Kapitel 77 - Das schönste Geschenk

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Und plötzlich war es, als wäre das letzte Jahr nicht gewesen. Was ein Kuss alles ausmachen konnte.

Doch natürlich lag es nicht an dem Kuss allein, schließlich hatten wir uns auch in Hogwarts schon geküsst. Es war mehr das, was in mir passiert war. In uns. Dass wir jetzt wussten, dass wir eine gemeinsame Zukunft hatten. Wenn wir sie wollten. Und dass wir einander so nahmen wie wir waren. Mit aller Verschiedenheit. Und plötzlich sah ich, dass wir niemals so verschieden gewesen waren. Eigentlich waren wir uns sogar sehr ähnlich.

Und - kommen wir zum Punkt - das Feuer verzehrte mich wieder. Als wir, vom Schnee durchnässt, wieder nach drinnen gingen, schlugen wir wie automatisch den Weg nach oben ein.

Mir saß das Herz in der Kehle und meine Hände wurden feucht. Ich hoffte so sehr, dass er mich zu sich bat; dass er mich genauso wollte wie ich ihn.

All die verzehrenden Monate sehnsüchtiger Gedanken ballten sich in meinem Magen zu einem festen Knoten zusammen. Und eine Etage darunter machte sich ein verräterisches Ziehen breit.

Wir kamen im ersten Stock an und ich wandte mich erwartungsvoll zu ihm um. Für einen Moment schien er nicht zu wissen, was er tun sollte. "Der Tag ist noch lang. Vielleicht sollten wir wirklich einen Ausflug unternehmen."

Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erinnerte ich mich daran, dass ich etwas antworten sollte. "Ja, warum nicht."

"Dann schlage ich vor, wir ziehen unsere nassen Sachen aus und treffen uns in einer halben Stunde im Foyer."

Ich brachte nur ein Nicken zu stande, ehe ich, wie betäubt vor unerfülltem Verlangen in Richtung meines Zimmers wankte.

Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, setzte ich mich deprimiert auf mein Bett. Was war nur los? Ich hatte draußen geglaubt, alles wäre zwischen Draco und mir wieder beim alten. Doch da war immer noch diese Distanz, dieses Krampfige.

Wollte er mich nicht mehr? Er hatte sein Verlangen doch sonst immer so deutlich gezeigt. Warum hielt er mich plötzlich derart auf Abstand? Meine Sehnsucht nach ihm brachte mich fast um den Verstand.

Resigniert begann ich langsam, mich aus den nassen Sachen zu schälen. Als ich nur noch in Unterwäsche im Raum stand, flog plötzlich die Tür so heftig auf, dass sie lautstark gegen die Wand schlug, ehe sie wieder ins Schloss geworfen wurde. Ich stieß einen erschrockenen Schrei aus, ehe Draco mich ungestüm an sich riss und seine Lippen auf meine presste.

Der Knoten in meinem Magen zog sich fester. Endlich. Ich antwortete ihm mit demselben rohen Verlangen, das beinahe an Gewalt grenzte. Er löste sich von mir und knurrte: "Ist es zu früh? Wage es ja nicht jetzt ja zu sagen!"

Ich lachte heißer auf. "Es war fast schon zu spät."

Und wieder zog er mich an sich. Ich spürte seine nasse Kleidung auf meiner nackten Haut und die Kälte zusammen mit dem Gefühl seiner Muskeln war seltsam erregend.

Er ließ seine Hand über meinen Hals gleiten, über mein Schlüsselbein bishin zu meiner Brust. Beinahe besinnungslos vor Verlangen keuchte ich auf. Es war, wie ich es in Erinnerung hatte, als würde mich ein wildes Tier fressen und nichts von mir übrig lassen.

Trotzdem merkte ich auch, dass er zögerte und sich krampfhaft zurückhielt. Dass er nicht so ungebremst leidenschaftlich war wie er wollte. Ich konnte es unter der Oberfläche brodeln spüren.

Ich löste mich von ihm und sah in seine aufgewühlten grauen Augen. "Halt dich nicht mehr zurück! Ich will dich!"

Da stieg Verzweiflung gepaart mit unbändiger Gier in seine Augen und er stieß mich auf das Bett zurück. Was für andere erschreckend gewesen wäre, hieß ich willkommen. Ich liebte es, wenn er das Ruder übernahm und gab mich ihm bedingungslos hin.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt