25. Kapitel

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     Die Freude kam nicht. Selbst als ich bereits in einer anderen Bucht in der Nähe von Valun war, kam die Freude nicht. Auch nicht, als ich um die Ecke fuhr, hinaus aufs offene Meer und den Leuchtturm sah, wurde es nicht besser. Ich sah das offene Meer, sah die Freiheit vor mir und doch fühlte ich sie nicht. Ich sah sie, doch konnte sie nicht greifen. Mein Kopf war so sehr damit beschäftigt mich daran zu erinnern, dass Dardan nicht da war und das ich ihn dabei haben wollte. Denn das wollte ich. Ich wollte ihn dabei haben. Doch er war nicht hier. Und ich hasste es. Ich hasste es, dass er nicht hier war. Ich hasste es wirklich.
     Meine Wut steigerte sich erneut. Ich wollte meine Freude von niemanden abhängig machen und doch tat ich es. Meine Freude war von seiner Anwesenheit abhängig, wie ich feststellte. Und das... das machte mir Angst. Große Angst. Denn noch nie hatte ich meine Gefühle im Allgemeinen von jemanden abhängig gemacht. Jetzt aber war es so und ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen sollte. Wie sollte ich denn damit umgehen? Gab es eine Anleitung, der ich folgen konnte, damit ich es rückgängig machen konnte? Gab es das? Ich wusste es nämlich nicht.
     Meine Gedanken drohten sich zu überschlagen. Schnell wimmelte ich diese Gedanken aber ab, als mir Verkehr entgegenkam und ich meine Aufmerksamkeit darauf lenken musste. Als ich diese Aufgabe aber ein paar Minuten später nicht mehr hatte, dachte ich wieder daran, dass er nicht da war. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es gerade mal 14:00 Uhr war. An Zurückfahren war noch nicht zu denken, oder?

     Dabei könnte ich noch Stunden fahren und an meinen Gefühlen würde sich nichts ändern. In einer Sekunde entschied ich mich einfach wieder zurückzufahren und nicht weiter Sprit zu verbrauchen. Die Rückfahrt war nicht besser, nur dass ich jetzt ein klares Ziel vor Augen hatte. Von hier aus konnte man den roten Turm sehen, der den Campingplatz kennzeichnete. Mein Blick starr darauf gerichtet fuhr ich weiter, nur um anzuhalten, als ich etwas durch die Wasseroberfläche brechen sah.
     Ich blinzelte, unsicher ob ich es wirklich gesehen hatte. Mein Hirn konnte mir auch einen Streich spielen. In der nächsten Sekunde ertönte ein vertrautes Schnauben und dann sah ich wieder eine Rückflosse durch die Wasseroberfläche brechen, dann noch eine und noch eine. Wie von selbst drosselte ich das Tempo, bis ich den Motor ganz ausstellte. Vollkommene Ruhe legte sich über die Stelle, an der ich war. Ich war allein. Niemand war hier. Die anderen waren schon zu weit weg, um das hier zu sehen.
     Eine Gruppe von Delfinen schwamm von Richtung Valun in Richtung der Muschelzucht. Nur ein paar Meter von meinem Boot entfernt. Mein Herz klopfte wild in meiner Brust, während ich das Spektakel beobachtete. Es waren unzählige Delfine. Lächelnd beobachtete ich sie dabei, wie sie dorthin schwammen, froh darüber, mich entschieden zu haben, jetzt nach Hause zu fahren.

      Eilig holte ich mein Handy hervor, um ein Video zu machen. Ein Bild konnte man nur mit einer hochwertigen Kamera machen. Ein Video wäre besser. Eine Minute nachdem ich begonnen hatte zu filmen, entschied sich ein Delfin dazu zu springen. Mit offenem Mund sah ich ihm dabei zu. Es war nicht das erste Mal, dass ich Delfine sah. Ich hatte sie schon oft in meinem Leben gesehen und doch war ich jedes Mal wieder verzaubert von ihnen. Ich konnte nie anders als hinzusehen.
     Leider hatte das zur Folge, dass ich Delfine oder generell Meerestiere nicht mehr in Aquarien oder so schön finden konnte. Einst waren mir mit der Schule in einem Aquarium in Genuau gewesen und dort haben wir eine Delfinshow angesehen. Vor allen hatte ich angefangen zu weinen, weil es mich traurig gemacht hatte, sie in diesem kleinen Becken zu sehen, wo sie für Fisch Tricks machen mussten, obwohl sie das auch ohne Bestechung tun würden. Ich hatte geweint und geweint und geweint.
     Die Show hatte abgebrochen werden müssen, weil ich schließlich auch noch in Ohnmacht gefallen war, so viel geweint und geschrien hatte ich. Ich konnte so etwas einfach nicht sehen und spendete Geld an Organisationen, die dafür sorgen wollten, dass in vielen Ländern keine Tiere mehr aus freier Wildbahn, denen es gut geht, in Aquarien gesperrt werden. Zusätzlich spendete ich noch an eine weitere Organisation, die sich darum kümmerte, dass Tiere artgerecht gehalten wurden und wenn das bei manchen Aquarien nicht der Fall war, mussten sie Strafe zahlen und zusätzlich das Becken vergrößern oder eben ein Tier auswildern, sofern es dafür geeignet wäre.

Das Rätsel der LiebeWhere stories live. Discover now