14 - Auf Konfrontationskurs

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Da Amy meine beste Freundin hier in Perth ist und ich ganz dringenden Redebedarf habe, treffen wir uns am Montagmorgen um zehn Uhr in unserem Lieblingscafé. Dass wir beide unsere Vorlesungen an der Uni verpassen, könnte uns momentan nicht weniger egal sein.

Mit Tränen in den Augen und giftigen Pfeilspitzen im Herzen erzähle ich Amy von meinem Date mit Dan. Trauer und Wut kochen in mir hoch und vermischen sich mit der Enttäuschung, weil mir Dan keine weitere Nachricht geschrieben hat, in der er sein merkwürdiges Verhalten erklärt.

Ich wünschte, ich könnte auch nur eine minimale Rechtfertigung für Dans überstürzten Abgang finden, aber leider tue ich das nicht. Viel mehr drängt sich der Gedanke, dass Dan bloß ein Trophäensammler ist, immer weiter an die Oberfläche meines Bewusstseins.

Ist es möglich, dass ich mich so sehr in ihm getäuscht habe?

Scheinbar schon, denn sonst hätte er mir längst eine Erklärung geliefert.

Amy tätschelt mitleidig meine Hand, als ich zu Ende erzählt habe. Ein undefinierbarer Ausdruck liegt in ihren Augen, als sie sagt: „Es tut mir leid, dass Dan dich scheinbar nur ins Bett bekommen wollte, Süße. So habe ich ihn echt nicht eingeschätzte. Tanja hat auch immer nur Gutes von ihm erzählt."

Apropos Tanja ... Bei der Erwähnung ihres Namens erinnere ich mich wieder daran, dass sie diejenige war, die Dan am Telefon in Panik und Eile versetzt hat.

„Verstehe mich bitte nicht falsch, Amy, aber ist dir schon mal etwas Komisches an Tanja aufgefallen?"

Eigentlich verfolge ich mit meiner Frage keine bösen Absichten, doch Amy fasst meine Worte natürlich total falsch auf. Ihre Augen verengt sie zu Schlitzen, wohingegen sie ihre Arme abwehrend vor der Brust verschränkt.

Sofort ist mir bewusst, dass ich diese Frage nicht laut aussprechen hätte sollen. Nur blöd, dass es schon zu spät ist ...

„Hör zu, mir tut es wirklich leid, dass dein Liebesleben so beschissen läuft, aber deshalb musst du jetzt nicht versuchen, mir mein Liebesleben ebenfalls zu zerstören. Halte Tanja aus deinem Drama raus, okay? Sie hat nichts damit zu tun, wenn Dan dich nur verarscht!"

Amys Worte sind so scharf wie die Klinge eines Messers und bohren sich schmerzhaft in mein Herz.

Ich weiß, dass sie recht hat und ich Dan höchstpersönlich für sein Verhalten zur Rechenschaft ziehen sollte, aber ich kann einfach nicht vergessen, dass Tanja schon zweimal dafür gesorgt hat, dass mich Dan von der einen auf die andere Sekunde hat fallen lassen.

Um einen Zufall kann es sich dabei unmöglich handeln.

Ob Dan und Tanja vielleicht heimlich ein Paar sind und bloß mit Amy und mir spielen?

Für ein paar Sekunden halte ich an dieser absurden Idee fest, ehe ich sie wieder verwerfe.

Ich muss damit anfangen, mir einzugestehen, dass mich Dan von Anfang an nur verarscht hat. Je eher ich diese Tatsache akzeptiere, umso schneller wird der Schmerz auf meiner Seele nachlassen. Da bin ich mir sicher.

„Tut mir leid, Amy", murmele ich schließlich kleinlaut. „Es wäre nur einfacher, die Schuld bei jemand anderem zu suchen, denn eigentlich mag ich Dan echt gerne."

Wobei das noch ziemlich stark untertrieben ist ...

Dan ist seit langer Zeit der erste Mann, mit dem ich mir eine gemeinsame Zukunft vorstellen kann. Auch wenn ich im Gegensatz zu Tilly und Amy nie daran geglaubt habe, könnte Dan tatsächlich mein Seelenverwandter sein.

Alles an ihm ist perfekt. Ihn loszulassen, tut mehr weh, als ich zugeben möchte.

Ob meine Mutter wohl vor zwei Jahren recht hatte, als sie meinte, dass ich nie etwas erreichen werde?

Im Takt deines HerzensWhere stories live. Discover now