Kapitel 78 - Slytherin und Gryffindor

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Es war seltsam, Tage später mit Narzissa, Lucius und Draco am Gleis neundreiviertel zu stehen. Gleichzeitig fühlte es sich unendlich richtig an. Als hätte ich endlich meinen Platz in der Welt gefunden, obwohl ich ihn immer, wo ganz anders vermutet hatte.

Es versetzte mir einen Stich, als ich meine Familie sah und ihre Andersartigkeit bemerkte. Ich liebte sie über alles und sie würden immer meine Familie sein, doch es war unleugbar, wohin ich gehörte.

Just, da ich diesen Gedanken hatte, blickte Mom auf und fand mich. Sie lächelte wehmütig und ich ging langsam auf sie zu, mit jedem Schritt spürbar, dass sich alles in mir verändert hatte. Eine Veränderung, die vor sich gegangen war, seit ich meinen Fuß nach Hogwarts gesetzt hatte und die ich stets zu verhindern versucht hatte. Nun war mir klar, dass man sein Schicksal nicht ändern konnte. Und es auch nicht musste, wenn die Menschen, die einem nahestanden einen wirklich liebten. Das gab mir einen ungeahnten Frieden.

Dieses mal war ich es, die Mom in die Arme schloss. Es schien, als wäre ich die wenigen Tage gewachsen - innerlich wie äußerlich. Sie erschien mir plötzlich so klein. Ich drückte sie noch fester an mich. "Ich liebe dich."

"Das weiß ich doch, Kind. Irgendwann müssen alle Eltern loslassen. Und du kannst jederzeit zu uns zurückkommen, ihr beide. Jetzt macht ihr aber erst einmal eure Schule fertig, wie es sich gehört." Resolut wischte sie sich die Tränen aus den Augen. "Du hast nicht mehr viel Zeit, geh zu deinem Vater und ich sage Dracos Eltern mal hallo."

"Aber..." Ihr Blick hätte töten können und ich schwieg sofort und wandte mich Dad zu, der mich schief anlächelte.

"Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast sagen, Lucius Malfoy sieht beinahe freundlich aus."

Ich wandte mich zu den Malfoys um, die Mom freundlich grüßten, während mich Dracos stechender Blick nicht einmal los ließ. "Er heißt die Verbindung zwischen Draco und mir willkommen. Die Gründe sind mir inzwischen egal. Ich hoffe einfach, dass auch du dich irgendwann damit abfinden kannst, Dad. Es bringt mich um, wenn ich dir Kummer mache."

Er nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mich eindringlich an. "Du hast mir immer nur dann Kummer bereitet, wenn du nicht bei mir sein konntest, mein Kind. Ich freue mich für dich und sollte er dir jemals wieder weh tun, breche ich ihm alle Knochen im Leib."

Ich lachte auf, doch in meiner Kehle war ein seltsamer Schmerz. Es war ein anderer Abschied als sonst. Ich spürte irgendwie, dass ich in diesem Sommer nicht in mein Elternhaus zurückkehren würde, nicht länger als für einen Besuch jedenfalls. Und ich glaubte, sie spürten es auch.

Harry, Ron und Ginny waren anscheinend schon eingestiegen, ich konnte ihre Stimmen durch eines der geöffneten Fenster des Hogwartsexpressen hören.

"Werden wir jetzt etwa sentimental, Schwesterchen?"

Ich drehte mich erfreut um. "George!"

Mein Bruder schloss mich herzlich in seine Arme, dann hielt er mich in einigem Abstand von sich entfernt. "Ich sage es ja höchst ungern, aber Draco Malfoy scheint dir gut zu tun."

Ich lachte. "Ja, ich wundere mich selber immer wieder darüber."

Der Zug stieß einen warnenden Pfiff aus. Ich verabschiedete mich von Dad und eilte zu den Malfoys zurück, die in ein höchst denkwürdiges Gespräch mit Mom verwickelt waren. Draco war nirgends zu sehen und offensichtlich schon mit unseren Koffern im Abteil verschwunden. Typisch. Doch ich konnte seinen Blick vom Inneren des Zuges auf mir spüren.

"Wirklich! Sie sollten mir das Rezept für diesen tollen Kuchen geben. Ich würde mich auch nur zu gern einmal in der Küche versuchen", sagte Narzissa gerade zu meiner Mutter und ich spürte wie mir die Kinnlade herunterklappte.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt