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Er lud mich dann auf was zu trinken ein. Er wusste komischerweise das ich kein Kaffee mag. Wenn, nur Cappuccino, oder Eiscafe. Das alles konnte er nur wissen, wenn er mich schon länger kennen würde.

"Jetzt sag die Wahrheit! Du weißt so viel. Ich möchte das du ehrlich bist. Und auch ich antworte dafür auf jede Frage. Ohne Ausnahme." Erst schien er nicht begeistert. Stimmte aber zu.

"Du wirst dich eh nicht erinnern. Du warst so ... abweisend. Mehr als es heute der Fall ist. Eine andere Welt in der du lebtest."

"Ja. Ich war damals ziemlich durch. Aber bei der Menschheit. Aber das beantwortet nicht meine Frage."

"Pusteblume. Deine Gedanken sind immer fern an vielen Orten ..."

"Aber nicht bei mir." Beendete ich seinen Satz. Das sagte mal ein junge zu mir. Aber ich konnte mich tatsächlich kaum erinnern. Auch nicht wie er aussah.

"Das ... warst du?" Er nippte an seiner Tasse und versuchte meinen Blicken auszuweichen. Das war Antwort genug.

"Du bist echt ein listiger Idiot." Kicherte ich. Er musste dann auch schmunzeln.

"Sehr nett. Danke." Kam es Ironisch von ihm.

"Immer wieder gern." Dann hörte ich ihn das erste mal vorsichtig lachen. Ich sah ihn plötzlich an, als hätte ich noch nie sowas unglaubliches wie ihn gesehen. Das fiel ihm auf und war ihn auch sichtlich unangenehm.

"Du musst dich nicht verstecken. Vorallem, nicht vor mir. Ich will das du jetzt an meiner Seite bleibst. Wenn ich noch eine Chance bekomme. Es tut mir leid, falls ich dich damals vielleicht falsch ..."

"Nein! Du hast nichts getan. Du warst halt ... verletzlich und einsam und ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte, da es mir nicht besser ging. Wir wussten beide nicht, miteinander um zugehen. Ich ... du müsstest eher mir eine Chance geben, das alles gut zu machen. Ich ließ dich schon damals im Stich. Ich war schon immer Feige."
Ich erfasste seine Hand und lächelte.

"Jetzt haben wir beide eine Chance." Er strahlte plötzlich so eine Dankbarkeit aus, dass mir fast die Tränen kamen. Seine Augen. Sein ganzer Blick den er mir zu warf, war so voller Gefühle. Verschiedene. Und intensive.

"Tony?" Rief jemand ihn. Er stand sofort auf und entschuldigte sich kurz bei mir.

"Sorry, bin gleich wieder da."
Ich blieb aber nicht sitzen und schaute was los war. Sein Onkel stand unten an der Treppe. Sie redeten dann. Er blickte kurz hoch. Sein Blick war so zum dahinschmelzen. Seine Mimik war unglaublich.

"Willst du mit junges Fräulein?" Fragte sein Onkel mich, als er mich um die Ecke linsen sah. Ich fühlte mich kurz ziemlich ertappt. Sein Onkel lachte und schlug Anthony spielerische auf die Schulter. Dieser kam dann wieder hoch.

"Ich zieh mir kurz was an. Dann fahren wir. Wenn du willst ... du kannst mit." Ich nickte zustimmend.

"Kannst auch so bleiben. Die Mädels werden sich freuen. Und nicht nur die." Kicherte ich frech und pickste ihn gegen den Bauch.

"Du bist unmöglich." Er schnippste mir dann gegen die Stirn.

"Hey! Werd nicht frech!" Darauf musste er wieder lachen. Dieses süße vorsichtige. Dann wurde das picksen mehr. Ich strich über seine Brust und lehnte mich mit der Stirn gegen ihn.
Wieso war ich damals nur so blind?

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Sein Onkel Joseph hätte fast was vergessen. Er sollte was abholen, da sie probleme mit Lieferung hatten. Er wollte es deswegen persönlich holen und Anthony sollte helfen. Ich fand es nicht so gut. Er hätte was sagen sollen und sich ausruhen. Aber er war da doch typisch Mann! Er kann helfen. Ihm geht es gut. Mal sehen ob das stimmt, dachte ich mir.

Ich wollte auch helfen. Vorallem, weil ich Anthony entlassten wollte, aber er schob mich sndig weg. Versuchte mir im Weg zu stehen. Irgendwann reichte es mir.

"Sag ihm was passierte. Du musst dich schonen." Flüsterte ich ihm zu.

"Lass es gut sein." Brummte er genervt. Ich stellte mich dann vor ihm und presste meine Hand gegen seinen Bauch. Dabei bekam er einen bösen Blick ab. Er rollte mit den Augen. Schien aber ziemlich amüsiert.

"Wieviel wiegst du? 50 Kilogramm?" Grinste er. Fast ... ein Kilo weniger. Ich war wirklich sehr leicht. Durch das Hungern. Ich bekam ja selten was. Ich sagte auch nichts. Ich musste nur wieder daran erinnert werden wie meine Eltern waren. Und das ich nie wieder nach Hause könnte. Wer weiß was sie machen, wenn sie merken wo ich war. Was ich tat. Ihr geliebtes Prügelkind ist ja dann weg. Niemand mehr, an dem sie ihre Laune auslassen konnten.

"Hab ich was falsches gesagt?" Ich schüttelte den Kopf verdrängte die Gedanken. Ich wollte ihm davon erzählen. Aber in Ruhe.

"Nein. Aber du machst langsam. Lass mich helfen." Er wollte gerade wieder protestieren, aber Joseph kam plötzlich aus dem Lager.

"Bist aber nicht weit gekommen! Nicht flirten, dass könnt ihr später Söhnchen. Zack Zack!" Er war nicht sauer, sondern musste Schmunzeln. Ein Onkel schien cool drauf zu sein.

"Ich helfe! War meine schuld." Er lachte dann etwas gehässig.

"Ist das schöne Geschlecht immer. Euch kann man ja nicht wirklich wiederstehen. Ja ... ich war auch mal jung!" Lachte er weiter.

"Du? Kaum vorstellbar, alter Mann." Joseph nahm ihn dann etwas grober zur Seite und beide rauften sich spielerisch wie zwei Jungspunde in der Schule.

"Komm schon Junge, wir sollten endlich fertig werden." Mein Handy klingelte dann. Das hab ich vollkommen vergessen.

"Dean. Eine Nachricht. Ich antworte lieber." Er lächelte zustimmend.
Dean wollte wissen was los ist. Ob alles ok ist und ich ihn gefunden habe. Es war jetzt bald drei Stunden her, dass er mich absetzte und machte sich wohl sorgen, da ich mich nicht meldete. Aber er sagte ja, wenn was ist. Aber es ging mir ja gut.

Until Dawn - Bis zum MorgengrauenOnde histórias criam vida. Descubra agora