Kapitel 2

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BRUNO

Na toll, die Zwillinge hatten eine Schlange angeschleppt! Ich konnte diese Viecher nicht leiden und machte sofort einen Schritt zurück, aber Estrella und Luna schienen keine Angst vor dem Tier zu haben, das sich in ihren kleinen Händen schlängelte, fauchte und dann sein Maul aufriss, um seine riesigen Giftzähne zu präsentieren. Mussten sie denn wirklich eine Schlange anschleppen, die Giftzähne hatte? Da wäre mir ein Frosch doch lieber gewesen! Carla ging auf die Zwillinge zu, die mich stolz angrinsten.
"Papá, guck mal! Wir haben eine Schlange gefunden!", rief Luna begeistert, ich nickte.
"Ich sehe es, ja", erwiderte ich, aber bevor ich die beiden bitten konnte, die Schlange vor die Tür zu setzen, übernahm Carla.
"Bringt die sofort wieder raus! Die ist giftig!", fuhr Carla die beiden an.
"Woher willst du das wissen?", fragte Estrella skeptisch nach.
"Erstens, weil das Vieh riesige Giftzähne hat und zweitens, weil ich genau von so einer Schlange vor zwei Jahren selbst gebissen wurde! Wenn tía Julieta nicht gewesen wäre, wäre ich wahrscheinlich nicht mehr am Leben! Also los, bringt das Vieh zurück, ohne euch beißen zu lassen!", erklärte Carla, worauf Luna den Kopf des Tieres festhielt, damit er sich nicht drehen und zubeißen konnte.
"Na gut, wir bringen sie vor die Tür", willigte sie unzufrieden ein, bevor sie mit Estrella wieder rausging, um die Schlange freizulassen. Ich seufzte erleichtert, aber folgte den beiden, um sicherzugehen, dass sie nicht doch gebissen wurden. Schlangen waren schließlich unberechenbar! Die Zwillinge ließen das Tier im hohen Gras vor dem Wald frei, bevor sie zurück zu mir kamen.
"Ihr könnt doch nicht einfach eine Schlange mitnehmen, wenn ihr nicht wisst, ob sie giftig ist!", wandte ich besorgt ein und umarmte die beiden. "Ihr hättet verletzt werden können, mis amores!"
"Tut uns leid, aber wir fanden ihre Farbe so schön!", wandte Luna ein. "Wir mussten sie euch einfach zeigen!"
"Das ist lieb von euch, aber das nächste Mal holt ihr uns lieber, ja? Ihr solltet nicht einfach irgendwelche Tiere in die Hand nehmen, von denen ihr nicht wisst, ob sie giftig oder sonst irgendwie gefährlich sind", erwiderte ich, die beiden nickten.
"Ja, das machen wir das nächste Mal", willigte Estrella ein, während Carla zu uns kam.
"Müsst ihr denn immer irgendwelche Tiere anschleppen?", fragte sie sie gereizt, ich sah sie an.
"Sei nicht so streng mit ihnen, Carlita, sie sind noch klein. Du hast früher auch manchmal Tiere mit nach Hause gebracht", wandte ich ein.
"Aber keine Giftschlangen!", konterte sie.
"Du weißt ja immer alles besser, oder?", trotzte Estrella beleidigt.
"Hey, jetzt wird nicht gestritten, ihr drei! Die Sache ist jetzt erledigt, ja? Die Schlange ist weg, sie hat keinen verletzt und jetzt gehen wir rein und helfen beim Abendessen", unterbrach ich meine Töchter, bevor sich noch ein großer Streit entwickeln konnte. So etwas konnte ich nämlich gar nicht leiden. Die drei nickten, also gingen wir zusammen rein. Lia kam aus der Küche und sah verwirrt zwischen uns hin und her.
"Was war das denn gerade für ein Geschrei? Abuela wird euch wahrscheinlich noch im Dorf gehört haben!", fragte sie verwirrt und neugierig nach.
"Die Energiemonster haben eine Giftschlange mit nach Hause gebracht, die sie hätte beißen können!", antwortete Carla.
"Luna, Estrella, was macht ihr denn für Sachen? Ihr könnt doch nicht einfach eine Schlange aus dem Wald mitbringen!", wandte Lia besorgt ein und umarmte die beiden. "Geht es euch gut? Wurdet ihr gebissen?"
"Nein, uns geht's gut, Mamá", antwortete Estrella ihr. "Gibt es jetzt Abendessen?"
"Ja, sofort. Wir warten bloß noch Abuela, die ist noch eine Freundin besuchen, aber sie dürfte gleich hier sein", erwiderte Lia. "Na los, ihr drei, geht schon mal rein." Carla ging mit den Zwillingen ins Esszimmer, wo der Rest der Familie schon am Tisch saß. "Sie haben eine Giftschlange mit nach Hause gebracht?"
"Ja, weil sie so eine schöne, blaue Farbe hatte", erklärte ich und zuckte die Schultern.
"Dios mío! Wir sollten die zwei wirklich nicht alleine in den Wald lassen!", murmelte sie und schüttelte den Kopf. "Das mit dem Frosch war ja noch ganz lustig, aber eine Giftschlange... ich weiß ja nicht."
"Ich glaube, sie haben verstanden, dass das gefährlich war, mi vida. Mach dir keine Sorgen, Carla und ich hatten die Sitaution im Griff - obwohl, eher Carla als ich", beruhigte ich sie. "Und mit den Kleidern bin ich auch so gut wie fertig. Mira hilft mir bloß noch bei einigen Kleinigkeiten."
"Ja, sie hat schon davon erzählt. Estrella und Luna werden sich freuen, wenn sie die Kleider sehen, da bin ich mir sicher", sagte Lia und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Du bist der perfekte Vater, weißt du das?"
"Weißt du, dass du die perfekte Mutter bist?", gab ich das Kompliment zurück, worauf sie lachte und mir mit einem kleinen Küchentuch gegen den Bauch schlug.
"Alter Schleimer! Komm schon, wir setzen uns zu den anderen. Alma sollte ja auch gleich hier sein", meinte sie grinsend, als auch schon die Tür aufging und Mamá reinkam. Ich grinste.
"Wenn man vom Teufel spricht", murmelte ich, Lia lachte wieder.
"Du bist heute wirklich gut drauf, Brunito!", flüsterte sie mir zu, bevor wir uns zu Mamá umdrehten. "Hola, Alma. Wie war es bei deiner Freundin?"
"Sehr gut. Tut mir leid, dass ich zu spät bin! Ich hoffe, ihr habt nicht ohne mich angefangen", erwiderte sie, ich schüttelte schnell den Kopf.
"Wie könnten wir, Mamá? Wir haben auf dich gewartet, aber ich weiß nicht, wie lange wir die Kinder noch vom Essen abhalten können, sie haben Hunger", antwortete ich schnell, also legte sie ihre kleine Tasche ab und zusammen gingen wir ins Esszimmer, um uns auf unsere gewohnten Plätze zu setzen. Luna und Estrella erzählten aufgeregt von ihrem Ausflug in den Wald und der Schlange, die sie gefunden hatten, während Carla immer noch versuchte, die beiden davon zu überzeugen, dass das eine Schnapsidee gewesen war. Camilo und Mirabel wirkten begeistert davon, dass die Zwillinge sich das getraut hatten, aber Isabela, Dolores und vor allem Luisa wirkten davon nicht sehr angetan. Ich war es ja auch nicht, also nahm ich es ihnen nicht gerade übel. Es war besser, wenn Mamá nichts von der Aktion gerade mitbekam, sonst würde sie sich bloß aufregen. Ich wusste genau, dass sie Schlangen nicht mochte und daher war es besser, wenn sie nicht mitbekam, was gerade passiert war.
Mamá begann ihre abendliche Ansprache, bevor wir auf die Familie anstießen und dann mit dem Essen begannen. Besonders Camilo stürzte sich gierig auf das Essen. Carla flüsterte Luna und Estrella etwas ins Ohr, worauf die beiden die Augen verdrehten und widerwillig nickten. Wahrscheinlich hatte Carla sie gebeten, nichts von der Schlange zu erzählen. Das war auch wirklich besser so! Was für ein Glück wir doch hatten, dass sie sich beim Abendessen immer um die beiden kümmerte und dafür sorgte, dass sie nichts erzählten, was für großen Aufruhr am Tisch sorgen könnte! Sie war wirklich eine gute große Schwester, das mussten wir ihr lassen. Carla gab sich wirklich Mühe und das lohnte sich auch. Luna und Estrella mochten sie und spielten gerne mit ihr, auch, wenn Carla nicht sehr häufig mitmachte. Sie hatte lieber ihre Ruhe und rannte nicht stundenlang durch den Wald, um irgendwelche Tiere zu suchen! Aus dem Alter war sie zum Glück schon raus.

Ich brauche dich, Bruno 4 - Die verlorene Tochter - Carlas Suche Where stories live. Discover now