⚽️17|Ohnmachtsanfälle und wahre Worte

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Ich hatte mir dieses Gefühl der Glückseligkeit länger erhofft. Aber schon mittags am nächsten Tag fingen Marlon und Leon, die wir zufälligerweise entdeckt hatten, sich zu prügeln. Aus Eifersucht. Wahrscheinlich. So ganz kam ich nicht mehr mit, aber es hatte auf jeden Fall etwas mit Horizon zu tun und betraf somit nur die beiden Brüder, Horizon und wahrscheinlich Vanessa.

Vanessa, die plötzlich wieder auftauchte, als wir gerade frühstückten. Zwei Stunden nach Vanessa waren auch Lena und Maxi wieder vor uns gestanden, was bedeutete, dass wir nun wieder komplett waren.

Für einen kurzen Moment waren wir wieder vereint. Dann verließ uns Marlon und war von nun an einer der Silberlichten, gegen welche wir am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang spielen sollten.

Die Arme verschränkt legte ich den Kopf schief, während Marlon rüber zu Horizon und Jaromir trat. Aber auch meine Freundinnen waren höchst verwirrt. „Langsam bitte, ich komme nicht mehr mit.", murmelte Lena, die blauen Augen zusammengekniffen. „Wann ist das alles passiert??" Jojo sah mich fragend an, aber ich konnte nur mit den Schultern zucken.

„Wieso ist er auf Leon sauer, aber nicht auf Horizon? Wenn die beiden sich wirklich geküsst haben, kam es doch von beiden Seiten. Und von einer wahrscheinlich mehr also von der anderen." Fasziniert sahen wir alle zu Rini. „Das ist echt schlau was du da gerade gesagt hast." Hörten wir plötzlich Dinas Stimme und drehten uns zu ihr. Rini grinste. „Danke."

Sie GRINSTE!

„Morgen früh, bei Sonnenaufgang!" unterbrach uns Jaromir, Eriks Bruder, „Wir spielen auf dem ganzen Feld, alles ist erlaubt. Und wenn ihr verliert, weißt du ja was zu tun ist." Er sah erst zu Leon, dann auf eine gruselig aussehende Maschine, die sich als die Tätowiermaschine entpuppte.

„Verlierer, Verräter", murmelte ich leise, lenkte trotzdem die ganze Aufmerksamkeit auf mich. „Sieh mal einer an, wer sich da informiert hat.", Jaromir lächelte schäbig, „Willst du auch ein schickes Tattoo?" Ich schluckte. Auf keinen Fall wollte ich das. „Ich-" „Sehr schön, dann bekommst du auch eins, wenn ihr verliert. Noch jemand?"

Die Stille war ohrenbetäubend. Niemand wagte es, sich zu bewegen, bis die Silberlichten den Rückzug antraten. In meinen Ohren rauschte das Blut, schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen und kalter Schweiß trat auf mein Gesicht. Das Flüstern der anderen rückte in den Hintergrund, dann kippte ich zur Seite.

***

„Charlotte."

„Du musst Charlie sagen, sonst wacht sie nie auf!"

„Einen Scheiß muss ich. Charlotte!"

Etwas Nasses, kaltes traf meine Stirn und ich schlug die Augen auf. Das erste was ich sah, war Markus' herausforderndes Gesicht, das Lena anblickte, die gerade die Augen verdrehte und den Kopf schüttelte.

„Ich will kein Tattoo."

Meine Stimme klang kratzig und leise, aber es reichte, damit die beiden zu mir schauten. „Du bekommst auch keins, wir werden nämlich gewinnen." Markus half mir mich aufzusetzen, bevor er mir etwas zu trinken gab.

Lena verschwand mit den Worten, sie würde den anderen Bescheid geben, aus dem Zelt. „Und wenn nicht?" Fragte ich, nachdem ich etwas getrunken hatte, mit kratziger Stimme.

„Hey, wo ist dein Optimismus hin? Deine wir-werden-gewinnen-Einstellung?" „Oh, sie ist verschwunden. Sind sie beide. Vor langer Zeit." „Das ist schade, das bedeutet, dass wir alle bald nicht mehr daran glauben."

Ich runzelte die Stirn. Was hatte meine Stimmung mit den anderen zu tun? Ich war nicht so einflussreich und auf mich hören würde auch niemand. „Du bist der Kleber", lächelte Markus, als hätte er meine Gedanken gelesen, „Du hältst uns irgendwie zusammen." Ich schüttelte den Kopf. „Nicht mehr."

„Okay, hör zu: Ich hab gemerkt, dass du seit letztem Jahr irgendwas hast, und es ist okay, wenn du es mir nicht erzählen willst, aber", er machte eine Pause, setzte sich neben mir auf einen Schlafsack und schaute mich von der Seite an, „behandle dich nicht so, als wärst du nichts wert."

Ich schluckte, starrte auf meine Hände, zu Markus und wieder auf meine Hände. „Wann bist du unter die Poeten gegangen?", wollte ich mit einem nervösen Lachen als Ablenkungsmanöver wissen, aber Markus sprang nicht drauf ein. „Charlie, was denkst du wieso Maxi und Lena wieder da sind? Wieso Rini mittlerweile nicht mehr lügt, wenn sie gefragt wird, ob sie auf einen Jungen steht? Wieso", er stockte und 'nun war er es, der meinem Blick auswich, „Wieso ich noch hier bin?"

„Wo solltest du sonst sein?" Markus lachte frustriert auf und hob die Schultern. „Keine Ahnung! Aber ohne dich und Dina wäre ich schon längst nach Neuseeland ausgewandert. Ohne dich-" Schulterzuckend brach er den Satz ab.

Langsam musterte ich ihn. Ließ mir Zeit jede Falte, jede Sommersprosse seines Gesichts einzeln anzusehen. „Du würdest noch gar nicht allein nach Neuseeland kommen." Meinte ich dann und sorgte dafür, dass Markus laut aufstöhnte.

„CHARLIE!"

Ich grinste. „Ich mag es, wenn du Charlie zu mir sagst." Lachend verdrehte er die Augen. „Ich weiß." „Mach das öfter." „Nein. Erst wenn wir gewonnen haben."

𝘊𝘩𝘢𝘳𝘭𝘰𝘵𝘵𝘦 - 𝘋𝘦𝘳 𝘒𝘭𝘦𝘣𝘦𝘳 -- 𝘉𝘢𝘯𝘥 4 ✍︎Where stories live. Discover now