Kapitel 1~Wie in einem Traum

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"Mom, ich bin der Auserwählte!", direkt nach ihrer Ankunft in der Wohnung der Veritys rannte Cirillo in die Arme seiner Mutter, "Und ich hab violette Augen, ich hatte schon Angst sie würden rot werden." Die anderen Gäste, Familie, Freunde, Bekannte und Leute die Basilia noch nie gesehen hatte, standen alle um ihren Zwillingsbruder herum und beglückwünschten ihn. Nur der Butler der Familie war woanders, er brachte das Gepäck der beiden nach oben in ihre Zimmer. "Ich freu mich so für dich, Lilo.", sie lächelte ihn mit dem für sie typischen zuckersüßen Lächeln an, bevor sie zu Basilia ging und sie ebenfalls in den Arm schloss, "Sei nicht traurig, du wirst schon bald eine Aufgabe finden die besser zu dir passt, du könntest Politikerin werden." Vermutlich war sie innerlich froh darüber dass Basilia den Titel nicht bekommen hatte, sie hatte immer versucht ihre einzige Tochter dazu zu bringen ihr in die Politik zu folgen. "Kommt ihr beiden, der Tisch ist schon gedeckt, lasst uns auf den neuen Campion der Göttin anstoßen."

"Glückwunsch Ciri, unser Urgroßvater wäre sicher stolz auf dich.", einer ihrer Cousins hatte sich ohne irgendeine Aufforderung zu ihnen gesetzt, sie hatte seinen Namen vergessen, aber sie wusste dass er immer alles schlecht reden musste,"Aber ich bin froh nicht in deinen Schuhen stecken zu müssen." Ihr Bruder legte den Löffel voll Honiglotuspudding wieder zurück und lachte: "Es braucht halt andere Fähigkeiten der Auserwählte zu sein als ein Politiker, ich wäre auch nicht gerne in deinen Schuhen." "Oh, das meine ich gar nicht, aber als Lokalpolitiker hört man halt Dinge, die man nicht hört wenn man monatelang für irgendwelche Prüfungen trainiert, aber ich bin mir sicher dass Tante Zyper euch schon alles erzählt hat." Verwirrung breitete sich langsam auf Cirillos Gesicht aus: "Nein, Mom hat uns das glaube ich noch nicht erzählt." "Oh, wirklich, wie interessant. Es ist halt dass dein Vorgänger Flinch erschossen wurde, von einem einfachen Bankräuber.", er grinste über beide Ohren, wenn nicht sogar weiter,"Nicht gerade ein passender Tod für jemanden der angeblich den Segen der Göttin hat...und nun ja, die Leute wundern sich halt ob, wie soll ich es sagen, die Auserwählten vielleicht gar nicht mehr so besonders sind. Das wieder hin zu bekommen...wie schon gesagt, ich will wirklich nicht an deiner Stelle stehen." Basilia stocherte weiter lieblos in ihrem Salat herum: "Das fängt sich schon noch wieder, es muss doch schon mal einen Auserwählten gegeben haben der so gestorben ist." Bevor ihr Cousin etwas antworten konnte mischte sich eine Freundin ihrer Mutter ein: "Nein, alle anderen sind entweder friedlich im Schlaf, oder im Krieg gefallen." "Woher willst du das wissen?", Cirillo verschränkte beide Arme vor der Brust. Sie blickte ihn unbeeindruckt an: "Ich habe meine Doktorarbeit darüber geschrieben, ich kann dir gerne eine Kopie schicken." Als Antwort stotterte er nur etwas unverständliches bevor er sich wieder sehr interessiert seinem Pudding widmete.

Hastig verriegelte sie ihre Zimmertür und betätigte den Schalter der ihren Raum schalldicht machte. Kurz stand sie da, an die Tür gelehnt, betrachtete ihr Spiegelbild in der verdunkelten Fensterfront ihr gegenüber, alles war perfekt wie immer, jede Strähne saß genau wo sie sie wollte, nicht einmal eine Wimper wagte es aus der Reihe zu tanzen, die rote Uniform saß wie angegossen, dann warf sie sich auf die Knie und schrie

In die warme Decke eingerollt wie in einen Kokon, die Wangen noch nass von Tränen, ihr Atem ging gleichmäßig, Gedanken rasten durch ihren Kopf, von einer Seite zur andern, wie kleine Raumschiffe die ihren Kopf mit Abgasen füllten, mit Nebel der sie immer weiter ins Land der Träume trug. Es gab nur noch sie und die Wärme ihrer Decke, langsam schob eine tiefe Ruhe die kleinen Raumschiffgedanken aus ihrem Kopf."Hallo, Lia.", die Stimme kam aus der Dunkelheit um sie herum, von links, rechts, oben und unten, einfach von überall. Sie konnte nicht einmal einen klaren Gedanken fassen, sie griff nach ihrer Nachttischlampe, nichts, sie griff nach ihrem Nachtisch, nichts, sie griff nach ihrem Arm, sie fand nur ihren Fuß, ihre Körperteile schienen überall da zu sein wo sie nicht sein sollten, ihr Fuß hing an ihrem rechten Oberschenkel, dieser wiederum war mit ihrem Hals verbunden, danach konnte sie ihre beiden Arme finden, und die Hand mit der sie diese ertastete. . "Wo bin ich? Träume ich?" Die Stimme lachte, kein böses Gelächter wie das einer Hexe, ein warmes, einladendes, bei deren Klang sie sich gleich besser fühlte: "So in der Art, ich habe deinen Geist zu mir geholt um mit dir zu reden." "Über was willst du reden?", ihre Stimme war wie süßer Honig, so wunderbar sanft, sie musste nicht einmal Fragen wer sie war, es war eindeutig. Etwas weiches, warmes streifte ihre Wange: "Ich beobachte dich schon seit langem, du bist eine gute Schülerin, du bist fleißig und...ich nehme an ich sollte endlich auf den Punkt kommen." Langsam konnte sie in der Dunkelheit bunte Flecken sehen. "Meine Priesterinnen und der Imperator, sie haben sich mir abgewandt, ich weiß was du schon die ganze Zeit denkst, und du hast Recht. Es war ein Fehler dass Cirillo als Auserwählter ausgeben wurde, du würdest eine bei weitem bessere Kandidatin abgeben...", Sätze verbanden sich zu Fäden die eine warme Decke aus Freude um sie webten, "Sie werden deinen Bruder und seine Kräfte dazu benutzen ihre eigene Macht zu mehren, und schlussendlich könnte dies zu einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes führen." "Aber wie soll ich das machen, ich kann nicht gegen die Seherinnen kämpfen, geschweige denn gegen jemanden mit dem Novakristall." Am Rand ihres Bewusstseins hörte sie ein leises Geräusch, fast zu leise um es wahrzunehmen. "Mach dir keine Sorgen, ich habe dir ein kleines Geschenk hinterlegt, ich vertraue darauf dass du schlau genug bist um den Rest selbst heraus zu finden, sobald du das getan hast werde ich dir mehr sagen, auf bald Tochter."

Ihr Wecker schrillte so laut sie könnte schwören ihr Kopf würde explodieren, mit einem sanften Schlag brachte sie ihn zum Schweigen, sie könnte länger schlafen, aber sie schälte sich trotzdem aus ihrer warmen Decke. Kurz blieb sie einfach im Bett sitzen, es war ihr etwas zu kalt, diese Art von kalt die es immer war nachdem man geweint hatte, sie erinnerte sich an einen Traum, ein bisschen undeutlich, aber langsam kamen alle Details wieder, warum musste man die schönsten Träume immer dann haben wenn man zu einer bedrückenden Realität aufwacht, aber es war halt nur ein Traum, egal wie sehr sie sich das Gegenteil wünschte. "Temperatur um zwei Grad erhöhen.", ihr Raumsystem gehorchte sofort, verschlafen ging sie einige Schritte in Richtung ihres Badezimmers, bis ein plötzlicher Schmerz in ihrer Fußsohle sie wachrief, sie konnte sich einen Schrei verkneifen und hob ihren Fuß um zu sehen auf was sie getreten war. Es war ein walnussgroßes Stück Tetrain, leuchtend rot, mit dem Zeichen der Göttin auf der Oberseite.

Only Hell AwaitsWhere stories live. Discover now