Kapitel 69 - Eisregen

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Wie automatisch setzten wir uns zeitgleich in Bewegung und gingen durch die leeren Gänge. Nun da es so zugig und kalt im Schloss wurde, hielt man sich nur außerhalb der Häuser auf, wenn man es musste.

"Worum geht es?", fragte ich argwöhnisch.

Er öffnete die Tür zu einem Klassenzimmer links von uns, spähte hinein und winkte mir schließlich, ihm zu folgen.

Als die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war, setzte er sich auf einen der Tische und klopfte einladend neben sich. Ich sprang auf das Holz, ließ die Beine in der Luft baumeln und beobachtete neugierig, wie er seine Aktentasche aufschnappen ließ und daraus einen pfeifenden Teekessel und zwei Tassen zutage förderte. Die Kanne schenkte uns ein, während die Tassen vor uns in der Luft schwebten.

Zu meiner Zufriedenheit stellte ich fest, dass es Earl Grey war. "Danke Finn."

"Zu dem Interview. Ich wollte unseren Lesern das neue Hogwartskonzept vorstellen. Ein Hogwarts ohne die typische Häusertrennung."

"Ich denke, da wäre Professor McGonagall der richtige Ansprechpartner", sagte ich ausweichend.

Er sah mich mit seinen gelben Augen durchdringend an. "Ich denke, du bist genau die Richtige. Du bist die erste Schülerin, die jemals zwei Hogwartshäuser bewohnt hat."

Ich seufzte. "Du hast deine Hausaufgaben gemacht."

Er lachte. "Das ist kein großes Geheimnis. Du musst natürlich nicht, wenn du nicht willst."

Ich nahm einen Schluck Tee und fühlte mich sofort gestärkter. "Ich vertraue dir, Finn. Stell deine Fragen!"

Er lächelte erfreut und begann dann sofort wieder, in seinen Aufzeichnungen zu blättern. "Na schön, fangen wir an. Hast du dich immer schon mehr wie eine Gryffindor gefühlt?"

Ich starrte in meinen Tee und sah das Spiegelbild meiner grauen Augen darin, die denen Dracos so ähnlich waren. "Eigentlich nicht. Ich wollte immer lieber bei meinen Geschwistern sein. Letztendlich denke ich, dass ich in Slytherin ganz gut aufgehoben war."

Er warf mir einen schnellen Seitenblick zu. "Bereust Du es?"

"Nein, sonst wäre ich ja nie zu dieser Erkenntnis gekommen" Ich lachte traurig. "Woanders ist das Gras immer grüner. Mir wäre ein Hogwarts am liebsten, wo es gar keine Häuser mehr gäbe, dann müsste man sich keine Gedanken darüber machen, welche Seite im Herzen überwiegt. Dann wären einfach alle eins."

Er nickte und kritzelte mit seinem Bleistift kaum leserlich Sätze aufs Pergament. Ich mochte es, dass er dieses alte Schreibwerkzeug bevorzugte. Es war einer der Gründe, warum wir ihm vertrauten.

"Denkst du... der Krieg wäre... sagen wir... hm... anders verlaufen, wenn es nie die Häuser gegeben hätte?"

"Das ist eine sehr weit zurück greifende Frage", erwiderte ich nachdenklich. "Ich denke, Voldemort hätte andere Wege für Hass und Spaltung gefunden, aber ja - sicher wären noch mehr Krieger ganz klar in unseren Reihen gewesen."

"Du warst in Slytherin. Ist es so, wie man es sich vorstellt?"

Ich hob eine Braue. "Das muss es ja, oder?"

"Wie darf ich das verstehen?", fragte er überrascht.

Ich sah auf meine Hände hinunter, zog am Ärmel meiner Bluse, um die Ecke des Mals zu überdecken, die herausschaute. "Man ist immer irgendwie das, was andere in einem sehen."

"Du spielst auf die Vorurteile an."

Ich nickte. "Sie sind der Grund für allen Hass und alle Trennung. Das passiert alles in unseren Köpfen, lange bevor der Krieg beginnt."

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt