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Der Tag war recht merkwürdig. Ich war perplex von seiner Art, die er seit unserem Vertrag hatte. Er sprach mich beim Vornamen an, als wäre es das normalste der Welt. Und mir noch empfehlen dies nicht zu tun. Warum sagte er das, wenn er sich selber nicht dran hält? Und ich war auch die einzige wo er dies plötzlich tat. Natürlich wurde dann getuschelt. Er war öfter in den Zwingern als sonst. Er wuselte ständig in meiner nähe umher. Schien mich zu beobachten. Als ob ich das nicht merken würde. Was hat ihn nach der langen Zeit so verändert, dass er mich plötzlich in solch einer Weise wahr nahm? Ich bin ja nicht blöd und blind. Er hatte doch geflirtet. So nah kommt man doch niemanden, denn man nicht attraktiv findet oder gar mag?
Aber irgendwie konnte ich nicht glauben das er es ernst meinte. Dafür sieht er zu gut aus und hat sicher viel mehr Auswahl an Frauen. Ihm müssen diese sicher zu Füßen liegen.

"Hey! Bist du taub?" Ich war wohl so tief in Gedanken das ich nichts mitbekam. Ich erschrack als mich Phill von der Seite anschrie.

"Ich rufe dich doch nicht umsonst
Bring die Hunde von draußen wieder rein, aber pronto! Sonst ..."

"Sonst was? Gibt es hier ein Problem?" Dean stellte sich zwischen uns. Phill kam mir bedrohlich nah und Dean hielt ihn ab mir noch mehr auf die Pelle zu rücken. Ich war erstaunt, dass er das tatsächlich tat.

"Ja. Dass sie träumt, anstatt ihre Arbeit zu machen."

"Du siehst, sie kann das sogar im Schlafe besser, als manch einer von euch." Der Konter war so gut, dass Phill keine weiteren Argumente fand.
Er ging einfach mürrisch weg und machte weiter mit der Futterverteilung auf der anderen Seite. Ich hingegen stand immer noch wie erstarrt da. Was tat er bloß? Er wollte doch langsam machen. Beziehungsweise weiter machen wie vorher, damir es kein Gesprächsstoff gibt und sie keine weiteren Gründe finden mich zu mobben. Aber das hat er Gründen versaut.

"Alles ok?" Dabei schaute er dann noch so dämlich und leider auch verdammt süß. Warum musste der Blick jetzt kommen? Das fällt einen dann ziemlich schwer wütend zu sein.

"Nein!" Sagte ich trotzdem in einem genervten Ton und trottete davon. Ich sah nur wie er dämlich Schmunzelte. Fand er das noch witzig?

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Zum Feierabend fing er mich noch mal kurz ab. Ich versuchte ihm die ganze Zeit aus dem Weg zu gehen. Klappte aber eher bedingt.

"Elly? Können wir reden?" Ich rollte kurz mit den Augen. Ich wollte einfach heim.

"Hast du ... gerade mit den Augen gerollt?" Ich schaute etwas verwirrt. Störte ihn das tatsächlich?

"Ich muss ja ein ziemlich nerviger Chef sein. Dafür müsste ich dir eigentlich Strafarbeit aufbrummen." Zwinkerte er. Was gibt es da dann auch noch blöd zu grinsen? Fragte ich mich. Ich verschränkte die Arme und schaute seitlich weg. Er wollte gerade wieder näher kommen, hielt aber inne. Zwei Kollegen liefen an uns vorbei.

"Tut mir leid. Ich wollte dich nur schützen. Das versprach ich ja."
Fuhr er fort, als diese weg waren.

"Schützen, nicht ... du wolltest es doch etwas diskreter angehen. Davon sehe ich aber wenig." Diesmal tat er das, was er wohl schon gerade eben vorhatte. Er griff mit Daumen und Zeigefinger mein Kinn und wollte das ich ihn anschaue.

"Ich war noch ziemlich Diskret. Bis jetzt müsstest du wissen wie direkt ich sein kann. Und eigentlich immer mache was ich will. Was ich dir zu liebe nicht tu." Dann kam er mir wieder zu nah. Ich wollte zurücktreten, aber er hielt mich dann an der Taille fest.

"Sei froh, dass ich das tu." Hauchte er mir frech grinsend entgegen.

"Sonst würdest du ..." Er ließ wieder schnell von mir ab. Ich drehte mich um und sah, dass sich zwei an der Tür unterhielten. Uns noch nicht bemerkten. Und so sollte es bleiben.

"Schönen Abend noch." Ich ließ ihn einfach stehen. Er wusste erst nicht ob er mich aufhalten sollte, oder nicht. Ließ es aber dann wohl doch.

Was glaubt er was er tut? Dachte ich mir. Ich lief wie immer zur Brücke. Wieder mit schlechten Gedanken. Das wurde mir mit Dean etwas zu viel. Die Angst verarscht zu werden, saß mir auch ständig im Nacken. Was ist wenn er nur so tut als würde er mich mögen und im richtigen Moment wenn ich ihm endlich vertrauen würde, mir vor allen das Herz rausreißt und lachend drauf rum trampelt. Jemanden vertrauen war verdammt schwer. Leider war ich auch ziemlich dämlich und ließ mich von seinem blendenden Aussehen oft dahinreißen, schwach zu werden. Gott! Ich war so Oberflächlich in seiner Gegenwart.

"Schlechten Tag gehabt?" Da war er wieder. Als ob er auf mich warten würde. Seit dem Tag, als ich tatsächlich fast sprang und er der einzige war, der stehen blieb und Notiz von mir nahm.

"Wie immer halt." Gab ich schnaufend wieder. Dann gab er mir eine Tüte. Was sollte das? Was war da drin?

"Ist doch dein Lieblingsgeschmack, oder?" Ich packte tatsächlich ein Calypso aus. Die knallrote Paradise Punch Flasche.

"Woher ...?" Ich schritt näher. Wieder drehte er sich weg. Ich hielt ihn an der Jacke fest. Er war wohl etwas erstaunt das ich das tat.

"Bitte." Er blickte dann aufs Wasser. Zog seine Kapuze etwas tiefer ins Gesicht. Ich hingegen wollte sie seitlich etwas hochschieben. Aber er hielt mich davon ab. Er hielt mich am Handgelenk fest und drehte sich leicht zu mir. Ich konnte dann ein teil seines Gesichtes erkennen. Ich kenne sein Kinn, Mund und teils Nase aber nur von einer Seite. Und das war schon sexy genug. Wie er wohl im ganzen aussah?

"Machst du ein auf Mr Mystical? Soll das cool sein? Oder hast du irgendwas im Gesicht? Komm schon. So hässlich wirst du sicher nicht sein. Mich übertriffst du sicher nicht." Ich wollte auf meine kosten Witzig sein, aber der kam wohl nicht so gut an.

"Danke." Das versuchte ich mit viel Gefühl in der Stimme zu sagen. Als er sich wieder etwas zu mir drehte, sah ich ein kleines Schmunzeln auf seinen perfekten Lippen.

"Ach komm schon! Dein lächeln sieht so süß aus. Der Rest muss das auch sein." Ich hörte ihn dann kurz leise lachen.

"Süß. Das hört ein Mann gern." Ich musste dann auch kichern.

"Ich ... ich sollte gehen." Warum wollte er plötzlich weg?

"Anthony." Dann ging er einfach. War das sein Name? Anthony ... wer bist du nur?

Until Dawn - Bis zum MorgengrauenOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz