22. Kapitel

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     Dicke Wolken bedeckten den Himmel und verdeckten jegliches Sonnenlicht, dass ich mir erhofft hatte. Eine Brise wehte über die Insel und trug warme Luft mit sich. Es war schwül. Stickig. Fast schon wünschte ich mir die Wolken davon, einfach nur, damit es nicht mehr so schwül war. Dardan hatte bereits beide Fenster offen, doch auch im Auto wurde die Luft dadurch nicht besser. Trotzdem war es ein guter Tag, die Insel zu erkunden. Momentan begann ich damit ihm Valun zeigen zu wollen.
    Ein kleines Städtdchen, in dem eine Folge von einer berühten Serie gedreht wurden war, deren Name mir aber nicht einfallen wollte. Dardan folgte brav meinen Anweisungen, wobei ich mir vorkam wie ein Navi. Immer wieder sagte ich ihm, wann er ungefähr abbiegen musste. Er schmunzelte bei jeder weitern Anweisung. Sein Lachen hielt er aber schön brav zurück. Als wir endlich am Parkplatz hielten, sah er in meine Richtung und grinste. Lächelnd verdrehte ich die Augen, ehe ich ausstieg.
    Schwüle, hitzige Luft kam mir in entgegen und ich bemerkte, dass sich meine Haare kräuselten. Seufzend lief ich mit Dardan die Ansteige hinab, die wir später wieder nach oben laufen mussten. Davor graute mir. Doch das sagte ich ihm nicht. Dardan würde die Steigung vermutlich nicht mal bemerken, bei den Muskeln die er hatte. Vermutlich würde er nicht aus der Puste sein. Da Valun sehr klein war, zeigte ich ihm nur den „Hafen", mit den ganzen Restaurants und dem kleinen Campingplatz.

     Dardan hörte aufmerksam zu und nickte immer wieder. Interessiert sah er sich um. Eine Weile liefen wir an der Promenade entlang. Dardans Blick glitt immer wieder zum Wasser. Da das Wetter nicht gerade einladend, wirkte auch das Wasser nicht einladend. Jedenfalls für manche. Ich allerdings konnte mir bei dieser schwülen Hitze gut vorstellen, jeden Moment in das Wasser zu springen, einfach nur um mich abzukühlen. So sah jedenfalls der Plan aus. So oder so ähnlich.
     Es war wirklich schwül. Viel zu schwül. Nachdem wir in Valun alles Wichtige gesehen hatten, liefen wir wieder zurück. Die Ansteige lachte mir ins Gesicht, als ich sie erreichte. Meine Beine wollten jetzt schon nicht, obwohl ich noch nicht mal einen Schritt der Ansteige erklommen hatte. Valun war eine Stadt in der Anhöhe. Natürlich war es das Logisch, dass man ab und an nach oben laufen musste. Die Leute hier waren das gewohnt. Sie lebten hier.
     Ich allerdings nicht. Recht sportlich war ich nicht. Das würde ich auch nie sein und es auch nie werden. Niemals. Dardan neben mir wirkte nicht im Mindesten angestrengt, als wir die erste Kurve erreichten. Seine Brust hob und senkte sich in gleichmäßigen Atemzügen und der Schweiß, der auf seiner Stirn glitzerte, war dort schon vorher gewesen. Ich keuchte aber bereits, als hätte ich einen Marathon hinter mir.

     Als wir um die Ecke bogen konnte ich das Ziel schon sehen, was meine Beine aber nicht gerade schneller vorantrieb. Im Gegenteil. Eher noch langsamer. Zwar hatte ich das Ziel vor Augen, doch irgendwie... irgendwie wollte ich nicht schneller werden. Nicht so ganz jedenfalls. Dardan neben mir atmete nun auch schneller, keuchte aber nicht so wie ich. Für ihn schien das ein Aufwärmtraining zu sein, während es für mich schon das Training war.
     Als wir endlich am Auto waren, fühlten sich meine Beine verdammt schwer an und ich lehnte mich an das Auto, während ich einen großen Schluck aus meiner Wasserflasche nahm. Grinsend lehnte Dardan sich neben mich. Am liebsten hätte ich ihm dieses Grinsen aus dem Gesicht gewischt. »Du siehst süß aus mit so roten Wangen«, hauchte Dardan und sah mich an. Eigentlich hatte ich Spott in seiner Stimme erwartet, doch statt Spott schlug mir Wärme und Zuneigung entgegen, was mich etwas aus der Bahn warf.
     Nach seinem Grinsen nach zu urteilen hatte ich wirklich gedacht, dass er lachen würde oder sagen würde, dass ich mehr Sport machen müsste, doch er sagte weder das eine noch das andere. Mein Herz schlug schneller. Ich konnte es nicht ganz glauben... Eilig nahm ich noch einen Schluck, da ich das Gefühl hatte, mein Mund würde sich der Wüste angleichen. »Wo fahren wir als nächstes hin?«, fragte er mich.

     Nun war ich es, die grinsen musste. »Das siehst du, wenn wir da sind«, erklärte ich. Schmollend schob er die Unterlippe vor und musterte mich von Kopf bis Fuß. Ich blieb standhaft. Wenigstens war mein Durchhaltevermögen in dieser Hinsicht besser. Doch als er mich so flehend ansah, wie ein Hund einen ansah, wenn er Leckerlies wollte, musste ich den Blick abwenden und einsteigen. Diese Blicke waren doch unfair... man sollte sie verbieten. Generell sollte man Dardan schon Strafe zahlen lassen.
     Einfach dafür, dass er so umwerfend war und einem das Herz mit seinem Lächeln stahl. Das war doch nicht gerecht. Das war unfair. Ich hatte mich ja nicht mal vorbereiten können... Meine Gedanken drehten sich. Und wie sie sich drehten. Alles drehte sich auf einmal. Als Dardan allerdings einstieg, wurde ich ruhig. Komplett ruhig und sah ihn an. Nach einer Sekunde startete er den Motor, der mit einem Ruck zum Leben erwachte, dann sah er mich an. Grinsend derigierte ich ihn aus der Parklücke. »Bitte fahren Sie rückwärts, bis sie aus der Parklücke heraussind.«

Das Rätsel der LiebeWhere stories live. Discover now