Kapitel 51 - Gebieter des Todes

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Am nächsten Morgen schien die Sonne durch einen diffusen Nebel. Es wurde von Tag zu Tag kälter. Der Herbst zog über das Land.

Ich vertrat mir vor dem Zelt etwas die Beine, nachdem wir zum Frühstück die Reste des Abendessens verschlungen hatten. Als es hinter mir raschelte, wandte ich mich um und sah, wie Harry das Zelt verließ. Er kam zögernd auf mich zu und blieb schweigend neben mir stehen. Ich spürte, dass er mit sich rang und wartete geduldig bis er soweit war, das zu sagen, warum er hergekommen war.

"Kim, ich muss mich bei dir entschuldigen. Für den Kuss und meine Reaktion als Ron das mit dir und Draco erzählte."

"Du musst dich für gar nichts entschuldigen", wiegelte ich ab, doch er unterbrach mich. "Doch, denn ich wusste es bereits. Mir war klar, dass ihr euch während der Zeit in Malfoy Manor näherkommen würdet. Und ich habe es gespürt, als ich dich wieder getroffen habe. Mit meiner Reaktion gestern wollte ich dich einfach nur verletzen. Aus dem völlig selbstsüchtigen Motiv, weil ich verletzt war."

Ich sah ihn verblüfft an. Es war das erste mal, dass er sich mir derart öffnete. Und es tat mir leid, wie nervenaufreibend meine Gegenwart für ihn war. "Harry, vielleicht hattest du von Anfang an recht. Vielleicht sollte ich nach Hogwarts zurück gehen und versuchen, dort etwas zu bewirken."

Er schüttelte heftig mit dem Kopf. "Wenn wir nach Hogwarts gehen, machen wir das gemeinsam. Es ist sowieso jetzt zu gefährlich für dich dort. Ich wollte dir eigentlich mit meinen Worten klar machen, dass ich es kapiert habe, Kim. Spätestens nach Dracos Aktion gestern."

"Was kapiert?", fragte ich verwirrt.

Er lächelte schief. "Dass ihr zusammen gehört."

Die Worte trafen mich tief in meinen Inneren. Ich sah zu Boden. "Ich denke nicht, dass er das noch so sieht."

"Und was glaubst du, wofür er gestern sein Leben riskiert hat?"

Ich sah auf und traf auf Harrys mitfühlenden Blick. "Er wird sich wieder beruhigen, Kim."

Ich schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln, da gesellte sich auch Ron zu uns. Er konnte es sich nicht nehmen lassen, mit argwöhnischen Blicken zwischen uns hin und her zu sehen. "Störe ich?"

"Nein", erwiderte Harry, wie immer der geborene Diplomat. "Ich wollte sowieso mit euch beiden sprechen."

Interessiert sahen wir ihn an. Er atmete tief durch wie jemand, der eine Rede zur Überzeugungsarbeit vorbereitet hatte. "Ich habe die ganze Nacht wach gelegen und nachgedacht. Ich glaube, die Sache mit den Heiligtümern ist wichtig."

Wir hatten Ron beim Frühstück in alles eingeweiht. Er hatte sich nur für den Zauberstab interessiert. An die Legende, dass der Besitzer aller Heiligtümer der Gebieter des Todes wäre, glaubte er nicht. Doch ich hatte den Ausdruck auf Harrys Gesicht entschlüsselt und ein Gefühl der Erregung packte mich. "Was hast du heraus gefunden?"

"Ich habe keine Beweise", wiegelte er ab, kramte in seiner Manteltasche und förderte schließlich den Schnatz zutage, den er von Dumbledore vererbt bekommen hatte. "Ich glaube, hier drin ist der Stein der Auferstehung."

Eine Weile sahen wir ihn sprachlos an. Ich merkte Ron deutlich an, dass er das für Schwachsinn hielt, angesichts des frisch geschlossenen Friedens aber scheu hatte, seine Bedenken offen zum Ausdruck zu bringen. "Wie kommst du darauf, Mann? Ich meine, alles könnte da drin sein."

"Dafür ist es doch recht klein", erwiderte Harry. "Ich öffne mich zum Schluss. Warum? Weil ich den Stein und die anderen Heiligtümer erst am Schluss brauche. Wenn ich meinem Tod in die Augen sehe."

Bedrückendes Schweigen war die Antwort darauf. Wir sprachen es nie offen aus, doch es war sonnenklar, dass Harrys Chancen schlecht standen, wenn er in einem Kampf gegen Voldemort überleben wollte. Ob mit oder ohne Horkruxe. Kein Wunder, dass er sich jetzt, da wir auf der Zielgeraden voranschritten, verzweifelt an die Idee klammerte, er könnte der Gebieter des Todes sein.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt