Teil 8

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Bleib ruhig, rede ich auf mich selber in Gedanken ein. Daniel ist ja noch bei mir. Ich bin nicht alleine.
Der fremde Omega nimmt mich einfach an der Hand und führt mich in besagtes Zimmer, wo wir auf der Couch Platz nehmen. Ich fühle mich noch immer unwohl, doch die Ausstrahlung des Omegas hilft mir sehr. Sie scheint die drückende Präsenz des fremden Alphas, der hier in der Nähe sein muss, leicht zu unterdrücken.

„Entspann dich mal. Fi ist echt ein lockerer Typ. Warum schaust du dauernd nach unten? Am Boden gibt es nichts Spannendes und so klein bin ich auch wieder nicht. Immerhin bin ich 1,61 Meter groß!", verkündet Daniel und ich Blicke nun doch auf. Er ist sieben Zentimeter kleiner als ich! Das ist sehr ungewohnt, da normalerweise ich immer am Kleinsten von allen anwesenden bin. Wobei... Ich hab' nicht viele Menschen zum Vergleichen...

Ich schaffe es meinen Blick oben zu halten und meine: „Ich... bin es nicht gewöhnt auf zu sehen."
„Dann kannst du es dir jetzt versuchen anzugewöhnen. Ist sicher viel angenehmer für den Hals. Ich würde ausrasten, wenn ich immer nach unten schauen müsste."

„Es ist wirklich unangenehm", gestehe ich und nutze den Moment, um nachzufragen: „Bist du auf eine richtige Schule gegangen? Du studierst doch, dann solltest du einen Schulabschluss haben, oder?"
„Klar, du nicht?"
„Nein, mir wurde gesagt es sei zu gefährlich für Omegas..."
„Das hängt davon ab, wo du lebt. Es gibt tatsächlich ein paar Orte an denen du als ungebundener und junger Omega nicht alleine zur Schule gehen solltest. Aber in den meisten Gegenden ist es ziemlich sicher. Dennoch haben mich meine Eltern nie alleine gehen lassen. Aber seitdem ich gebunden bin, muss ich mir keine Sorgen mehr darüber machen", spricht der Braunhaarige und lehnt sich gemütlich auf der Couch zurück, während ich nach frone gelehnt sitze. Dabei habe ich meine Arme locker verschränkt auf meinen Oberschenkeln liegen.

„Dann bin ich wohl in einer nicht so guten Gegend aufgewachsen", überlege ich. Bin aber selber nicht ganz überzeugt davon.
„Hattest du zu Hause Unterricht?"
„Ja, ab und zu."
„Hört sich entspannt an."
„War es nicht. Ich wurde ständig abgeprüft und musste mir viel selber beibringen", meine ich, was mir unangenehme Erinnerungen bringt. Seufzend versuche ich die Bilder im Kopf los zu werden. Ich habe noch immer nicht realisiert, dass mein altes Leben vorbei ist.

Danach erzähl mir Daniel von seinem Pharmaziestudium und da ich nichts erzählen will, was auf Milan hindeutet, halte ich mich zurück. Meine "Schulzeit" hat schon zu viel verraten. Aber ich frage ihn noch ein bisschen aus, wie es für ihn ist mit einem Alpha zusammenzuleben. Dabei kann ich die Freude in seinen Augen aufblitzen sehen. 

Er schwärmt die ganze Zeit von Keith. Da stellt sich mir jedoch wieder eine Frage: „Warum hast du Keith in euer Zimmer verbannt, wenn er so freundlich ist?" Aber die Antwort kann ich mir eigentlich schon denken.
„Äh... naja, er macht auf die meisten Menschen einen eher unfreundlichen Eindruck. Deshalb habe ich es für besser gehalten, wenn du ihn nicht direkt bei der Eingangstür triffst. Dann hättest du wohl tatsächlich die Flucht ergriffen, so ängstlich wie du schon vor mir warst. Wovor hattest du eigentlich Angst? Dass ich mich auf dich stürzen?", fragt er lachend
„Nein,... ich weiß nicht... Es ist für mich nur beängstigend neue Leute kennenzulernen. Ich habe Angst sie nicht richtig einschätzen zu können, Fehler zu machen und dann Probleme zu bekommen."

„Also, was mich und Keith angeht musst du dir da keine Gedanken machen und ich denke die meisten, die Fi kennt, sehen es genauso. Klar, es gibt noch ein paar konservative Familien, die finden, dass ein Omega neben seinem Alpha knien soll und so, aber ich kenne kaum solche Leute", redet er fröhlich. Hoffentlich kann ich eines Tages auch so sorgenfrei sein, wie er sich gibt. 

Da fragt er: „Wäre es okay für dich, wenn ich Keith und Fi holen gehen? Wie gesagt, Keith ist wirklich sehr entspannt drauf. Auch, wenn seine Aura auf viele bedrohlich wirkt. Er ist nunmal ein sehr stolzer Alpha." Beim letzten Satz richtet sich Daniel anmutig auf. Jetzt bin ich tatsächlich neugierig darauf wie Keith ist. So viel wie ich jetzt schon über ihn gehört habe. Doch als Daniel aufsteht, verrutscht leicht sein Oberteil und legt die Sicht auf eine Narbe frei, die offensichtlich von einem Biss stammt. Das muss die Markierung sein. Milan hat mir davon erzählt.

RecuerdeWhere stories live. Discover now