Kapitel 18 - Die Entscheidung

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Am nächsten Tag traf ich Draco wach an. Zwar lag er noch immer geschwächt und blass in den Kissen, doch er rang sich ein herablassendes Lächeln ab, als er mich sah.

Vorsichtig näherte ich mich wie man sich an ein verletztes, wildes Tier heranschleicht, immer bereit zur Flucht.

"Du wirkst angespannt, Weasley."

"Du sahst auch schon mal besser aus", gab ich zurück, doch meine Stimme wackelte.

Er sah mich prüfend an. "Bist du gekommen, um es für Potter zu Ende zu bringen?"

Ich starrte ihn entsetzt an: "Wie kannst du das denken? Ich saß hier die ganze Zeit und war krank vor Sorge."

"Ich frage mich, was dein Verlobter dazu sagen wird."

"Nenn ihn nicht so!", fauchte ich ihn an.

Er grinste bösartig. "Offenbar ist die gute Seite auch nicht ganz ohne, was schwarze Magie betrifft, oder? Wo ist hier die Grauzone, Kim?"

Ich stand ruckartig auf und wandte mich ab.

"Wo willst du hin?"

"Offenbar geht es dir wieder gut." Damit verließ ich mit schnellen Schritten den Krankenflügel und lief geradewegs in Harrys Arme.

Er starrte mich voller Schuld an. Ich straffte mich und wollte an ihm vorbei gehen, da sagte er schnell: "Ich wusste nicht, was dieser Zauber bewirkt. Ich habe ihn aus einem Buch."

Ich wirbelte herum und sah nun endgültig rot. "Und Draco Malfoy war das geeignete Versuchsobjekt? Seit wann probieren wir unbekannte Zauber an Mitmenschen aus? Du bist erbärmlich, Harry. Du willst Draco doch schon lange an die Gurgel. Dir wäre es lieb gewesen, wenn der Zauber seine Wirkung voll entfaltet hätte."

Er taumelte rückwärts als hätte ich ihn geschlagen. "Das denkst du hoffentlich nicht wirklich."

"Du bist nicht mehr der Junge, den ich dachte gekannt zu haben. Geh und tu, was immer du tun musst. Ich mache dasselbe."

Damit ließ ich ihn stehen.

Die kommenden Wochen und Monate wurden die schlimmsten meines Lebens. Nachdem Draco eine Woche im Krankenflügel verbracht hatte, wurde er entlassen. Obwohl Madame Pomfrey sagte, dass er wieder gänzlich genesen wäre, blieb sein Gesicht fahl und angespannt. Je mehr Zeit verstrich, desto schlechter sah er aus - als wäre er nur noch ein Schatten seiner selbst. Er ging mir aus dem Weg, natürlich musste er mir die Schuld dafür geben, was auf der Jungentoilette geschehen war, schließlich war es mein Verlobter gewesen, der ihm das angetan hatte.

Harry hörte irgendwann damit auf, meine Nähe zu suchen und bekam einen ähnlich totentschlossenen Blick wie Draco, der mir mehr Angst machte als alles andere.

Und ich? Es war, als wäre die helle Seite in mir dunkler geworden seit Harry diesen Fluch benutzt hatte. Die Welt stand Kopf, nichts war mehr eindeutig und selbst das Gute schien schlecht zu werden. In diesen Tagen rückte das Dunkle in mir an die Oberfläche. Ich spürte, wie ich mich mehr und mehr mit Draco solidarisierte und Harry, Ron und Ginny fast demonstrativ ansah, wenn ich in meiner Slytherinuniform in den Gängen auf sie traf.

Beim Quidditch verhielt ich mich so rücksichtslos wie es von Anfang an von einer Slytherin erwartet worden war. Seit ich nicht mehr dagegen ankämpfte, wuchs etwas in mir an, das mir eine seltsam dunkle Stärke verlieh und mich die Tage besser ertragen ließ.

Es war das letzte Quidditchspiel der Saison. Slytherin gegen Ravenclaw. Ich tat alles, um Draco den Rücken frei zu halten. Da Snape Harry wegen seines Fluches jeden Samstag nachsitzen ließ, hatte er zum letzten Spiel nicht antreten können und Gryffindor hatte eine so peinliche Niederlage ereilt, dass sie in der Tabelle auf dem vorletzten Platz standen. Wir bräuchten nur diesen einen Sieg, dann wäre der Pokal in unseren Händen.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt