Kapitel 11: Das Ende

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Die Fahrt zum Wasserpark hatte sich trotz allem nicht lang angefühlt. Eine halbe Stunde war im Gegensatz zu den letzten Tagen gar nichts. Liam wusste, dass er definitiv mehr Zeit im Auto verbrachte als draußen. Der Beifahrersitz musste mittlerweile eine Liamförmige Delle besitzen, nach wie viel Zeit er in dem Auto verbracht hatte. Also dreißig Minuten, dreißig Minuten waren nichts, besonders nicht, wenn Theo glücklich roch und seine Lippen in ein stummes Lächeln gezogen waren. Sie wurden gefüllt mit dem sanften Dröhnen des Radios und einer einfachen Stille, während der Motor unter ihnen summte und Wind durch die offenen Fenster rauschte. Es war sicher, nett.

Die Rückfahrt stattdessen fühlte sich viel zu lang an, die dreißig Minuten streckten sich in eine qualvolle Ewigkeit. Die Stille war angespannt, auf einer Art und Weise, auf die sich Liams Nackenhaare aufstellten. Das Radio war aus, Theo hatte versucht es anzumachen, aber Liam hatte den Aus-Knopf fast sofort wieder gedrückt, da das leise Summen verursachte, dass Liam sich die Ohren abreißen wollte. Sein Handy vibrierte in einem beinahe konstanten Crescendo in seiner Tasche, welches er aktiv zu ignorieren versuchte und er versuchte auch zu ignorieren, wie sich jede Vibration so anfühlte, als würde sie ein Loch in Liams Bein brennen und stattdessen fokussierte er sich darauf weiter zu atmen, während Theos Finger einen konstanten Herzschlag auf dem Lenkrad tippten, welcher beinahe unerträglich war und der Geruch von Chlor und seiner eigenen Mixtur von Gefühlen ließ ihn kotzen wollen.

„Also, wirst du mir nun erklären was los ist, oder werden wir die gesamte Nacht in unangenehmer Stille verbringen?", fragte Theo, als das Auto durch den Verkehr fuhr. Liam blieb still und sein Blick wanderte ziellos aus dem Fenster. „Toll", prustete Theo. Seine Finger tippten härter gegen das Lenkrad, einmal, zweimal. Der Truck fuhr weiter die Straße hinunter und die Reifen fuhren in ein Schlagloch, woraufhin beide in ihren Sitzen ein wenig aufsprangen.

„Diese sieht aus wie eine Ente", platzte Theo heraus.

„Was?", fragte Liam und nahm seine Aufmerksamkeit endlich vom Horizont.

„Die Wolke", summte Theo und nahm eine Hand vom Lenkrad, als er auf den Horizont deutete. „Sie sieht aus wie eine Ente." Liam wusste, dass Theo versuchte ihn abzulenken von was auch immer er dachte sei nicht in Ordnung, und um ehrlich zu sein war es eine ziemlich gute Strategie, genug, damit Liam in einem Looping einer Sekunde auf die entenartige Wolke schaute, bis er sich wieder daran erinnerte, wieso Theo daran dachte. Erinnerte sich an den Moment zurück, in dem sie auf der Ladefläche des Trucks saßen und über das Wolkenbeobachten sprachen, welches er immer gemacht hatte als er klein war. Mit Mason, welcher in seinem Rudel war, einem Rudel, welches er angelogen hatte und immer noch nicht zurückgerufen hatte. Ein Rudel, welches Theo auseinandergerissen hatte.

Liam biss die Zähne zusammen und sank tiefer in seinen Sitz, während er die Art und Weise ignorierte, wie Theos Herzschlag in seinen Ohren widerhallte.

„Diese sieht aus wie ein Regenschirm." Liam schloss seine Augen und atmete tief durch die Nase, als seine Brust sich verengte. Was, wenn Scott ihn hasste? Was, wenn er ihm nie wieder vertrauen würde? Was, wenn- „Und diese sieht so aus wie ein altes Ehepaar, gefangen in einer liebeslosen Heirat, welche zusammen essen und hoffen, dass ihr Partner endlich stirbt, sodass sie ihre letzten paar Jahre in Frieden leben können", sagte Theo und seine Hand flog zurück zum Lenkrad.

„Hältst du bitte deine Klappe?!", stöhnte Liam. Theo antwortete nicht, sondern schnalzte mit der Zunge und seine Finger tippten gegen das Lenkrad. Einmal, zweimal.

Liam schlug seine Hand weg, bevor er darüber nachdenken konnte. Theo schaffte es nur knapp den Truck davor zu stoppen, dass er direkt von der Straße fuhr.

„Versuchst du uns umzubringen?", zischte Theo und schlug Liam wieder beiseite.

„Ich habe dich gefragt, ob du die Klappe halten kannst!"

Airplanes (Thiam) (GERMAN VERSION)Where stories live. Discover now