9 - Feuerfunken und Meeresküsse

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Es tut mir leid, dass ich so schnell gehen musste. Ich freue mich auf unser Date am Dienstag.

Das ist die einzige Nachricht, die ich nach dem dramatischen Gala-Abgang von Dan erhalte. Meine anderen 100 Nachrichten lässt er unbeantwortet und selbst meine E-Mails und Anrufe ignoriert er.

Ich habe keine Ahnung, was für ein Spiel Dan Lewis mit mir spielt, aber eine Sache steht fest: Ich lasse mich von ihm nicht wie eine dämliche Spielfigur herumschubsen!

In meiner Vergangenheit habe ich anderen Menschen schon oft genug die Kontrolle über mein Leben gegeben. Ein weiteres Mal werde ich diesen Fehler nicht machen.

Ein schrilles Klingeln an der Haustür reißt mich aus meinen Gedanken. Begleitet von einem genervten Seufzen pausiere ich meine Netflix Serie The Rain und schlurfe danach zur Tür.

Falls Amy diejenige sein sollte, die meinen Serienmarathon unterbrochen hat, muss sie eine gute Entschuldigung in Form von Eis oder Schokolade parat haben, um meine schlechte Laune zumindest wieder minimal anzuheben.

Ein letztes Mal atme ich genervt durch, ehe ich die Haustür aufreiße und keine Sekunde später in meiner Bewegung erstarre.

Braune Teddyaugen, wuschelige Locken und ein charmantes Lächeln?

Was zum Teufel hat Dan hier zu suchen?

Natürlich ist mir bewusst, dass es Dienstagabend und fast 18 Uhr ist, aber ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet, dass Dan tatsächlich zu unserem Date auftauchen würde, schließlich hat er mich die letzten Tage ignoriert.

Den ganzen gestrigen Nachmittag haben Amy und ich damit verbracht, Dan bestmöglich aus meinem Kopf zu verbannen, doch jetzt, wo ich in seine funkelnden Augen schaue, kochen die Emotionen wieder über.

Einerseits spüre ich Wut und Enttäuschung, andererseits Sehnsucht und Hoffnung.

Dan direkt vor mir zu sehen, weckt vor allem das Verlangen in mir, ihm um den Hals zu fallen und unsere Lippen zu einem stürmischen Kuss der Leidenschaft zu verbinden.

„Hey." Dans Stimme klingt verunsichert. Seine dunklen Augen wandern über meinen Körper, der von einem viel zu großen Schlabbershirt mit Schokoladenflecken und einer alten Jogginghose, die einst meinem verstorbenen Vater gehört hat, versteckt wird.

Von meinen blonden Haaren, die ich zu einem unordentlichen Dutt nach oben gebunden habe, möchte ich gar nicht erst anfangen ...

„Hey", erwidere ich seine Begrüßung schließlich leise. Mit jeder Sekunde, in der mich Dans Augen gefangen nehmen, weicht die Wut mehr und mehr aus meinem Herzen. Stattdessen spüre ich ein angenehmes Kribbeln unter meiner Haut. „Was machst du hier?"

Dass diese Frage überflüssig ist, ist mir bewusst, aber dennoch strömt sie wie flüssiger Honig über meine Lippen.

„Ich hole dich zu unserem Date ab", antwortet Dan nur eine Sekunde später. Das Funkeln weicht aus seinen Pupillen und macht Platz für eine Maske der Unsicherheit. „Sag nicht, du hast es vergessen." Ein vorwurfsvoller Unterton schwingt in Dans Stimme mit. Ich kann ihm ansehen, dass er enttäuscht ist.

Auch wenn ich eigentlich diejenige sein sollte, die enttäuscht ist – schließlich hat sich Dan das letzte Mal am Samstagabend bei mir gemeldet und mich danach fast geghostet – versuche ich diese angespannte Situation im Sinne unserer beider Herzen zu lösen.

Also säusele ich möglichst unschuldig: „Nein, natürlich habe ich unser Date nicht vergessen, Mister Lewis. Ich muss nur noch schnell den Fernseher ausschalten, dann können wir los."

Daraufhin hebt Dan skeptisch eine Braue. „In diesem Outfit möchtest du mit mir ausgehen? Du kannst ruhig zugeben, wenn du unser Treffen vergessen hast."

Im Takt deines HerzensWhere stories live. Discover now