Kapitel 20 - Im Dunkel versinken

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Der milde April ging in einen sommerlichen Mai über. Die Ländereien waren voll von Schülerscharen, die das schöne Wetter nutzten, um draußen zu lernen oder kleinen Liebeleien nachgingen.

Zabini, Draco und ich lungerten zumeist unter einer großen Weide direkt am See herum und bildeten nun ein ähnliches Gespann wie Ginny,  Harry und Ron. Wenn auch ein deutlich Stilleres. Zumeist verbrachte Zabini die Zeit damit, sich einen Spaß daraus zu machen, vorbeikommende Erstklässler zu ärgern. Manchmal entfloh mir ein ungewolltes Lachen, was Draco eins seiner seltenen Grinsen entlockte.

Doch die meiste Zeit hatte ich meine Nase in den Büchern, um mich für die Prüfungen zu rüsten, während Draco nur schweigend auf das Wasser hinaussah, mit den Gedanken weit weg von uns. Pansy hielt sich seit dem schicksalhaften Abend von uns allen fern. Sie hatte es Draco nicht verziehen, dass er sie zuerst verflucht und schließlich liegen gelassen hatte, denn Professor McGonagall  hatte sie erwischt und zu Strafarbeiten bis Ende des Schuljahres verdonnert.

Es hätte ein rundum schöner Sommertag sein können, wäre da nicht dieses flaue Gefühl in meinem Magen gewesen. Diese Kälte, die dunkle Vorahnungen mit sich brachte, und die nicht einmal die Sonnenstrahlen vertreiben konnte.

Ich schlug das Buch geräuschvoll zu und die beiden Jungen sahen mich argwöhnisch an, als ich mich erhob.  Ich konnte die Unruhe in mir einfach nicht mehr ertragen. "Mir reicht es für heute. Ich gehe zurück in die Kerker."

"Bei dem Wetter?", wunderte sich Zabini. "Jetzt, da du mit Lernen fertig bist, könntest du einfach noch etwas den Tag genießen. So machen das normale Menschen, weißt du?"

"Ich kann hier nicht länger rumsitzen", erwiderte ich frustriert.

Zabini hob eine Braue und sah zu Draco, ehe er sich wieder mir zuwandte. "Ich wollte dich nicht aufhalten."

"Wir sehen uns", sagte ich genervt, plötzlich von einer undefinierbaren Wut erfüllt. Das Dunkle in mir streckte sich aus wie ein zum Angriff sprungbereites Tier.

"Ich begleite dich", ertönte da plötzlich Dracos Stimme hinter mir. Überrascht wandte ich mich um. Er war aufgestanden und überragte mich um einen Kopf, sodass ich zu ihm aufsehen musste. "Nicht nötig. Ich kenne den Weg."

"Du wirst dich wohl oder übel mit meiner Gesellschaft abfinden müssen, Weasley"

Wütend warf ich mein Haar zurück und setzte mich in Bewegung, ohne auf ihn zu warten. Er holte mich mühelos ein. "Darf ich fragen, was dich dermaßen aus der Fassung bringt?"

"Das weißt du genau!", zischte ich. "Irgendetwas wird passieren. Sehr bald."

"Woher willst du das wissen?"

"Keine Ahnung!", rief ich. "Ich weiß es einfach!"

Eine Weile ging er schweigend neben mir her bis wir das große Eichenholzportal passiert hatten. Die Gänge waren wie ausgestorben. Bei dem schönen Wetter dachte noch niemand daran, zurück ins Schloss zu gehen. Daher war es ungefährlich, weniger unverfängliche Themen laut auszusprechen. "Draco, man kann ihn besiegen. Ich kenne das Geheimnis."

Er packte mein Handgelenk und zog mich schneller Richtung Kerker, während er zischte: "Bist du des Wahnsinns, so etwas laut auszusprechen? Du unterschreibst dein eigenes Todesurteil, wenn das an die falschen Ohren gelangt."

"Wer sollte uns hier schon hören außer Snape?", fragte ich mit hochgezogenen Brauen.

"Er ist nicht der, für den du ihn hältst!", zischte Draco und gab mir so einen heftigen Schubs durch das Portätloch, dass ich beinahe fiel. "Rein da!"

Der Gemeinschaftsraum war leer. Ich wollte einen Platz am Feuer suchen, doch Draco drängte mich Richtung Mädchenschlafsäle. Meine Nerven begannen zu flattern und ich drehte mich auf der Treppe zu ihm um. "Wir können uns unten unterhalten."

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt