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Nach unserer kurzen Gesprächspause verlief die knappe Stunde Fahrt ohne erneuten Zwischenstopp und wir kamen gegen frühen Nachmittag am Zielort an.

,Philipsburg' stand auf dem großen Schild am Ortseingang, den wir passiert hatten.

Mit dem Laptop auf seinem Schoß navigierte mein Beifahrer uns zur exakten Stelle der ersten Reihe der Koordinaten auf seiner Haut.

Er führte uns an einen abgelegenen Ort, den wir erreichten, nachdem wir minutenlang über schmale Feldwege und Geröll gefahren waren.

„Ich kann mir absolut nicht vorstellen, was uns hier gleich erwartet", hörte ich meinen Beifahrer mit angespannter Stimme sagen. „Hier ist doch weit und breit nichts."

Schulterzuckend schaltete ich in den nächsten Gang.
„Ich bin auch absolut ahnungslos. Aber es wird an dieser Stelle etwas geben - da bin ich mir sicher.
Es sind noch... 2 Minuten Fahrt."

Mein Patient seufzte und rieb sich seine Augen mit den Handballen. Die Nervosität stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Dann fing er an auf seiner Unterlippe herumzukauen.

Mit einem weiteren Blick auf das Display konnte ich erkennen, dass wir nur noch ein Mal abbiegen mussten, bevor wir das Ziel erreichen würden.

Kurz darauf lenkte ich ein und fuhr um die Kurve.

Als ich erkannte, dass dieser neue Weg unglaublich eng war und es auch noch bergab ging, stieg mein Puls.

Mein Patient beugte sich ein Stückchen zum Laptop hinunter und beäugte ungläubig die Karte.

„Das kann doch nicht stimmen", murmelte er vor sich hin.
Diese Meinung teilte ich, denn der enge Pfad wirkte verwildert, als wäre er schon Jahrzehnte lang von niemandem mehr befahren worden.

Sues Auto wackelte von rechts nach links und schüttelte uns durch, während ich uns langsam durch die wuchernden Pflanzen manövrierte.

Irgendwann erkannte ich, dass der Bewuchs von Meter zu Meter abnahm.

Wir steuerten auf eine Art Lichtung zu.

Unfähig zu sprechen, starrten wir auf das, was wir dort zu sehen bekommen würden - was auch immer es sein mochte.

Als wir die Lichtung erreicht hatten und der Weg keine Neigung mehr aufwies, kamen mein Beifahrer und ich zum Stehen.

Links von uns erkannten wir eine alte, verfallene Lagerhalle aus Wellblech.

Sofort war ich mir sicher, dass hier schon seit Langem nicht mehr gearbeitet wurde. Alles wirkte heruntergekommen, baufällig und absolut unbelebt.

Ich schaltete den Motor ab und sah dann nach rechts, um den nervösen Blick meines Patienten einzufangen.
Doch er stierte nur an mir vorbei und ließ seine großen Augen über das Gebäude fahren.
Ich gab mir große Mühe, in seinem Gesicht lesen zu können, ob es in ihm „Klick" gemacht hatte, doch ich blieb erfolglos.

Eine Weile gab ich ihm Zeit, bis ich ihn ansprach.

„Wollen wir ... aussteigen?"

Zögerlich nickte er.

Ich machte den ersten Schritt, öffnete meine Tür und kam auf die Beine.

Kurz darauf stand mein Begleiter an meiner Seite.

Langsam bewegten wir uns auf die Halle zu.

Schnell musste ich feststellen, dass sie mit jedem Schritt, den wir uns ihr näherten, immer unheimlicher wirkte.
Die meisten Fenster waren eingeschlagen, Graffitis zogen sich über das Wellblech und überall war Rost oder abgeplatztes Material zu erkennen.

Meine Gedanken überschlugen sich.
Was für eine Verbindung könnte mein Patient nur zu diesem furchtbaren Ort haben?
Hat er selbst mal hier gearbeitet? Oder Jemand aus seiner Familie? Gehört diese Lagerhalle vielleicht einem Bekannten?
Er hätte ja wohl kaum die Koordinaten tätowiert, wenn ihm dieser Platz hier unwichtig wäre, doch ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, welche Bedeutung dahinterstecken sollte.

Ich lauschte dem hektischen Atmen meines Patienten und beäugte ihn. Jeder Muskel seines Körpers schien verspannt.

„Das hier muss der Eingang sein", sagte ich, als wir vor der einzigen Tür ankamen und vernahm ein Nicken von meinem Gegenüber.

Er sah mich an.
„Lass uns sehen, ob offen ist.
Ich habe riesige Angst davor, aber wir müssen da jetzt rein."

Er hatte recht.

Schnelle und stumme Blickwechsel fanden zwischen uns statt und unglaubliche Nervosität hing in der Luft.

„Okay. Tu es", antwortete ich, stellte mich hinter ihn und legte meine Hand unterstützend auf sein Schulterblatt.

Mein Patient langsam tief aus, griff nach der rostigen Klinke und betätigte sie.

Und tatsächlich war die Lagerhalle nicht abgeschlossen.

Die Tür ließ sich komplett öffnen und zeigte uns, was sich an diesem Ort befand, der das Leben meines Patienten auf den Kopf gestellt hatte.

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Hi ☺️

Nach Längerem mal wieder ein neues Kapitel von mir. Sorry, dass ich es erst jetzt hochladen kann.

Ich hoffe es hat euch gefallen.

Hat Jemand Ideen, was sich in der Halle befindet?
Let me know.

Habt ein schönes Wochenende ☺️

F.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWhere stories live. Discover now