Kapitel eins - Nachts ist das Drama am besten

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Vierzig Minuten hatte es gedauert, bis Kara es humpelnd in die Basis geschafft hatte. Ihre Messer und die Phiole hatte sie unterwegs sicher in ihren vielen Taschen verstaut, sodass die üblichen Tratschtanten der Kleinstadt am Meer in der Normandie nichts zu tratschen hatten. Dies taten sie nämlich gerne.

Wie es für eine Kleinstadt üblich war, gab es über jeden in der Stadt Gerüchte - selbst über den stillen Hugo, der eigentlich nie etwas machte und absolut normal rüber kam. Für Kara bedeutete dies, dass sie das typische Partygirl sei, das aus Großbritannien ausgewandert war. Zwar war weder das eine, noch das andere korrekt, aber ihr Offizier benutze den Ruf gerne, um sie auf Missionen im nächsten Umkreis zu schicken, da sie wenig auffallen würde, wenn sie immer kurze Kleider trug und auf Yachten Partys besuchte, um sie zu versenken.

Angeblich war sie auch die Jüngste im kleinen Team des Landkreises, weshalb das vielleicht auch der Fall war. Wenn jemand wie Agent Moreau, ein fünfzigjähriger Vater mit Glatze, auf eine solche Party gehen, war Aufmerksamkeit garantiert - Kara dagegen hatte alles, was es brauchte, um sie wie ein eine Studentin aussehen zu lassen.

"Wie war die Party?", spottete Agent Garcia, der Vertreter von Agent Moreau, während dieser im Urlaub in Italien seine Kinder im Sand eingrub.

"Haha", machte Kara und fischte die Phiole aus ihrer Tasche. "Die Yacht ist sehr mitgenommen. Wunder dich nicht, wenn das morgen die Runde macht."

"Kann ich mir vorstellen."

"'Ne Ahnung, wann die aus Paris das Ding bei sich haben wollen?", wollte sie wissen und ließ die Phiole zwischen ihren Fingern umhergleiten.

"Jerry und Agent Durant werden sie morgen wegbringen", informierte er sie mit den Händen in den Hüften gestemmt - seine offenbare Lieblingspose.

Kara schnaubte wenig erfreut darüber, dass wieder Jerry der sein würde, der Lob für ihren Verdienst bekommen würde.

"Agent Barton bringt sie von dort aus nach Washington", war die nächste Information, die eigentlich nicht ihre Angelegenheit war.

Jeder in dieser Basis wusste Bescheid, dass Kara und Clint Barton eine "Vorgeschichte" hatten. Sie wurde meistens epischer erzählt, als sie war, aber im Kern ging es darum, dass Kara von einem Avenger als SHIELD Agent rekrutiert wurde, und alleine das fanden die Kleinstadtmenschen interessant. Hier war, zu deren Verteidigung, auch kaum etwas los.

"Okay." Sie beschloss das Thema zu wechseln. "Na dann bringe ich das mal in den Tresor."

Der sogenannte Tresor war kaum ein Tresor - eher eine umfunktionierte Abstellkammer. Bevor SHIELD diesen Gebäudetrakt gekauft hatte, war dies nämlich ein alter Kindergarten - an manchen Ecken erkannte man das noch. Im Tresor stand ein kleiner gesicherter Tresor, in den man gerade mal eine kleine Couch hochkant hinstellen konnte. Es war kein großer Luxus wie die Basis in Athen, wo Kara vorher gearbeitet hatte, aber es war immer noch besser als nichts.

Normalerweise war bei dem Tresor nicht viel los. Agent Durants Büro war direkt daneben - damit war er für die Sicherheit zuständig -, aber sonst ging da keiner rein, wenn er nicht irgendwas von dem Zimmer brauchte. Es gab keine Fenster, was es zum einzigen Zimmer ohne Fenster machte, was wiederum der einzige Grund war, wieso dieser Raum zum Tresor wurde. Eine minimale Lüftung war ebenfalls vorhanden, aber die war so klein, dass da selbst ein Kind nicht durch gepasst hätte.

Die Tür war offen, was meistens bedeutete, dass jemand drin war - man konnte sich die Luft da drin einfach nicht für mehr als zehn Sekunden antun. Kara hörte Stimmen - zwei, um genau zu sein -, und sie schienen nicht sehr ruhig.

"Du kannst das Dynamit doch nicht einfach in deinem Büro behalten! Du weißt, wie paranoid Garcia ist!", flüster-schrie Jerry furios.

"Ich habe es schon mal für morgen deponiert, Dipshit", erwiderte Agent Durant in derselben Tonlage. "Der Timer ist gesetzt. Morgen, wenn wir in Paris angekommen sind, wird sie hoch gehen."

Kara I | 𝐇𝐚𝐰𝐤𝐞𝐲𝐞Where stories live. Discover now