16 - Keine Wahrheit in Sicht

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Als ich meine müden Augenlider öffne, werde ich sofort von stechenden Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel heimgesucht.

‚Fuck!' Ich fühle mich, als wäre ein 100 Tonnen schwerer Lastwagen einmal komplett über mich drübergefahren ...

Ein Blick in den Spiegel, der gegenüber von meinem Bett hängt, verrät mir, dass ich genauso schlimm aussehe, wie ich mich gerade fühle.

Meine blonden Haare leisten einem Vogelnest Konkurrenz, meine Augenlider sind angeschwollen, mein Make-up ist verlaufen und wenn mich nicht alles täuscht, befindet sich ein dunkelroter Kotzfleck mit Tomatensoßenresten auf meinem Schlafshirt.

Oh man. Was ist gestern bloß passiert?

Bevor ich dieser Frage auf den Grund gehe, quäle ich mich aus meinem Bett, werfe mir eine Aspirin ein und stelle mich danach unter die Dusche. Zwar lassen die Höllenkopfschmerzen nicht sofort nach, aber wenigstens fühle ich mich wieder sauber und nicht mehr so ekelig.

In meinen pinken Bademantel gehüllt lasse ich mich wenig später seufzend auf das Sofa fallen. Hier werde ich mich für den restlichen Tag nicht mehr wegbewegen. Na gut, höchstens, um dem Pizzaboten die Tür zu öffnen.

Erschöpft und am Ende meiner Nerven schließe ich mein Handy an meinem Ladekabel an. Nachdem ich es wieder eingeschaltet habe, öffne ich WhatsApp.

Zu meiner großen Überraschung ploppt der Chat mit Dan ganz oben in meiner Liste auf.

Haben wir etwa gestern Abend miteinander geschrieben? Im betrunkenen Zustand? Ich ahne Böses ...

Begleitet von meinem rasenden Herzen öffne ich unseren Chat und halte sofort schockiert inne.

Ein Foto, auf dem sich Ricardo und ich küssen, springt mir wie ein leuchtendes Neonschild entgegen. Dass unsere Zungen die Mundhöhle des jeweils anderen erkunden, ist nicht zu übersehen.

„Ach du Scheiße!", murmele ich entsetzt, ehe ich mir die Hand vor den Mund schlage.

Ich habe keine Ahnung, was gestern Abend alles passiert ist. Weder an den Kuss noch an etwas anderes kann ich mich erinnern.

Wie viel Alkohol habe ich denn getrunken, wenn mein Hirn heute einer glibberigen Schlammpfütze gleicht? Scheinbar übermäßig viel ...

Da mich der Anblick von dem Kuss-Foto so sehr verstört, dass mein Magen gefährlich rumort, lösche ich es aus dem Chat. Nun ruht meine Aufmerksamkeit auf einem Text von Dan, den er mir scheinbar noch letzte Nacht geschrieben hat.

Ich kann verstehen, dass du wütend auf mich bist, Stella, aber bitte schmeiß dich deshalb nicht irgendwelchen Typen an den Hals. Das hast du nicht nötig! Wenn du mir nochmal eine Chance gibst, würde ich dir gerne morgen Abend alles erklären. Sagen wir um 18 Uhr am Grant Street Beach? Lass mich dir beweisen, dass ich es ernst mit dir meine!

Ich muss mir dreimal in die Handinnenfläche kneifen, um zu realisieren, dass diese Worte nicht bloß meiner Fantasie entspringen.

Dan will sich tatsächlich mit mir treffen und mir endlich eine Erklärung für sein merkwürdiges Verhalten liefern. Auch wenn ich mich immer noch wie eine wandelnde Leiche fühle, spüre ich, wie ein Feuer aus Glücksgefühlen unter meiner Haut entfacht wird.

Ich weiß, dass es naiv ist, Hoffnung zu schöpfen, aber ich kann mich nicht dagegen wehren.

Vielleicht wird ja doch noch alles ein gutes Ende nehmen?! Ich würde es mir jedenfalls wünschen.

-

Den ganzen Tag über fühle ich mich miserabel. Am schlimmsten ist es jedoch, als ich abends am Strand auf Dan warte.

Im Takt deines HerzensDonde viven las historias. Descúbrelo ahora