Kapitel 8

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AMALIA

Als Bruno wieder runterkam, kämpfte ich mich auf meine wackeligen Beine. Mir war nicht entgangen, dass Carla traurig nach oben gelaufen war und ich musste wissen, was los war. Ich musste dringend mit ihr reden, ich konnte meine Kleine nicht so verletzt sehen.
"Bruno, was ist los?", fragte ich besorgt nach, als er in die Küche kam, um sich eine Tasse aus dem Schrank zu nehmen.
"Carla ist traurig, weil sich alle nur um die Zwillinge kümmern und keiner stolz auf sie ist. Ich hab ihr gesagt, dass sie sich hinlegen soll und ich bringe ihr gleich einen Kakao. Das wird ihr guttun", antwortete er, worauf ich leise seufzte. Ich wollte nicht, dass sie sich zurückgesetzt fühlte! Ich wusste doch, wie sehr sie mit allem zu kämpfen hatte! Und natürlich war ich stolz auf sie, sie hatte einen großen Schritt gemacht! Wer wäre da nicht stolz auf sein Kind? Ich sah Bruno an.
"Ich bringe ihr den Kakao", entschied ich. "Ich glaube, dass es ihr ganz guttut, wenn sie mal jemand anderen als nur dich in ihrer Nähe sieht. Nichts gegen dich, amor, du weißt, was ich meine." Er nickte.
"Ja, ich weiß, was du meinst. Dann bring du ihr den Kakao, sie wird sich freuen, wenn du auch zu ihr kommst", erwiderte er.
"Sehr gut, und dann kannst du dich auch mal um deine anderen Töchter kümmern", sagte ich und gab ihm vorsichtig Estrella auf den Arm. "Hier, nimm Estrella ruhig. Ich kümmere mich um Carla." Er nahm mir Estrella ab und lächelte sie stolz an.
"Hola, Estrellita. Ich bin's wieder, dein Papá. Weißt du noch, ich hab dich gestern förmlich von deiner Mamá weggerissen. Ja, der Verrückte hat dich wieder", sagte er leise, worauf ich leise lachen musste und ihm einen Kuss auf die Wange gab.
"Du bist nicht verrückt, Brunito. Nur sehr liebevoll", widersprach ich ihm und machte währenddessen den Kakao für Carla. "Und wir alle wissen das sehr zu schätzen. Nicht wahr, Lita?" Ich sah meine Tochter an, doch die starrte nur Bruno an, als wäre er das Magischste, das sie je gesehen hatte - was genau genommen ja auch stimmte. Für mich war er auch das Magischste, was es gab - abgesehen von Carla natürlich. Ich konnte Estrellas Gefühle für ihn sehr gut verstehen. Bruno hielt ihr seinen Finger hin, den sie sofort klammernd umschloss und dabei ein leises Geräusch von sich gab. Er lächelte sie an.
"Keine Sorge, ich lasse dich nicht los. Dafür liebe ich dich viel zu sehr, Estrellita", beruhigte er sie schnell und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Ich lächelte die zwei an. Wie konnte man nur so süß sein? Bruno war wirklich der perfekte Vater!
"Setz dich ruhig zu den anderen ins Esszimmer, ich gehe solange mal zu Carla", meinte ich, bevor ich mich schwerfällig die Treppen hinaufkämpfte. Ich war immer noch etwas schwach, aber ich musste nach Carla sehen, da gab es keine Ausreden. Ich hatte ihr versprochen, immer für sie da zu sein und da machte so ein bisschen Schwäche keine Ausnahme! Ich klopfte gegen ihre Tür, bevor ich eintrat. Carla lag auf ihrem Bett, das sie in die Mitte des Raumes gestellt hatte und sah mich an, als ich reinkam. "Hey, mi hija, wie geht's dir?" Ich setzte mich zu ihr und strich ihr eine dunkle Strähne aus den Augen, während ich den Kakao auf den kleinen Nachttisch stellte. Sie zuckte die Schultern.
"Weiß nicht. Wo ist Papá?", fragte sie nach.
"Den hab ich zu den Zwillingen geschickt, weil ich zu dir kommen wollte. Er hat gesagt, dass du traurig bist, weil keiner stolz auf dich ist. Das stimmt aber nicht, hörst du? Jeder hier ist stolz auf dich, du hast da einen sehr großen Schritt gemacht! Und niemand könnte je stolzer auf dich sein als Papá und ich! Wir lieben dich doch, mi vida", antwortete ich ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor ich mich zu ihr legte. "Verstehst du das, Carlita?" Sie nickte und drückte sich an meine Seite.
"Ja, tu ich", antwortete sie knapp. "Aber ihr kümmert euch bloß noch um die Zwillinge! Das ist nicht fair!" Ich seufzte leise.
"Ich kann verstehen, wie du dich fühlst, mi amor, aber das ist so nicht wahr. Die Zwillinge sind eben noch sehr klein und können nichts alleine machen, sie brauchen ein bisschen Hilfe. Das heißt aber nicht, dass wir dich vergessen, hörst du? Ich bin doch jetzt bei dir, oder? Ohne deine Schwestern. Und Papá kümmert sich doch auch schon den ganzen Tag lang um dich! Du bist eben die große Schwester, die schon alles kann! Du kannst den Zwillingen so viel beibringen! Zum Beispiel, wie man eine schöne Prinzessinnenburg baut oder wo es in Encanto die schönsten Orte gibt!", versuchte ich sie aufzumuntern. "Aber egal, was passiert, wir lieben und unterstützen dich, hörst du? Daran ändert nichts und niemand etwas! Weder das, was dir in der Vergangenheit passiert ist, noch deine Schwestern!" Sie nickte.
"Kann ich meinen Kakao haben?", wechselte sie das Thema und obwohl ich mir sicher war, dass sie noch nicht ganz zufrieden mit meiner Antwort war, nickte ich und ging darauf ein. Solange ich bei ihr war, würde ich sie auch beruhigen können und das würde ihr auch guttun, da war ich mir sicher. Also nahm ich den Kakao vom Nachttisch und hielt ihn Carla hin, die sich aufsetzte und dann einen großen Schluck trank. Da klopfte es an die Tür, bevor sie von Mirabel und Camilo geöffnet wurde. Die beiden schoben sich ins Zimmer.
"Tía, die Babys weinen. Kannst du runterkommen?", bat Mirabel, worauf ich Carla ansah. Ich wollte sie jetzt nicht alleine lassen, sonst würde ich ihr bloß das Gefühl geben, dass ich die Zwillinge doch als wichtiger empfand als sie. Also schüttelte ich den Kopf.
"Kann tío Bruno sie nicht beruhigen? Carla und ich sind gerade etwas beschäftigt", fragte ich nach, Camilo zuckte die Schultern.
"Er versucht es, aber es klappt nicht", antwortete er.
"Dann soll er es weiter versuchen und wenn es gar nicht mehr geht, dann kommt ihr wieder, ja?", schlug ich vor, die beiden nickten und sahen dann Carla an.
"Spielst du später mit uns, Carla? Niemand kennt bessere Verstecke als du!", bat Mirabel aufgeregt.
"Seid ihr sicher, dass ihr mit mir spielen wollt?", fragte Carla nach, die beiden nickten aufgeregt.
"Natürlich, du kannst das am allerbesten!", stimmte Mirabel ihr zu, worauf Carla seufzte.
"Ist gut, ich spiele später mit euch", willigte sie ein, worauf die beiden lachend gingen. Ich lächelte meine Tochter an und gab ihr einen Kuss auf die Wange, genau auf ihre Narbe.
"Du bist toll, mi vida. Siehst du? Jeder hier liebt dich!", sagte ich, sie zog ihren Kopf weg und nickte.
"Ja, kann sein", murmelte sie nur, ich seufzte. Wie konnte ich sie nur aufmuntern?

Ich brauche dich, Bruno 3 - Schwindende MagieNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ