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Er schaffte es mich zu überreden. Ich fuhr dann doch mit und ließ mich in einem Park entführen. Aber wirklich gesprächig war ich nicht. Blieb auch erst im Auto sitzen. Wollte plötzlich gar nicht mehr aussteigen. Er überforderte mich mit seiner plötzlichen und ständigen Aufmerksamkeit. Seine Art wie er mit mir umging. Sogar wie er mich ansah war anders. Es war unangenehm und teils fühlte ich ein leichtes Kribbeln in seiner Nähe. Er schaffte es auch mich mit manchen Sätzen nervös werden zu lassen. Seine Nähe machte mir gleichzeitig Angst und irgendwie erregt er mich auch. Er bringt mich aif Gedanken. Schmutzige Fantasien. So etwas hatte ich vorher nich wirklich. Und auch war er mir ein Rätsel das ich in diesem Moment lüftem wollte.

"Warum ich? Und warum jetzt!" Platzte es aus mir raus. Und als hätte er geahnt das die Frage kommen würde, hatte er grinsend eine Antwort parat.

"Weil ich erst beobachte, bevor ich mich meiner Beute näher." Soll das heißen er hatte schon länger Interesse? Das konnte ich nicht glauben.

"Nicht genug. Warum ich? Warum?!"
Er fuhr sich durchs Haar und schien etwas verwundert das ich wohl nicht glauben konnte, dass er auf mich stand. Aber genau so war es. Unglaubwürdig! Er hätte jede haben können.

"Ich ... Gott. Was wäre für dich zufriedenstellend, dass du solche Fragen nicht mehr stellen musst?"

"Mir erklären warum nach knapp drei Jahren Interesse an einer Person wie mir entstehen kann. Ich werde seit Anfang gedemütigt jeden Tag aufs neue und jetzt fällt dir ein mir helfen zu wollen? Denkst du nicht, dass meine Zweifel berechtigt sind? Für mich fühlt es sich nach Falle an. Ich habe nur unterschrieben weil ich musste! Und nein, ich hatte keine Wahl! SIE hätten mir keine gelassen. Sonst wäre mein Leben noch unerträglicher geworden als es eh schon ist." Er schien plötzlich besorgt und wollte mehr wissen.

"Wem meinst du mit, Sie? Deine Eltern?" Als ich nicht antwortete und etwas betrübt seinen Blicken auswich, drehte er mich am Kinn zu sich.
Sein eindringlicher Blick, ließ mich dann doch reden.

"Ich ... Sie scheinen nicht wirklich zufrieden zu sein, mit dem was sie Tochter nennen müssen." Versuchte ich etwas um den heißen Brei zu reden.

"Was tun sie dir an?" Fragte er dann direkt und mit Nachdruck in der Stimme.

"Naja ... Ich ... Es ist halt ... schwierig mit ihnen. Sie ..."

"Kannst du mal bitte endlich zum Punkt kommen?" Ich hatte wohl keine Wahl. Ich habe da leider zu viel erzählt und musste da jetzt durch. Auch wenn ich ungern Außenstehende solche Sachen anvertraute.

"Ich weiß nicht ... vielleicht hätten sir mich vor die Tür gesetzt. Vielleicht auch nicht. Aber Vater hätte sicher diesmal mehr als nur die Hand benutzt. Ich ... wäre sicher ziemlich hart bestraft worden. Ich bin ja schon jetzt eine Versagerin für sie. Und wenn ich den Job verloren hätte ..."
Er sagte nichts mehr. Griff plötzlich ans Lenkrad.  Umschloss es ziemlich fest. Ich sah wie seine Adern an den Armen hervortraten. Irgendwie war das sexy. Gott! Wie konnte ich in dem  Moment an solche Sachen denken?!

"Der Job ist dir sicher und heute schläfst du bei mir." Was? Sein ernst? Ich kann doch nicht bei meinem Chef pennen!

"Nein! Das geht nicht. Wenn ich mal länger weg bin interessiert sie nicht. Aber ich muss ..."

"Gar nichts! Wenn du dich weigerst, zwinge ich dich diesmal wirklich. Keine wiederrede!" Ich traute mich dann kaum noch zu widersprechen.

"Und um deine Frage noch mal zu beantworten. Ich hatte die ganze Zeit Interesse. Fast von Anfang an, da ich schon immer auf das außergewöhnliche stand. Ich ... Ich denke, ich sollte jetzt aber ehrlich zu dir sein. Beziehungsweise offener. Ich war ein Arsch. Habe nur auf mein Image geachtet. Mir war meine Stellung als Boss wichtiger. Ich habe mich in den drei Jahren ziemlich gewandelt. Vieles ist passiert, was mich anders denken ließ. Ich war einer der Bosse, die gern gute Miene zum bösen Spiel machte. Mich versuchte aus euren Angelegenheiten rauszuhalten, so lange es nicht die Arbeit beeinträchtigte. Mir war alles egal. Hauptsache ich stünde gut da und die Arbeit wurde erledigt. Ich schaute lange zu. Und irgendwann ... ich wollte einfach nicht mehr zusehen. So selbstsüchtig sein. Ich hoffe, dass dir das jetzt als Antwort genügt. Es ist keine Falle. Einfach nur ein Sinneswandel." Also reicher Schnösel wird zum Gutmensch? Oder wie soll ich das jetzt verstehen?

"Du scheinst mir nicht zu glauben. Siehst aus als würdest du denken, was für eine Schwachsinns Ausrede." Und leider hatte er nicht ganz unrecht. Es war einfach eine unglaubliche Story die er mir auftischte. Ich will dich jetzt weil ich ein besserer Mensch geworden bin ...? Irgendwie kurios. Ich konnte nicht glauben das er schon immer interesse hatte. Und warum er mich überhaupt wählte. Ich hatte nichts außer auf Arbeit mit ihm zu tun.

"Gut. Ich muss es dir wohl beweisen. Irgendwann wirst du mir hoffentlich glauben. Aber jetzt ... jetzt wirst du erstmal mit zu mir kommen. Keine Sorge, du bekommst das Bett ganz allein für dich." Und wenn ich nicht alleine sein will? Dachte ich. Ich hätte es fast laut gedacht. Konnte mich aber zusammenzureißen dies nicht zu tun.

"Was ist? Trockener Hals?" Mein lauted Schlucken muss er gehört haben. Mir steckte ein Kloß im Hals. Wieder diese Gedanken. Gott! Seit wann war ich so pervers? Sein keckes Grinsen machte mich verlegen. Ich schaute dann aus dem Fenster.

"Um eine Sache möchte ich dich aber bitten. Und das sollst du in jeder Situation tun. Wenn dir einer zu nah tritt, nicht aushalten und warten bis es vorbei ist. Ich habe lang genug zu gesehen." Kurz hielt er inne. Ärgerte er sich tatsächlich über sich selbst? Seine Mimik und Anspannung in seinem Kiefer als er die letzten Worte sprach, ließen es so wirken.

"Es tut mir leid." Dies sagte er mit reue in der Stimme und es schien nicht von einen von uns gerichtet. Er schien kurz mit den Gedanken woanders zu sein. Bevor ich was erwidern konnte startete er den Motor, der mich etwas erschrack.
Wir fuhren dann ohne weitere Worte zu ihm. Was ist mit ihm passiert, dass er sich plötzlich so änderte? Kann ich ihm wirklich glauben und vertrauen?

Until Dawn - Bis zum MorgengrauenWhere stories live. Discover now