Kapitel 69 - Eisregen

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"Wirklich ein guter Schlussgedanke und Denkanstoß. Danke dir, Kim.", sagte er und legte die Notizen beiseite, dann wandte er sich zu mir um. "Geht es dir gut?"

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, aber schon besser."

"Harry sagte etwas ähnliches als ich letzte Woche mit ihm sprach", sagte er vorsichtig.

"Finn, ich werde dir keine Story darüber liefern!", brauste ich auf.

"Das habe ich als Freund gefragt", erwiderte er ruhig und ich schämte mich sofort.

Während er seine Sachen zusammen packte, starrte ich auf meine Hände. "Entschuldige. Ich glaube, ich bin nicht gut im Umgang mit Freunden."

Er drehte sich lächelnd zu mir um. "Ich denke, da täuschst du dich. Alle, die ich über dich sprechen höre, tun das sehr wertschätzend."

Überrascht sah ich ihn an. Er reichte mir die Hand, ich legte meine hinein und glitt von dem Tisch. "Danke, dass du dir die Zeit genommen hast."

Er öffnete mir die Tür und ich trat hinaus in den Korridor. "Für dich doch immer, Finn."

Er zwinkerte mir zu und wandte sich ab. Lächelnd sah ich ihm nach, da verursachte eine kühle Stimme hinter mir eine Gänsehaut. "Ich frage mich, was du mit Finn Scamander in einem einsamen Klassenzimmer treibst."

Ich wandte mich um und erwiderte Dracos Blick ohne mit der Wimper zu zucken. "Das geht dich absolut nichts an."

"Warum hast du mit Potter Schluss gemacht ?" Er wirkte fast wütend als er das fragte.

"Nicht deinetwegen", erwiderte ich kühl, obwohl das nur die halbe Wahrheit war. "Du musst keine Angst haben, mich weiter ertragen zu müssen."

Wütend nickte er in die Richtung, in die Finn verschwunden war. "Hast du was mit ihm? Drei in so kurzer Zeit wäre für dich ein neuer Rekord!"

Ich holte aus und gab ihm eine so schallende Ohrfeige, dass seine Wange rot leuchtete und meine Hand wie Hölle brannte, doch das war es mir wert gewesen.

Ich wartete auf einen bissigen Kommentar oder gar einen Fluch, doch er hielt sich nur eine Hand an die Wange, sah mich an und sagte dann: "Ich schätze, das habe ich verdient. Genauso wie, dass ich als einziger keine Einladung zu "Spells" bekommen habe."

Ich hätte damit rechnen müssen, dass Zabini es ihm erzählte, dennoch warf es mich aus der Bahn. "Wage es ja nicht, dort aufzutauchen und mir auch noch das kaputt zu machen. Es ist das letzte, was ich noch habe."

"Das hatte ich nie vor", murmelte er. "Ich hätte nie damit gerechnet, dass du mit Potter Schluss machst."

"Das liegt daran, dass du mich eben doch nicht so gut verstehst wie du zu glauben magst", erwiderte ich kühl. Und dieses Mal war ich diejenige, die sich einfach abwandte und erhobenen Hauptes davon ging.

Das Wetter zum Quidditchspiel Gryffindor gegen Slytherin war eine Katastrophe. Der Himmel war rabenschwarz, es goss wie aus Kübeln und ein eisiger Wind peitschte mir das lange Haar aus dem Gesicht.

"Tut euer Möglichstes, um euch auf den Besen zu halten. Ich versuche, den Schnatz so schnell wie möglich zu fangen", sagte Harry nur, ehe wir in den Regen marschierten.

Ich starrte auf seinen Rücken und dachte darüber nach, wie fremd er mir jetzt war und sehnte mich nach seinem beifälligen Lächeln. Tränen vermischten sich mit dem Regen auf meinen Gesicht, doch niemand außer mir wusste um den Unterschied.

Der Pfiff ertönte und wir stießen uns vom Boden ab. Ich konnte rein gar nichts erkennen. Die roten Umhänge der eigenen Mannschaft sah ich von näher als verschwommene Farbkleckse, doch das Grün der Slytherins ging im grauen Einerlei völlig unter. Ich hatte keine Ahnung, wie ich in diesem Sauwetter den Quaffel sehen sollte, geschweige denn Harry den Schnatz.

Durch den Wind hörte ich nicht einmal Luna, die das Spiel kommentierte. Ich hatte keine Ahnung, wie es stand. Es musste schon über eine halbe Stunde vergangen sein.

Da mir nichts besseres einfiel, flog ich einfach in der Nähe des gegnerischen Tores hin und her, da sah ich Ginny mit dem Quaffel unterm Arm auf mich zurasen, dicht gefolgt von Adrian Pucey. "Kim!"

Ich verstand sofort und fing den Quaffel und raste damit auf die Torringe zu, wo ich leichtes Spiel hätte, da Miles Bletchley genauso wenig sah wie wir.

Doch plötzlich spürte ich das irre Surren eines Klatschers in meiner Nähe und hörte Ginny schreien. Kurz vor dem Zusammenstoß sah ich Draco, wie er Bole das Treiberholz aus der Hand riss, ehe er den gefährlichen Ball mit einem wuchtigen Schlag von mit wegfeuerte.

Fassungslos sah ich ihn an. Er warf mir einen Blick zu, den ich längst vergessen hatte, dann bat Flint um eine Auszeit, um ihn in Grund und Boden zu brüllen.

Ich blieb währenddessen auf meinem Besen, weil ich keine Lust auf die Blicke meiner Mannschaftskollegen hatte. Was war jetzt wieder kaputt? Konnte sich dieser Typ nicht einmal vorhersehbar verhalten, damit ich ihn in Ruhe ignorieren konnte?

Der Rest des Spiels flog genauso undurchsichtig an mir vorbei. Ich war froh, als der Schlusspfiff ertönte und erfuhr erst am Boden, dass wir gewonnen hatten.

Ich ging nicht mit den anderen zurück in die Umkleidekabine. Ich sehnte mich nach einem Bad und der Abgeschiedenheit meines Zimmers. Doch schon auf dem Weg zurück ins Schloss spürte ich, dass ich verfolgt wurde. Sofort musste ich an eine ähnliche Situation von vor über zwei Jahren zurück denken. Und wie damals beschleunigte ich meine Schritte.

Doch heute holte er mich ein und hielt mich am Arm fest. "Warte!"

Ich wirbelte zu ihm herum und nahm befriedigt wahr, dass seine Wange grün-blau schimmerte. "Ich hoffe, du verlangst jetzt keinen Dank."

"Ich will nur mit dir reden, verdammt."

"Danke, ich hab genug von dir gehört", sagte ich eisig. "Würdest du mich jetzt loslassen?"

Ich dachte, er würde mich festhalten und weiter bedrängen, doch er ließ mich los. Ich starrte ihn an und er starrte zurück, stand einfach da im strömenden Regen und war ein ewiges Rätsel für mich.

Ich zwang mich, mich abzuwenden und ließ ihn einfach stehen.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt