"Was ist das denn!?"

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Nachdem Steff von den wirklich kompetenten Notfallsanitätern entsprechend erstversorgt wurde, ging es für sie auf direktem Weg ins Universitätsklinikum. Dem völlig aufgelösten Louis wurde ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht und er durfte glücklicherweise, ohne weiteres Bitten, seine Mutter ins Krankenhaus begleiten. Außerdem hat er darum gebeten, umgehend seinen Vater benachrichtigen zu lassen, denn er selbst war dazu erst einmal nicht mehr in der Lage. Thomas versprach sofort loszufahren und ins Krankenhaus nachzukommen. Das war vor etwa zwei Stunden. Seither sitzen die Beiden voller Sorge um Steff im Warteraum- bisher ohne irgendeine Nachricht über deren Gesundheitszustand. Diese Ungewissheit lässt Louis und Thomas fast durchdrehen. Während Thomas sich schon den vierten Kaffee in Folge vom Automaten der Cafeteria geholt hat, läuft Louis unruhig immer wieder den Krankenhausflur auf und ab. Er macht sich große Vorwürfe, nicht früher nach Hause gekommen zu sein. Auch wenn sein Vater ihm wiederholt versichert, dass er wirklich Nichts für Steffs Zusammenbruch kann, wehrt sich Louis Herz vehement dagegen das zu glauben. Denn sein Vater möchte einfach nicht mit der Sprache herausrücken, weshalb er sich da so sicher zu sein scheint.

Gerade als Louis ihn erneut darauf ansprechen möchte, tritt endlich der langersehnte Stationsarzt in den Flur und schaut sich suchend um. "Sind sie die Familie von Frau Kloß?". Bestätigendes Nicken von Louis und Thomas. "Sehr gut. Ich habe gute Nachrichten, Frau Kloß geht es den Umständen entsprechend gut. Wir können sie jetzt gemeinsam besuchen, dann erkläre ich alles Weitere.". Eine Welle purer Erleichterung überkommt die Beiden und vor Glück fallen sie sich in die Arme. Louis kann seine Freudetränen nicht länger unterdrücken und auch Thomas wischt sich verstohlen ein Tränchen aus dem Gesicht. "Gott, sei Dank!". Gemeinsam betreten sie also kurze Zeit später das Zimmer von Steff. Diese scheint wirklich mitgenommen zu sein, aber das schwache Lächeln in ihrem Gesicht, als sie ihre beiden Jungs erblickt, ist unbezahlbar. "Mama! Mensch, was machst du nur für Sachen! Ich hatte so eine Angst um dich!" Vorsichtig, um nicht ausversehen die Infusion aus ihrer Hand zu ziehen, umarmt Louis seine Mutter. Ein müdes "Es tut mir so leid, Schatz!" verlässt Steffs Mund, bevor sie ihrem Sohn einen liebevollen Kuss auf den Scheitel drückt. Auch Thomas begibt sich unsicher zu ihrem Bett, um seine Lieblingsmenschen ganz fest in die Arme zu schießen. "Ich möchte Sie ja ungern stören, aber ich würde gerne noch über die Befunde mit Ihnen sprechen." unterbricht der behandelnde Arzt das kurze Familienglück. "Welche Befunde!? Ich dachte ihr geht es gut!?" mit ängstlich aufgerissenen Augen starrt Louis den Arzt und danach seine Mutter an, die seine Hand beruhigend in ihre nimmt. "Keine Sorge! Den Umständen entsprechend, geht es Ihrer Mutter gut. Allerdings ist der Kreislauf noch sehr geschwächt und ihr Herz muss sich noch etwas regenerieren. Deshalb bleiben Sie, Frau Kloß, auch noch zwei Nächte zur Überwachung bei uns. Wir haben noch ein EKG angeschlossen und die Infusion läuft noch bis morgen Mittag durch. Aber soweit ich das beurteilen kann, dürften Sie keine Langzeitfolgen davontragen." Ein erleichtertes Seufzen geht durch den Raum. "Aber, ich bitte Sie jegliche Aufregung in der nächsten Zeit zu vermeiden, auch des Babys zu liebe.".

"WELCHES BABY!?" fragen die Drei wie aus einem Mund. Völlig geschockt starren Thomas und Louis Steff an, die selbst nicht zu begreifen scheint, was hier gerade vor sich geht. "Ehm... Sie wussten noch gar Nichts davon? Herzlichen Glückwunsch Frau Kloß, Sie sind schwanger!". "Bitte was!?" bringt Steff nur völlig überfordert zu Stande bevor sie heftig beginnt zu schluchzen. "Das... da... das... ka... kann nicht sein... ich.. wie... sch....scheiße!". Sofort beginnt ihre Atmung sich wieder unkontrolliert zu beschleunigen und der Raum wird von einem ohrenbetäubenden Piepsen durchdrungen. "Mama, beruhig dich! Wir bekommen das hin! Dieses Baby ist doch so ein wunderschönes Geschenk! Und ich werd großer Bruder!". Liebevoll und mit einem breiten Grinsen im Gesicht streicht Louis seiner Mutter über die nassen Wangen und anschließend vorsichtig über ihren Bauch. "Ich muss mich mal kurz setzen..." kommt es plötzlich von Thomas, der sich kreidebleich auf den Stuhl in der Ecke des Zimmers fallen lässt. "Frau Kloß! Ihr Sohn hat Recht! Beruhigen Sie sich bitte! Aufregung ist in ihrem jetzigen Zustand Gift für Sie und das Kind! Ich gebe Ihnen jetzt ein Beruhigungsmittel, damit Sie etwas Schlaf nachholen können und in einigen Stunden sieht die Welt schon wieder ganz anders aus- versprochen!". Steff nickt nur abwesend und lässt sich die Flüssigkeit in die Vene spritzen. Sie bekommt nur noch im Dämmerschlaf mit, wie Louis nachfragt, in welcher Schwangerschaftswoche sie sich befindet. Offensichtlich in der 8. Woche- vielleicht könnte sie da noch alles ungeschehen machen.... Dann fällt sie endlich in einen, ihr wochenlang nicht vergönnten, ruhigen Schlaf. Louis und Thomas verabschieden sich noch von Steff und machen sich schweren Herzens auf den Heimweg. Mittlerweile ist es schon am frühen Morgen und Thomas entscheidet sich dazu, Louis für heute in der Schule zu entschuldigen.

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