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Bei ihm zu Hause staunte ich nicht schlecht. Nicht weil es pompös war, ich dachte, er lebte ein ziemlich normales leben, in einer ziemlich normalen Junggesellen Bude. Die Wohnung war natürlich schicker als andere, doch recht adäquat. Halt seines Standards entsprechend, aber nicht protzig.

"Hast du vielleicht Hunger? Ich wollte dich eh Einladen. Leider hat Madam mir meinen Auftritt versaut." Scherzte er. Wollte wohl die Stimmung etwas lockern, die immer noch leicht angespannt war. Es war merkwürdig bei meinem Chef daheim zu sein. Ich fühlte mich erstmal etwas unwohl. Trotzdem war ich auch neugierig. Eine Wohnung kann ja einiges Verraten über einen Menschen.

"Soll ich mir die Antwort erraten? Oder soll ich sie irgendwie aus dir ..."

"Ein bisschen. Vielleicht?" Was war das für eine Antwort. Aber ich musste ihn stoppen. Da er wieder anfing mit diesen Spielchen.

"Du musst dich entscheiden. Bisschen, oder nur vielleicht? Obwohl ... vielleicht gibt es nicht. Ja, oder Nein!"
Ich musste plötzlich grinsen. Wusste nicht mal warum. Aber seine Ja/Nein Devise war irgendwie lustig. Und heute sagte er es anders. Das Dominante vom letzten mal war kaum zu spüren. Er war irgendwie eher süß. Es klang leicht verspielt.

"Machst du dich jetzt auch noch lustig? Du bist ziemlich frech meine liebe." Ich konnte mein gekicher dann nicht mehr zurückhalten. Und das wollte er anscheinend auch. Er sah dann plötzlich auch zufrieden aus.

"Du solltest das öfter tun." Sprach er sanft. Was tat er nur mit mir? Er musste nicht viel tun, dass ich ihn fast völlig verfallen war. Ich musste mich oft selbst ermahnen ihn nicht zu trauen. Aufzupassen, ihn nicht zu nah rankommen zu lassen. Aber ich tat nichts, als er genau das wieder versuchte. Mein Haar hinter mein Ohr legte und mich mit seinen Augen sanft und verführerisch in meine Blickte. Ich fing an meinen Mund etwas erregt offen stehen zu lassen. Wieder konnte ich mich kaum beherrschen. Aber diesmal ließ er einfach von mir ab. Ich war dann tatsächlich verwundert. Ich war gegen die Couch gelaufen, als ich anfangs doch ausweichen wollte, aber mehr kam nicht, da ich diesmal wollte, dass er mehr täte, als nur zu spielen. Er griff neben mir nach einem Telefon. Noch ein kurzer, aber intensiver Blick in meine Augen bevor er sich von mir entfernte und eine Zahl drückte. Wohl kurzwahl. Ich starrte ihn etwas verwirrt an. Wusste in dem Augenblick nicht was ich tun sollte.

"¡Hola! como es mi amigo?" Er sprach Spanisch? Das war mir neu. Er hatte diesen Typischen Mexikanischen Akzent. Irgendwie Sexy.

"¿quieres ganar algo de dinero? una bella dama le gustaría probar su comida." Ich verstand nicht viel. Aber das es um ein Mädchen und etwas probieren ging verstand ich. Aber mir war alles recht in dem Moment, so lange er weiter Spanisch reden würde.

"Gracias mi amigo. ¡estamos esperando!" Er bedankte sich. Mehr verstand ich nicht.

"Essen ist unterwegs." Ah! Er hatte Essen bestellt?! Hätte ich eigentlich drauf kommen können.

"Du ... sprichst spanisch?" Fragte ich mit vorsichtiger Neugier.

"Ja, fließend. Amerikanisch und Spanisch. Habe auch Französisch versucht, ist aber echt ein Zungenbrecher." Wieder musste ich kichern. Diese zweideutigkeit war doch mit Absicht.

"Du bist echt ein versautes Ding. Hätte ich nicht gedacht." Er schien es mit stolz zu sagen.

"Und du bist schuld." Ups! Jetzt habe ich tatsächlich laut gedacht. Oh ha!

"Ich? ¿Disculpar?" Boha! Kann der aufhören? Das klingt einfach zu sexy.

"Ja-aa?" Was zur Höhle war das? Meine Stimme versagte voll. Ich Räusperte dann kurz und merkte wie ich peinlich berührt, rot anlief.

"Weißt du das du unglaublich süß bist?" Und das kam aus dem nichts und machten mich noch unruhiger als ich schon war. Ich wollte der Situation entfliehen, rannte zu einer Tür in der Hoffnung, dass sei das Bad.

"Was soll das werden?"

"Ich muss mal!" Ich schrie ihn förmlich an. Und er konnte sich das grinsen nicht verkneifen, so sehr er es auch versuchen wollte.

"Da lang." Ich lief dann fast gegen die Tür die ich öffnete, da sie nach außen aufging. Dann lief ich zum Bad. Ich wäre am liebsten dabei im Erdboden versunken. Ich benahm mich wie der größte Vollidiot. Wie konnte man so peinlich sein. Sicher ist es eine Falle, wie kann man sowas unbeholfenem wie mir bloß echte interesse zeigen. Er spielte das Spiel gut und mir wurde es zu viel. Ich musste weg hier. Ich bekam im Bad eine Panikattacke. Ich konnte mich nicht mehr beruhigen. Ich schaute nach bestimmt zehn Minuten aus der Tür, hörte geklapper von Geschirr. Ich schlich mich dann zur Wohnungstür. Ich sah ihn kurz noch, wie er in der Küche rumwuselte. Es tat mir ja leid für seine angeblichen Mühen, aber ich passe nicht zu ihm. Und er definitiv nicht zu mir!

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Ich schaffte es tatsächlich aus der Wohnung. Wollte zur Brücke. Es war ein weiter Weg von Dean aus, aber das war mir egal.

Als ich ziemlich erschöpft dort ankam, war es ziemlich dunkel und kalt. Das mit Dean hatte ich wohl jetzt versaut. Wer würde das schon gutheißen. Ich will den Job nicht, wenn ich sowas tun muss. Mich einen Kerl an den Hals werfen um meinen Eltern was zu beweisen. Ich muss nichts mehr! Ich sollte es endlich tun.

"Mir reicht es!" Schimpfte ich lautstark. Tränen liefen über meine Wangen. Ich war total fertig. Meine Panik wurde zu leere und Trauer. So wie es immer war nur schlimmer. Ich zog meine Jacke aus. Schmiss sie quer über die Brücke.

"Keiner bestimmr mehr über mich." Dann wollte ich tatsächlich springen. Ich hüpfte übers Gelände und ließ mich nach vorne fallen. Ohne nachzudenken. Aber jemand ergriff mich und zog mich zurück. Vor schreck zappelte ich und rutschte ab. Der griff war nicht stark genug und rutschte somit aus den Händen, dessen der mich wohl retten wollte. Dann fiel ich tatsächlich und sah nur noch Anthony der oben stand und mit schockierten Augen und fassungslos mit hinterher schaute.

Until Dawn - Bis zum MorgengrauenWhere stories live. Discover now