31. Kapitel

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     Meine Welt wankte einen Moment, ehe ich begriff, was er da gerade von sich gegeben hatte. Im ersten Moment starrte ich ihn an und war mir unsicher, ob ich seinen Worten Glauben schenken sollte, doch seine Stimmt war voller Ernst und sein Blick war entschlossen. Blinzelnd sah ich ihn an und versuchte seine Worte zu verarbeiten. Es war das, was ich mir insgeheim immer gewünscht hatte, seit wir hier waren, doch jetzt, wo es passieren sollte, war ich mir plötzlich so unsicher.
    »Aber du-«, setzte ich zum Widerspruch an, wurde aber von Dardan unterbrochen. »Kein Widerspruch. Damir hat mir geholfen ein passendes Mittel zu finden, das funktioniert, ich habe es schon mit ihm auf seinem Boot ausprobiert. Deswegen war ich öfter weg in den letzten Tagen, weil ich sehen musste, ob es wirklich funktioniert. Das tut es. Außerdem habe ich ihm beim Einbauen geholfen und habe ihn in der Werkstatt oft besucht, weil wir diskutiert haben, wo der Radio hin soll und wie groß er sein soll. Ich weiß, dass du dachtest, ich würde dich ausschließen, aber so war das nicht.«
     Mein Herz pochte wie wild und Tränen brannten in meinen Augen. Vaughn, Sita und Damir zogen sich langsam zurück, um uns den Freiraum zu geben, den Dardan und ich in diesem Moment dringend brauchten. Sehr dringend. Es gab so viel, dass ich ihm sagen wollte, so viel, dass ich ihm sagen musste.
     »Es tut mir leid, dass ich dir dieses Gefühl gegeben habe. Das tut es wirklich. Nur ich konnte dir die Tüten nicht zeigen, da dort auch Geschenke für dich drinnen waren und das aufgefallen wäre. Es tut mir wirklich leid, Mika«, beendete er seine Ansprache und sah nervös aus. Mit ein paar Schritten war ich bei ihm und hatte meine Arme um ihn geschlungen. Im ersten Moment wirkte er überrascht, dann erwiderte er lächelnd meine Umarmung und küsste meinen Kopf.

     »Danke. Für alles.« Meine Stimme war heiser und trocken, weswegen ich mich räusperte, doch Dardan schien das nicht zu stören, er presste mich nur noch fester an sich. Die Welt existierte in diesem Moment nicht mehr. Es gab nur uns beide, hier und jetzt auf diesem Steg, wie wir uns umarmten. Erst nach einer Weile löste ich mich von ihm. »Wie sieht der Plan aus?« , hakte ich nach. Dardan zuckte mit den Schultern. »Es ist dein Boot. Ich kenne mich hier nicht aus. Wir haben den ganzen Tag Zeit etwas zu machen.«
     Ich grinste, während sich eine Idee in meinem Kopf formte. »Hast du Lust eine Inselrundfahrt zu machen?«, hakte ich nach. Überrascht blinzelte Dardan, dann nickte er. »Wenn das dein Wunsch ist.« Ich lächelte und etwas später fuhren wir vom Campingplatz weg. Wir hatten den ganzen Tag Zeit und er hatte an alles gedacht. An Essen, an Trinken, ja sogar an etwas Sprit, falls der andere unterwegs knapp werden würde, obwohl der Sprit für eine Rundfahrt reichen sollte, da wir bei Osor wieder herauskommen würden, was dafür sorgen würde, dass wir eine Tankstelle hatten.
     Geld war auch an Bord und er hatte an alle wichtigen Papiere gedacht, von denen mir gar nicht richtig aufgefallen war, dass er sie genommen hatte. Dardan hatte an alles gedacht. Sogar an meine Cap und an Sonnencreme. Meine Wut verrauchte. Zumindest für diesen Moment. Die ganzen letzten drei Tage hatten mich emotional so aufgewühlt, dass ich Mühe und Not hatte, meine Aufruhr wieder unter der Ruhe zu vergraben.

     Das Bootfahren half dabei. Ich genoss den Wind in den Haaren, die Meeresbrise in der Nase und den Anblick von Dardan, wie er vorne am Bug saß und lächelte. Er lächelte mir zu, da er mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzen musste. Mein Herz geriet ab und an ins Stolpern bei diesem verfluchten Lächeln, doch das würde ich ihm nicht zeigen. In den letzten drei Tagen war eine Kluft zwischen uns entstanden, von der ich nicht ganz sagen konnte, ob sie je wieder gehen würde.
     Sie war da. Momentan war sie kleiner geworden und ich wusste, dass ich nur die Hand ausstrecken musste, um ihn zu erreichen. Und obwohl Dardan mir seinen Beweggrund erklärt hatte, war da diese Stimme in meinem Kopf, die mir sagte, dass er rennen würde, sobald er alles erfahren würde. Die Selbstzweifel hatten begonnen sich in den letzten drei Tagen zu bilden und ihre Stimme war lauter und lauter geworden, mit jeder Sekunde, in der Dardan mir das Gefühl gegeben hatte, ausgeschlossen zu sein.
     Nun stand hier am Steuerrad und lenkte das Boot in Richtung der Muschelzucht. Dardan sah sich immer wieder um und lächelte breit. Er schien das Bootfahren zu genießen. Für eine Sekunde sah ich ein Bild der Zukunft vor meinen Augen aufblitzen. Ein Bild, dass mir einfach nicht mehr aus dem Kopf entspringen wollte. Dardan und ich, wie wir auf in Zukunft zusammen Bootfuhren und ich ihm alles zeigte.

Das Rätsel der LiebeOnde histórias criam vida. Descubra agora