Kapitel sieben - Definitiv eine schlechte Idee

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Kara und Clint trafen sich nach dreißig Minuten in einem 24h Café an der Prom. Marie de Roumanie und tranken eine Tasse Kaffee zusammen. Dass man unter seiner Jacke einige Blutspritzer sehen konnte, schien ihn nicht bei der Aktivität zu stören sich wie ein normaler Mensch zu verhalten.

"Bist du verletzt?", wollte Kara wissen, bevor sie einen Schluck des heißen Getränks nahm.

"Nichts erwähnenswertes", erwiderte er abwinkend.

Die Stirn runzelnd neigte sie ihren Kopf ein wenig zur Seite. "Wieso glaube ich dir nicht?"

"Weil du eine misstrauende Person bist."

Spöttisch verzog sie ihr Gesicht zu einer Grimasse, doch innerlich wusste sie, dass er recht hatte.

"Zeig' mal die Wunde", verlangte sie.

"Hier?" Clints Gesichtsausdruck glich dem einer Person, die sich nicht mehr sicher war, ob seine Verbündete noch alle Tassen im Schrank hatte.

Kara ließ ihren Blick durch das Café schweifen. An den Thresen saß eine Bedienung und blätterte gelangweilt durch eine Zeitschrift, während er zu Lady Gaga im Radio leise mitsang. In einer Ecke rechts zu den beiden Spionen saß ein altes Ehepaar, das sich lautstark beschimpfte.

"Was? Bist du schüchtern?"


Minuten später hatte Clint sein Shirt hochgezogen und entblößte so eine tiefe Schnittwunde unterhalb seiner Rippen, an denen ebenfalls eine kleine Prellung entstanden war. Abgesehen von dem und der großen Anzahl von blauen Flecken auf allen Stellen auf seiner Haut, die Kara sehen konnte, sah er noch ganz gut aus.

"Tut das weh?", fragte sie, während sie vorsichtig die Schnittwunde anfasste - natürlich nachdem sie ihre Hände in der kleinen Toilette gewaschen hatte.

Er zischte auf, was sie als ein "ja" quittierte.

Kara war kein Doktor, doch selbst ihr war klar, dass er diese Wunde behandeln lassen sollte. Doch als sie ihm das sagte, kam ihr nur Widerspruch entgegen.

"Ich habe schon schlimmeres überlebt", behauptete er.

"Klar." Sie ließ von ihm ab und holte ihren Rucksack zu ihren Füßen hervor. "Ich werde es dir trotzdem verbinden. Kommst du?"

Gesagt, getan.

Das Interessanteste an dieser Szene war, dass keiner der ebenfalls anwesenden Gäste überhaupt Augenmerk auf die beiden legten, als würde dies eine völlig natürliche Aktivität in der Hauptstadt sein.

"Ist das fest genug?", wollte sie zur Bestätigung von Clint wissen, während sie auf dem klebrigen Boden kniete, um eine bessere Position bei der Verarztung zu erhaschen.

"Hm." Ein zustimmender Laut kam aus seinem Mund.

Gleichzeitig brummte Karas neues Handy, das sie darauf programmiert hatte, ihr Neuigkeiten aus Amerika zu geben - auf dem Laufenden zu bleiben, sollten Agent Romanoff und Captain Rogers in den Staaten etwas dummes anstellen.

Sie erhob sich und nahm es von dem Tisch.

"Oh Mann", murmelte sie, sobald sie die Bilder sah, die gerade um die Welt gingen:

Vor dem Triskelion, SHIELDs Hauptquartier, stürzten drei Helicarrier ab. Und mitten drin: Steve Rogers.

Warum sollte es auch nicht anders sein?

"Was?"

Gleichzeitig brummte auch sein Handy, und sie konnte genau den wandelnden Gesichtsausdruck des Bogenschützen beobachten.

"Fuck", murmelte er.

"Was?", fragte nun Kara.

"Die Basis. Sie haben ein Notsignal geschickt."

Fast gleichzeitig sprachen sie ihre Vermutung aus: "HYDRA."

Wie aus dem Nichts empfand Kara die Situation als hektisch. Wenn es HYDRA war - und es war mit ziemlicher Sicherheit HYDRA -, hieß das, dass es auf der ganzen Welt die gleichen Kämpfe gab - in Washington, dem Sandkasten und höchst wahrscheinlich auch dem Hub.

"Wir müssen los. Sofort!", meinte sie und schulterte bereits ihren Rucksack.

Misstrauisch zog Clint seine Augenbrauen zusammen, als würde er aus ihrer Stimmlage bereits hören können, dass sie einen Plan hatte. "Was hast du vor?"


Sie hatten das Café schnell verlassen - auf dem Weg halsbrecherisch in die Basis in Paris einzudringen und den Helden zu spielen.

Als sie an einer öffentlichen Toilette vorbei kamen, ergriff Kara die Chance den Anzug anzuziehen, den sie sich von Deke besorgen ließ.

"Ich bin sofort wieder da", hatte sie zu dem Bogenschützen gesagt, bevor sie sich durch die Tür in die enge Kabine mit kleinem Waschbecken zwängte.

Kara öffnete den Verschluss von dem Rucksack, den sie schon die ganze Zeit mich sich rum schleppte, und zog den schwarzen Anzug heraus, wobei sie versuchte nicht den Rest des Inhalts auf dem ekligen Boden zu verteilen. Ihr fiel wieder das Serum in die Hand, das sicher verwahrt in einem Seitenfach verstaut war, und für einen kurzen Moment dachte sie darüber nach, was wohl passieren würde, würde sie es nehmen.

Schließlich wussten beide nicht, in was sie als nächstes laufen würden. Clint hatte ein Notsignal von der Pariser Basis bekommen - das war das letzte Lebenszeichen der übrigen SHIELD Agenten gewesen.

Für einen Moment betrachtete sie die dunkelblaue Flüssigkeit in ihrer Hand. Selbst wenn sie es nehmen wollte, wie sollte sie es zu sich nehmen? Sie hatte keine Spritze dabei.

"Kara?" Clint klopfte an die Tür, um nachzusehen, ob es ihr gut ging.

"Sofort fertig", erwiderte sie und steckte die Phiole wieder in ihren Rucksack.

Vielleicht war es besser so, wenn sie es nicht nahm - sie wusste ja, was es alles für Nebenwirkungen gab.

Schnell, um Zeit nachzuholen, entledigte sie sich ihrer Kleidung, sodass die vielen Blutergüsse an ihren Beinen und ihrem Bauch zum Vorschein kamen. Was sie nicht alles in drei Tagen schon für den Job eingesteckt hatte - und jetzt. Es war, wie Nick Fury gesagt hatte, als sie ihn das erste und einzige Mal getroffen hatte: ein Agent von SHIELD zu sein war ein 24/7 Job, und man musste sich vorher überlegen, ob man seine Zeit damit füllte. Kara hatte es getan, und bis zu diesem Tag kein bisschen davon bereut - doch, je weit die HYDRA sich in SHIELD eingeschlichen hatte, fing sie vielleicht demnächst damit an.

Den Anzug angezogen wollte sie gerade ihre zivilen Klamotten zurück in die Tasche stopfen, als sie erneut die Umrisse der Phiole an ihrer Hand fühlte.

Konnte sie es riskieren? Sie befand sich so oder so auf einem Selbstmordkommando - würde sie das Serum nehmen, hatte wenigstens Clint eine Chance unversehrt zu seiner Frau zurückzukehren. Es war ja nicht so, als hätte sie irgendein Leben, in das sie zurückkehren könnte, sobald das hier vorbei war.

Das Serum musste in ihr Blut gelangen, oder? Als hätte sie jemals Angst vor Blut gehabt.

Zehn Minuten später kam sie aus der Tür heraus - an ihrem rechten oberen Arm stand der Ärmel etwas ab, wo sie eben noch ihre eigene Haut aufgeschnitten hatte. Im Schnellschritt ging es weiter zu einem Metro-Eingang.

"Was hat das so lange gedauert?", witzelte Clint, obwohl sie ihm seine Anspannung in der Stimme anmerkte.

Kara schmunzelte, während die Wunde an ihrem Arm von dem Kontakt mit dem Serum noch brannte. "Du weißt schon, Mädchenprobleme."

Kara I | 𝐇𝐚𝐰𝐤𝐞𝐲𝐞Where stories live. Discover now