht. Dann würde Daniel ausweichen oder weg rennen.

„Wieso nervt er dich, Daniel?“, erkundigt sie sich ruhig und schiebt den Laptop zur Seite.

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