Reflection

☆13☆

Heute war der Tag des Vortrags, allerdings erst in der sechsten Stunde, so hatte er vorher noch Zeit mit Mira zu reden, was er wohl oder übel nun tun musste. Tatsächlich hatte er seinen Teil gestern Abend noch fertig bekommen.

Das lief folgendermaßen ab. Micha redete den Teil des Vortrags runter, den er übernommen hatte und Maurice meckerte ihn am Ende immer aus, was er diesmal falsch gemacht hatte und er war dann jedes mal genervt.

Doch am Ende hatte Maurice keinen klugen Kommentar mehr, den er noch ablassen musste und das war für ihn schon ein kleiner Triumph.

Langsam ging er auf das Mädchen in der letzten Reihe zu. Die erste Stunde war um und sie hatten 5 Minuten Pause. "Mira?" fragte er etwas unsicher, auch wenn er sich fest vorgenommen hatte selbstsicher zu wirken.

Sie schaute kurz auf, doch sah dann wieder auf ihren Tisch. "Ich kann sagen, dass es mir nicht gut geht und ich lieber nach Hause gehen würde." meinte sie gelangweilt. Sie schien schon zu wissen worum es ging, allerdings dachte sie in eine andere Richtung.

"Das wäre schade, dann wäre es ja umsonst gewesen." lächelte er leicht und legte ihr seine Notizblätter auf den Tisch. "Vielleicht kannst du ja mal drüber schauen, ob noch was fehlt." Kurz guckte sie etwas verdutzt, dann nahm sie die Blätter und überflog sie kurz.

"Du hast dir ja echt Arbeit gemacht." auch sie musste leicht lächeln und gab ihm den Stapel wieder in die Hand. "Also ziehen wir es durch?" fragte er wieder etwas unsicher. "Na gut Mensch, ich hatte mir schon Hoffnungen den ganzen Tag Netflix zu gucken!" meinte sie gespielt beleidigt.

Es klingelte. Zwar war die Lehrerin noch nicht da, doch drehte er sich trotzdem um, um zu gehen. Bevor er sich allerdings weit entfernen konnte blieb er stehen und kratzte all seinen Mut zusammen. Jetzt oder nie.

"Mira?" "Hm?" "Es tut mir leid, also, dass ich sowas gesagt habe, ich hab nicht nachgedacht und-" "Ist in Ordnung, wirklich. Es hat mir nur einmal mehr gezeigt, dass ich irgendwann damit konfrontiert werde und ich es nicht ewig totschweigen kann. Mach dir keine Vorwürfe, manchmal sagt man Sachen, die man gar nicht so meint."

"Nein, das ist nicht okay, tu nicht so! Vielleicht hab ich es nicht so gemeint, aber ich hab es trotzdem gesagt und das ist verdammt nochmal nicht richtig gewesen, also nimm meine Entschuldigung an oder nicht, aber sag nicht, dass es gar nicht so schlimm war!"

Abwehrend hob sie die Hände. "Hey, die Entschuldigung war angenommen, als du mir den Stapel auf den Tisch geknallt hast!" Beide mussten kurz lachen. Er spürte die Blicke seiner Gruppe im Rücken, aber das war ihm gerade egal.

Schließlich, als die Lehrerin doch das Zimmer betrat, wandte er sich um und ging auf seinen Platz.

"Ist die PowerPoint bereit?" fragte er, als er den Stick, den sie ihm gab in der elektronischen Tafel anbrachte. "Na sicher! Und du?" "Hab ich denn jetzt noch eine Wahl?" "Nö." kicherte Mira. Von hinten aus seiner Gruppe kam wieder Gemurmel.

"Wow seit wann sind das denn 12 Jährige Tuscheltussen?" fragte sie etwas verwundert. "ach die glauben nur, dass ich in dich verliebt bin." zuckte er mit den Schultern. "Naja wer kann es ihnen verübeln, ich bin ja auch einfach unwiderstehlich." erwiderte sie trocken und zuckte ebenfalls mit den Schultern.

Er musste grinsen. "Voll und ganz." "Ah ihr fangt schon an?" hörte er die erfreute Stimme von Herrn Lorenz, welcher gerade ins Zimmer gekommen war.

"Die Pause ging noch 5 Minuten, also standen sie einfach noch ein bisschen vorn und gingen nochmal den Plan durch, den sie sich während der Stunde hin und hergeschrieben hatten und auch in der Mittagspause noch verfeinert hatten."

Bevor das ganze passierte war es zwischen den beiden immer komisch gewesen. Mira gab sich zwar mühe, aber kam von Micha nicht halb so viel zurück. Er hatte das Gefühl mit der Entschuldigung und den Bemühungen für den Vortrag echt etwas richtig gemacht zu haben, denn nun herrschte zwischen ihnen doch tatsächlich eine Art freundschaftliche Beziehung.