Kapitel sechzehn - Zellnachbaren mit Freunden

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HYDRA konnte nicht kochen. Da war es, die Wahrheit. Offenbar war den Nazis ihr Leben doch ein klitzekleines bisschen wichtig, denn man brachte ihr noch am selben Tag etwas zu essen. Dieses 'etwas' war zwar nur eine halbe Tasse Erbsensuppe und ein hartes Brot, das sich anfühlte, als wäre es einen Monat alt, aber wenigstens etwas.

Kara dachte sich, dass wenn sie sie bereits tot haben wollten, sie bereits nicht mehr am leben wäre, also entschied sie sich, das Ungetüm an kotzgrüner Erbsensuppe zu probieren. Danach hätte sie am liebsten alles wieder ausgespuckt und entschied sich für einen Hungerstreik. Was wollte HYDRA machen, die einzige Quelle zu ihrem Supersoldatenserum töten? Solange sie das Geheimnis hinter ihrem Blut nicht gefunden hatten, war sie so gut wie sicher. Es war nur die Frage, was sie danach mit ihr machen würden...

Irgendwann im Laufe einer Woche wurde Kara dann in einen anderen Raum umverlegt, wo man sie wahrscheinlich besser beobachten konnte, sollte sie wegen ihres Hungerstreiks umkommen. Es wäre ja eine Schande, sollte Kara einfach so mal eben sterben.

Danach dauerte es auch nicht lange, bis sie Nachbarn bekam. Ein blonder Junge und ein Cyborg kamen etwa ein bis zwei Wochen nach ihrer Ankunft an und belebten den Gefängnistrakt ein wenig mit ihren Unterhaltungen. Offenbar hatten sie sich schon einmal vorher getroffen.

Während ihre Nachbarn sich über ihre unterschiedlichen "Leute" unterhielten, wobei einer von ihnen offenbar noch davon ausging, dass seine Leute ihn retten kommen würden, musste Kara darüber schmunzeln, dass einer von ihnen sagte: "Wenn wir hier raus wollen, müssen wir das alleine schaffen".

"Würde ich nicht tun, wenn ich ihr wäre", mischte sie sich ein, da sie seit einer Ewigkeit keine anständige Konversation geführt hatte.

"Und wer bist du?", wollte einer der beiden, entweder Blondie oder der Cyborg, wissen.

Für einen Moment schwieg sie. Sollte sie diesen zwei wildfremden Leuten in einer feindlichen Basis ihren Namen verraten? Auf der anderen Seite war es technisch gesehen jedoch auch nicht ihr Name, also gab es da keine Gefahr, sollte einer von ihnen sie mit ihrer Vergangenheit, die nicht SHIELD war, in Verbindung bringen wollten.

"Kara Richards. Ich war Agent bei SHIELD."

"Agent bei SHIELD", echote die selbe Person, die ihr eben die selbe Frage gestellt hatte. "Warum bist du dann noch nicht tot?"

"HYDRA will mein Blut", Twilight Alarm, schoss ihr durch den Kopf, "und ich könnte wetten, dass sie, wenn ihr noch am leben seid, etwas ähnliches mit euch vor haben."

"Perfekt", murmelte der andere.

Jetzt konnten die drei praktisch einen Club gründen. Den Club von HYDRAs Versuchskaninchen.

Spannend wurde es vielleicht 24 Stunden später, als Kara bemerkte, dass Schüsse ertönten, was meistens bedeutete, dass das Rettungskommando von einem ihrer beiden Nachbarn kam. 

Das ging ja schnell.

Wenige Minuten später hatte eine kleine Gruppe von Leuten keuchend die Zellen erreicht und redeten mit dem Cyborg. Der andere wurde kurz vorher abtransportiert - bestimmt zu einer "Untersuchung".

"Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht", sagte der Cyborg mit dem Namen Mike, wie er sich vorher noch vorgestellt hatte.

"Wirklich?", fragte eine weibliche Stimme - fast naiv.

"Nein, mir geht es echt dreckig."

Kara trat näher an das Glas, das sie und den Raum mit dem Rettungskommando trennte. Zwei Frauen, zwei Männer. Beide Männer sahen ihr jedoch nicht vertrauenswürdig aus. Wer waren diese Leute und warum sahen beide ihrer männlichen Begleiter wie Nazis aus?

Dann war die Rede von dem anderen Jungen - Lincoln. Der Cyborg erzählte ihnen, dass er gerade auf dem OP Tisch lag, worauf folgte, dass einer das Frauen wegstürmte.

"Wir holen dich da raus", versprach die andere Frau währenddessen.

Wow, wirklich. Warum sollten sie sonst hier sein? Ein Pläuschchen und dann wieder ab nach Hause?

"Darf ich mitkommen?", meldete sich Kara nun zu Wort und lenkte die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf sich.

Der mit den kürzeren Haaren lenkte seine Schusswaffe auf sie. "Wer sind Sie?"

"Kara Richards", antwortete sie sofort.

"Sie war eine SHIELD Agentin aus Frankreich", informierte der andere Mann den Rest. "List hat sie vor Wochen herbringen lassen. Er wollte ihr Blut untersuchen."

Gerne wollte Kara fragen, woher der Mann das wusste, aber sie litt unter großem Blutverlust und würde wahrscheinlich bald umkippen, weswegen sie die Frage auf später verschieben würde.

"Wieso ihr Blut?", wollte dann wieder der andere Mann wissen.

"Supersoldatenserum. Ist das jetzt ein 'ja'?"

"Wer war Ihr SO?" Der mit den kürzeren Haaren schien Quiz Nacht in der lokalen Bar verpasst zu haben und wollte nun das hier nachholen.

"Überraschenderweise Clint Barton. Wollen Sie mich jetzt auch noch einen Schwur aufsagen lassen, um meine Identität zu beweisen, oder wars das jetzt?"

"Ward, das reicht jetzt. Sie kommt mit. Und steh' nicht rum, als hättest du nichts zu tun, und geh' und hol' etwas, mit dem wir ihn tragen können", mischte sich die Frau nun wieder ein, die in der Zelle von dem Cyborg war und ihm bei irgendwas half. Sie redeten noch etwas über diesen Ward, welcher wohl nicht so beliebt zu sein schien und was Kara zu hundert Prozent verstehen konnte. Ein richtiger Charmebolzen war er ja nicht gerade.

Wieder ertönten Schüsse, als Kara aus ihrer Zelle herausging und ihre Arme streckte, als wäre sie aus einem Flugzeug gestiegen und nicht aus einer Zelle gekommen. Vermutlich war die andere Frau, die Lincoln suchte, auf Hindernisse gestoßen, oder die Gruppe an Rettungsleuten war größer als von ihr vermutet.

"Können Sie laufen?", fragte die Frau aus der Zelle des Cyborgs aus, deren Gesicht Kara nie ganz sehen konnte.

"Gut genug, um hier rauszukommen", erwiderte sie. "Kann ich irgendwie helfen?"

"Warten Sie kurz." Die Frau ging an Kara vorbei und sie konnte zum ersten Mal Gesichtsstrukturen und ihre Haare richtig erkennen. Haselnussbraune Haare und ein weicheres Gesicht, als es bei den meisten Agenten üblich war - vielleicht war sie noch nicht lange auf Außenmissionen.

Kara lehnte an dem Türrahmen zu der Zelle des Cyborgs. "Ist mit Ihnen alles in Ordnung?"

"Könnte besser sein", entgegnete dieser. "Sie sind ziemlich munter dafür, dass Sie länger hier sind als wir."

"Ich habe ein wenig Blutverlust - das ist bei mir fast normal", meinte sie. "Außerdem wollte HYDRA mich noch am Leben haben. Aus einer toten Person kriegt man normalerweise nicht viele Geheimnisse."

Der Cyborg sah wirklich nicht gut aus. Über seinem Auge war eine Bandage, als hätte man ihm sein Auge entnommen und sie konnte schwören, dass sein elektronisches Bein nicht mehr funktionierte.

"Dann können sie ja von Glück reden, was."

Etwas später kam die Frau mit der anderen Frau und Lincoln wieder, um Kara und Mike den Cyborg "abzuholen". Die ex-Agentin kam hinzu, jedoch fehlten die beiden Männer. Sie vermisste sie nicht besonders.

Nachdem die Truppe eine lange Zeit durch die Gänge liefe, trafen sie auf eine weitere Gruppe bestehend aus einem schottischen jungen Mann mit Locken, einer Agentin, die Kara seltsam bekannt vorkam, und niemand anderen als der für tot erklärte Agent Coulson.

"Wer ist das?", wollte die asiatische Agentin wissen und hielt ihre Waffe noch in der Hand - bereit auf Kara zu schießen, wenn nötig.

"Kara Richards", antwortete Coulson für alle anderen.

"HYDRA hielt sie hier gefangen", ergänzte die eine Frau, die sich später als Jemma Simmons vorgestellt hatte.

"Ich dachte, Sie wären tot", äußerte sich Kara auf den Anblick von Coulson irritiert.

Sie musste aber auch zugeben, dass es nicht das komischste war, das sie in dem letzten Jahr miterleben durfte.

Kara I | 𝐇𝐚𝐰𝐤𝐞𝐲𝐞Where stories live. Discover now