Kapitel 8

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CARLA

Luca hatte mir versprochen, mich am nächsten Tag zuhause besuchen zu kommen, um sich Casita anzusehen und sich dem Rest meiner Familie vorzustellen. Ich lag abends im Bett und konnte es kaum glauben, dass ich nicht aufhören konnte an ihn zu denken. Hatte ich mich wirklich in diesen gutaussehenden, netten, lustigen Jungen verliebt? Möglich wäre es auf jeden Fall, denn es war noch nie jemand so nett zu mir gewesen. Und er war der Erste, der mich trotz meiner Narbe hübsch fand. Ich lag wach im Bett und konnte nicht glauben, dass ich mich wirklich verliebt hatte. Ob es Luca wohl auch so ging? Oder war nur ich in ihn verliebt? Ich wusste es nicht.
Er liebt dich bestimmt, Carlita. Wenn nicht, wäre es absolut irre!
Danke, Abuelo. Ich lächelte und drehte mich im Bett um. Diesen kleinen Zuspruch hatte ich wirklich gebraucht. Ich schloss die Augen und wollte gerade versuchen zu schlafen, als meine Tür aufging. Ich öffnete die Augen und sah Estrella mit ihrem kleinen Plüschtier, einer Schildkröte, in der Tür stehen.
"Lita? Was ist los?", fragte ich verwirrt und setzte mich auf, während sie reinkam und die Tür hinter sich schloss.
"Ich hatte einen Alptraum. Kann ich zu dir kommen?", bat sie, ich nickte und hob meine Decke an.
"Natürlich, komm her! Willst du mir von deinem Traum erzählen?", erwiderte ich, worauf sie zu mir unter die Decke krabbelte und ihre kleine Schildkröte an sich drückte.
"Ich hab von unserer Zeremonie geträumt", antwortete sie und sah mich an. "Ich hab Angst, dass es nicht klappt. Die letzte Zeremonie von Mirabel hat ja nicht geklappt. Was ist, wenn das Wunder uns auch keine Gabe gibt?" Ich lächelte sie an und drückte sie an mich.
"Ihr bekommt eure Gaben, da bin ich mir sicher. Warum es bei Mirabel nicht geklappt hat, weiß ich nicht, aber ich bin mir sicher, dass ihr eine Gabe bekommen werdet", beruhigte ich sie. "Ich hatte damals genau die gleichen Sorgen wie du, aber sie waren total unbegründet. Du musst keine Angst haben, es wird alles klappen, versprochen."
"Aber was, wenn nicht?", fragte sie besorgt nach. "Was ist, wenn Luna und ich auch leer ausgehen und uns dann keiner mehr mag?"
"Lita, genau die gleichen Gedanken hatte ich damals auch, aber die sind vollkommen unbegründet. Ja, Mira hat keine Gabe, aber ich bin mir sicher, dass es dafür einen bestimmten Grund gibt. Du musst keine Angst haben, wirklich nicht. Du kannst ganz beruhigt schlafen", wandte ich ein und strich ihr über die Haare. "Und wenn der Alptraum noch mal kommt, dann weckst du mich noch mal, ja? Und du hast doch Tortuga, die beschützt dich." Sie nickte und drückte ihre Schildkröte an sich.
"Ja, Tortuga hat mich bisher immer beschützt", murmelte sie. "Aber zur Zeremonie darf ich sie wahrscheinlich trotzdem nicht mitnehmen, oder?" Ich schüttelte den Kopf.
"Nein, leider nicht, aber das musst du auch nicht. Luna ist bei dir und wir werden oben warten. Ich verspreche dir, dass ich dich nicht aus den Augen lasse. Dir kann also nichts passieren, ja?", erwiderte ich, sie nickte und drückte ihren Kopf in meine Brust.
"Danke, Carla", murmelte sie. "Gute Nacht."
"Gute Nacht."

Am nächsten Morgen weckte Estrella mich gegen fünf Uhr früh. Sie hüpfte auf meinem Bett herum, worauf ich mich genervt knurrend umdrehte und mir die Decke über den Kopf zog. Jetzt wusste ich wieder, wieso ich mir eigentlich geschworen hatte, nicht mehr nachts auf die Zwillinge aufzupassen! Sie waren viel zu früh viel zu aktiv!
"Carla, spiel mit mir!", rief sie aufgeregt, aber ich knurrte nur genervt. Wieso musste sie immer so früh wach sein?! "Carla!"
"Estrella, leg dich hin oder geh Luna wecken, aber ich bin noch nicht wach!", beschwerte ich mich genervt, worauf sie aufhörte auf meinem Bett herumzuspringen.
"Na gut, aber du musst später mit uns spielen!", willigte sie unzufrieden ein.
"Könnt ihr nicht Mirabel und Camilo fragen? Luca kommt später vorbei, ich hab keine Zeit!", wandte ich ein, sie zuckte die Schultern.
"Aber du weißt viel besser, wie man richtig Prinzessin spielt!", konterte sie.
"Dann fragt Camilo, ob er sich in eine verwandeln kann!", widersprach ich ihr, aber sie schüttelte den Kopf.
"Nein, er kann trotzdem nicht mit uns spielen! Er kriegt das nicht hin!", beschwerte sie sich, ich stöhnte genervt.
"Ok, pass auf. Sollte Luca später kommen als gedacht, dann spiele ich mit euch, ja?", willigte ich ein, sie nickte und hüpfte endlich von meinem Bett, um mein Zimmer zu verlassen. Endlich hatte ich ein wenig Ruhe!
Schlafen konnte ich trotzdem nicht mehr. Estrella hatte mich geweckt und als ich bemerkte, dass ich nicht mehr schlafen konnte, stand ich auf und zog mich an, um runterzugehen. Meine Schwestern spielten gemeinsam draußen im Garten, während tía Julieta in der Küche stand und bereits das Frühstück vorbereitete.
"Hola, tía", begrüßte ich sie, worauf sie sich zu mir umdrehte und mich ansah.
"Hola, Carla. Hast du schon Hunger?", fragte sie, ich schüttelte den Kopf.
"Nein, noch nicht. Ich konnte nur nicht mehr schlafen, weil Estrella mich geweckt hat. Kann ich dir irgendwie helfen?", erwiderte ich und lehnte mich gegen die Theke.
"Nein, im Moment nicht, aber es ist lieb von dir zu fragen", antwortete sie.
"Ach, übrigens kommt ein neuer Freund von mir nach dem Frühstück vorbei. Könntest du... na ja... Papá vielleicht bitten sich nicht wieder so aufzudrängen wie gestern Abend auf dem Fest? Da war er ein bisschen aufdringlich und ich würde gerne etwas Zeit alleine mit meinem Kumpel haben", bat ich, worauf sie mich ansah.
"Wieso fragst du ihn nicht selbst?", hakte sie nach.
"Dann stellt er bloß Fragen und Mamá schlägt sich auf seine Seite! Bitte, tía!", flehte ich, worauf sie leise seufzte und mich dann anlächelte.
"Ist gut, Carla, ich mache es. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass es auch klappt. Du weißt ja, wie Väter sind", erwiderte sie grinsend und zwinkerte mir zu. Ich lächelte sie an.
"Danke, tía! Ich bin dir etwas schuldig!", sagte ich und umarmte sie.
"Dann kannst du morgen beim Aufbauen für die Zeremonie helfen", konterte sie, ich nickte.
"Das mache ich, versprochen", beeilte ich mich zu sagen. Da hörte ich die Kleinen draußen laut auflachen und sah verwirrt zum Fenster. Tía Julieta schien auch verwirrt zu sein, denn sie wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab, bevor sie das Fenster öffnete und wir raussahen. Estrella und Luna spielten draußen, aber sie waren nicht alleine. Luca war bei ihnen. Was machte er denn hier? Er trug einen blauen Poncho über seinem Hemd und hatte Luna hochgehoben, die lachte, während Estrella flehte, auch hochgehoben zu werden.
"Ist das dein Freund?", fragte tía Julieta nach, ich nickte.
"Ja, aber was macht er jetzt schon hier? Es ist gerade mal halb sieben!", antwortete ich verwirrt. "Ich gehe mal raus und sehe nach ihm." Also ging ich nach draußen. "Hey, Luca, was machst du schon so früh hier?" Er drehte sich zu mir um und ließ Luna wieder runter.
"Ich wollte nur einen kleinen Morgenspaziergang machen und dann hab ich gesehen, dass deine Schwestern hier spielen. Ich dachte, dass ich ja vielleicht mitspielen kann", antwortete er mir und zuckte die Schultern.
"Spielst du jetzt den bösen Zauberer für uns?", flehte Luna und zog ungeduldig an seiner Hand.
"Lasst Luca doch in Ruhe!", wandte ich ein, aber er schüttelte den Kopf.
"Nein, Carla, ist schon gut. Ich spiele gerne mit deinen Schwestern. Du kannst ja mitmachen, wenn du willst", bot er an, worauf ich verwirrt innehielt. Er spielte wirklich freiwillig mit den beiden Energiemonstern? Er war wirklich unglaublich!

Ich brauche dich, Bruno 4 - Die verlorene Tochter - Carlas Suche Where stories live. Discover now