Kapitel 10 - Im Fuchsbau

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Ich tauchte in die Behaglichkeit meines Zuhauses ab wie eine Halberfrorene sich in ein heißes Bad sinken lassen würde. Im Fuchsbau fiel es leicht, den Rest der Welt zu vergessen. Ich bemerkte, dass es Harry ähnlich erging, der hier zu einem lebenslustigen, humorvollen Jungen wurde, den ich so an ihm nie wahrgenommen hatte.

Die Weihnachtsstimmung tat ihr übriges. Obwohl aus Moms  Radio von früh bis spät Celestina Warbecks Klassiker "Ein Kessel voller heißer Liebe" ertönte, störte sich niemand daran.

Am Weihnachtsmorgen war das Haus voller Stimmen, weil Charlie, Bill, Percy, Fred und George angereist waren. Sie lieferten sich gerade mit Harry, Ginny und Ron eine Quidditchpartie im Garten. Ich hörte, wie Fred und George Percy aufzogen. "Seht euch unseren ehemaligen Schulsprecher an. Es scheint fast virtuos, wie er immer wieder vom
Besen fällt."

Ich hatte mich ausgeklinkt  und trat zu Mom, die in der Küche schon das herrliche Abendessen vorbereitete. Sie schwang fröhlich ihre Hüften zu ihrem Lieblingslied und summte vor sich hin, als gäbe es für sie kein größeres Vergnügen in der Welt, als für uns alle kochen zu dürfen. 

Ich trat neben sie an den Herd. "Willst du nicht etwas mit den anderen in den Garten gehen, Liebes? Du siehst so blass aus."

"Mir geht's gut, Mom", erwiderte ich, was für dieses Mal nicht mal gelogen war. "Ich wollte dir etwas zeigen."

Sie drehte sich lächelnd zu mir um und ich drückte ihr das Foto in die Hand, das Slughorn  an Halloween von Harry und mir gemacht hatte. Das Foto, das ich von Draco genommen hatte. Ich wollte es nicht haben. Gleichzeitig ahnte ich, was es Mom bedeuten würde.

Und ich täuschte mich nicht. Sie griff danach und fasste sich ans Herz. "OH Kim! Ihr seht einfach wunderbar aus. Das Kleid steht dir wirklich perfekt. Und ihr seid so ein schönes Paar."

"Wir sind nicht wirklich ein Paar", murmelte ich vorsichtig.

Sie warf mir ein wissendes Lächeln zu, das nur Mütter in Perfektion beherrschten und ging nicht weiter auf meinen Einwand ein. "Ich bin so froh. Ich meine, er ist so ein netter Junge."

Ich lächelte sie an und war das erste mal seit Wochen völlig aufrichtig in meinen Worten. "Ich weiß nicht, was mir nicht an ihm gefällt."

"Na siehst du, Liebes", sagte sie warm und drückte kurz meine Hand. "Wenn du es nicht willst, stelle ich das Foto nicht auf den Kaminsims, obwohl ich es gern möchte. Ich weiß, die Zeiten sind schwierig. Aber genau jetzt, muss man seine Wahrheit leben. Das ist das aller wichtigste."

Ich sah sie bang an. "Mom, ich habe Angst, dass ich meine Wahrheit nicht kenne."

Sie sah mich mitfühlend an. "Du bist jung, natürlich tust du das nicht. Darum musst du es ausprobieren, um es herauszufinden."

"Was, wenn ich dabei Menschen verletze?"

Sie seufzte schwer. "Kim, in dieser Welt ist es unmöglich, unsere Liebsten nicht zu verletzen. Glaub mir, egal was du tust, du wirst sie treffen. Und sie treffen dich. All das geschieht, auch wenn wir einander lieben."

Mit Entsetzen spürte ich den Kloß in meinem Hals aufsteigen und räusperte mich angestrengt. "Kann ich dir noch bei irgendetwas helfen?"

Sie sah mich wissend an. "Geh einfach nach draußen und amüsier dich, mein Kind. Das ist alles, was ich von dir verlange."

Ich nickte. Mein Herz war so voller Liebe, dass ich es beinahe nicht mehr aushalten konnte. Bis vor kurzem hatte ich geglaubt, nicht lieben zu können. Jetzt hatte ich das Gefühl, genau das Gegenteil war das Problem. Ich liebte zu viele Menschen. Und zwar so intensiv, dass ich für sie alles tun würde.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt