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"Last Christmas I g-" "Verdammte scheiße!" fluchte er, als er geweckt von den schrecklichen Klängen, des wohl abgeschmacktesten Weihnachtsliedes überhaupt, erstmal mit dem Kopf an die Bettlehne krachte.

"Magst du so Liebeszeug nicht?" fragte sein ungebetener Gast mit ironischen Unterton. "Ach halt doch die Klappe! Und wehe du starrst mich in Zukunft nochmal beim Schlafen an wie so ein Creep!" Maurice schnaubte. "Bild dir nur nichts drauf ein! Mir war langweilig."

"~MICHAEL WENN DU NICHT GLEICH AUFSTEHST!~" schrie seine Mutter von drüben aus der Küche "~JAAHAA!~" rief er genervt zurück. Maurice lachte und sagte mit verstellter Stimme: "Michiii die Sonne lacht, heute ist ein wunderschöner Tag zum Frühaufstehen, du verschläfst so doch dein ganzes Leben!"

Tatsächlich musste der Braunhaarige doch kurz lachen. "Du klingst ja schon wie meine Oma." Noch ein Seufzen und er stand auf, um ein paar Anziehsachen vom Boden aufzulesen. Kurz bevor er aus dem Zimmer ging drehte er sich nochmal zu dem Jungen um, der nun wieder auf dem Kleiderschrank saß. "Du kommst mir nicht nach!"

Angesprochener verzog angewidert das Gesicht. "Glaubst du ich setzte mich auf die Kloschüssel und schau dir beim Duschen zu? Danke ich verzichte!" antwortete er und starrte dann demonstrativ die Wand an.

Mit einem Kopfschütteln verließ Micha nun doch das Zimmer und lief in das gegenüberliegende Badezimmer. Während die warmen Tropfen auf ihn einprasselten ließ er sich nochmal den gestrigen Tag durch den Kopf gehen.

Dass der Fremde immer noch da war, war wohl der Beweis, dass sein Dasein nicht auf übermäßigen Drogenkonsum zurückzuführen war, denn für längere Halluzinationen, war das Zeug ja wohl echt zu mild und auch zu wenig.

~Toleranz~ das Wort schwirrte die ganze Zeit in seinem Kopf umher. Wie um alles in der Welt war es möglich, dass er diese Orte und Situationen gesehen hatte. Vielleicht hatte Maurice recht und sein Unterbewusstsein spinnte etwas zusammen und verarbeitete damit seine Vergangenheit.

Aber warum jetzt? Warum genau jetzt? Er wollte nichts mehr mit dieser Vergangenheit zu tun haben, die könnte seinem Ruf schaden. "Manchmal passieren seltsame, übernatürliche Dinge. Du wirst wohl niemals den Sinn dahinter verstehen, oder wie es funktioniert, aber es ist da, es existiert, es ist real, so irreal es auch scheinen mag." redete der Blonde direkt los, als Michael wieder aus dem Badezimmer trat.

"Sag mal hast du meine Gedanken gelesen?" fragte er empört. "Nein sowas kann ich nicht, aber manchmal weiß man einfach was Leuten so durch den Kopf schwirrt. Dass ich keine Verbindung zu deinen Gedanken, Gefühlen und sonstigen inneren Vorgängen habe ist übrigens noch ein Beweis, dass das hier nicht nur in deinem Kopf passiert."

"Aber du hast doch gestern selber gesagt, dass ich der Seltsame bin, weil ich Dinge sehe die nicht da sind!" Die Verwirrung konnte man ihm nun deutlich anmerken. "Ich wollte, dass du dir bescheuert vorkommst." gab Maurice schulterzuckend zu. "Wie nett von dir!"

"Mit wem hast du geredet?" fragte seine Mutter, als er die Küche betrat um sich wie immer sein Brot auf die Hand mitzunehmen. "Hab telefoniert." sagte er trocken. "Ich hoffe sehr für dich, dass du dich nicht vor der Schule mit jemanden verabredet hast! Wenn ich nochmal von deinem Lehrer erfahren muss, dass du drei Tage lang nicht in der Schule warst, muss ich mit härteren Mitteln durchgreifen!"

"Blöde Petze." murmelte Micha noch ehe er schnellen Schrittes in sein Zimmer verschwand um seinen Rucksack zu holen. "Musst du mitkommen?" fragte er genervt, als er Maurice schon im Flur entdeckte. "Natürlich! Mich interessiert brennend welche unschuldigen Menschengruppen du heute diskriminierst!"

"Du bist also für die?" fragte er etwas entgeistert, während er die Haustür hinter sich zuzog. "Du doch auch." "Bitte was?" Maurice rollte mit den Augen. "Hör zu. Wenn ich dir diese Orte, oder Personen zeige, wie ich es gestern getan habe, dann geht das nicht von mir aus. Ich bringe dich nur dorthin und dir wird gezeigt, was du tief in dir drin mit dem Wort verbindest. Gestern war es Toleranz und das erste woran du bei diesem Wort denkst ist an Manu, merkst du was?"

Reflection Where stories live. Discover now