Kapitel zwei - Adele ist nichts im Vergleich zu Brandstiftung

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Kara drehte sich in ihrem Bett umher wie ein Dönerspieß. Als Europäerin, wie sie eine war, hatte sie kaum Ventilatoren in ihrer Wohnung, was eines der Gründe war, wieso sie nassgeschwitzt unter einer Decke lag - denn ohne Decke konnte sie nicht schlafen - und nicht schlafen konnte.

Bei ihrem Einzug hatte sie gesagt, dass sie im Balkan gewohnt hatte und solche Temperaturen gewohnt war, doch je mehr Zeit sie in Frankreich verbrachte, desto mehr hasste sie sich für dieses Statement.

Wem machte sie etwas vor? Hitze war das schlimmste, was es auf der Erde gab.

Schließlich gab sie auf und setzte sich auf. Neben ihrem Bett stand ihr CD-Spieler und das letzte, was sie nach einer langen Nacht gehört hatte, war Adele. Die depressive Episode war vorbei, doch sie war zu faul, um das Licht anzumachen und eine andere CD zu suchen, also drückte sie auf Play und hoffte, dass sie nicht wieder in eine neue depressive Episode fallen würde.

Sobald der erste Song anfing zu spielen, hörte sie von dem Apartment über ihr seltsame Geräusche. Es war nicht die Art "Einbrecher"-Geräusch, nur Sex. Dies taten ihre Nachbarn erstaunlich oft dafür, dass einer von ihnen eigentlich immer auf Reisen war.

Sie seufzte und ließ sich von Adele wieder traurig machen.

Nicht, dass sie mit irgendwas, das die Frau da sang, eine Situation in ihrem Leben hatte, die der des Songs ähnelte. Statt in zwei "hotte" Männer gleichzeitig verliebt zu sein, brachte sie eher zwei Männer in einer Nacht um, weil es ihr Job war. Das einzige Drama in ihrem Leben, das sie mit Adele mitfühlen ließ, war ihre kleine Ausreißer Phase, angefangen mit 17, als sie aus dem Haus ihrer Adoptivfamilie ausgebrochen war, um mit einem Mädchen aus ihrer Schule durchzubrennen, die eine ähnlich beschissene Kindheit hatte. Marie und sie hatten ein paar schöne Jahre der regulären Kriminalität in den unterschiedlichsten Städten und Ländern. Wenig später hatte sich Kara SHIELD angeschlossen. Sie hatte sie nie wiedergesehen.

Kara musste feststellen, dass sie hungrig war. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es 4:00 Uhr nachts war. Wenn es keine Delusion war, die sie in der Basis erlebt hatte, und Jerry und Durant wirklich vor hatten, die Basis zu sprengen, hatte sie ein großes Problem - oder mehrere, je nach dem ob die beiden wussten, dass sie es wusste.

War sie high oder so, dass sie das nicht wirklich interessierte? Oder war es der Schlafmangel?

Adele fing an den Refrain von Someone Like You zu schmettern. Sie öffnete den Kühlschrank - nichts. Natürlich hatte sie das Einkaufen vergessen.

Eis wäre jetzt cool, schoss ihr durch den Kopf, sodass sie das Eisfach unter ihrem Kühlschrank öffnete und eine Dose Haselnusseis heraus holte.

Eigentlich mochte sie dieses Eis nicht, was der einzige Grund war, wieso dieses Eis noch existierte, doch sie hatte eben Bock auf ein Eis und dann würde sie auch ein Eis essen.

"Was mache ich hier?", murmelte sie zu sich selbst, während sie mit einem Löffel in der Hand an ihrem Esstisch platz nahm und den Deckel abnahm.

Für einige Minuten saß sie da, aß Eis und dachte darüber nach, wie sie eigentlich gerade ausrasten sollte, während Adele im Hintergrund weiter von Herzschmerz und Jungs sang. Vielleicht sollte sie sich mal wieder eine neue CD  holen - immer die gleichen hören war langweilig.

Auf der anderen Hand hatte sie gerade auch echt andere Probleme, als ihre Anzahl von CDs in ihrem Zuhause.

Von Adeles Melodramatik auf einmal genervt, stand sie auf, um die CD aus zu stellen. Gleichzeitig hörte sie durch die echt dünnen Wände, wie Schritte auf ihre Wohnungstür zukamen.

"Oh scheiße, sie sind hier", redete sie mit sich selbst, als wäre sie in einem Film, wo es nötig wäre, dies noch einmal sagen zu müssen.

Aus ihrem Nachtschränkchen holte sie eine Schosswaffe, die für absolute Notfälle war. Schließlich gab es in Europa andere Regeln zur Pistolenhaltung. Würde sie in der Öffentlichkeit jemand mit so einer Waffe sehen, würden sie sie für eine Terroristin erklären und wegsperren, wenn sie keine extrem strikte Bescheinigung aufweisen konnte. Auf einer Mission in der USA allerdings würde es die Bürger nicht einmal groß stören. Ab da an wusste sie, dass sie nie mehr länger dort bleiben würde, als sie müsste.

Für einen kurzen Moment fragte sich Kara, ob ihre Angreifer wohl die Nachtruhe respektieren würden. Dieser Gedanke verflüchtigte sich aber schnell, als ihre Tür eingetreten würde, und jemand in ihre Wohnung stürmte, als gäbe es hier kostenlose Tickets für ein One Direction Konzert.

Unter ihrem Bett holte sie einen kleinen Rucksack hervor, der für den Notfall vor einem Jahr gepackt wurde, und schnallte ihn sich um. Die Schritte in ihrem Apartment wurden lauter, kamen direkt auf das Schlafzimmer zu.

Der daraufhin folgende Kampf mit dem wuchtigen Jerry, der wohl doch seine Chance zum persönlich-Kara-umbringen bekommen hatte, endete in einem mehr oder weniger freiwilligen Feuer, das dadurch entstanden war, weil Kara ein Feuerzeug auf dem Boden gefunden hatte, und Jerrys Bart damit angezündet hatte.

Dieser hatte dann aufgeschrien und hatte das Feuerzeug auf den Boden geworfen, wo der hölzerne Boden Feuer gefangen hatte. Sie konnte aus ihrem Fenster springen und spielte aus Versehen Bowling mit den Tonnen für den Papiermüll, der morgen abgeholt werden sollte.

"Autsch", murmelte Kara und rieb sich die Schulter, auf der sie schmerzhalft gelandet war.

Der Feuerallarm schallte los. Bald würde die Feuerwehr kommen.

Kurz dachte sie darüber nach, dass Adele und all ihre anderen Alben nun mit ihrem Besitz brennen würde. Würde ihr ganzer Körper nicht weh tun, wäre sie jetzt sentimental geworden.

Doch es gab keine Zeit, um jetzt darüber weinerlich zu werden. Sie brauchte Hilfe - nie im Leben würde sie mit weiß Gott wie vielen Leuten aus einer Nazi-Sekte allein fertig werden.

Und sie wusste auch schon genau, wen sie aufsuchen würde.

Aber erst einmal sollte sie von hier verschwinden.

Kara I | 𝐇𝐚𝐰𝐤𝐞𝐲𝐞Where stories live. Discover now