"Ich will nicht, dass mit dir das Gleiche passiert..."

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Sowohl Ella als auch Louis sind selbst nach einer Stunde intensivster Überlegungen keinen Schritt weiter als zuvor. Der Mond, der mittlerweile die Sonne abgelöst hat und die stetig sinkenden Außentemperaturen sind das Einzige, was sich zwischenzeitlich verändert hat. "Komm, Ella, das bringt so Nichts! Du bist schon komplett durchgefroren! Lass uns morgen weiter drüber nachdenken. Aber wir müssen jetzt dringend nach Hause, wenn wir die nächsten Wochen nicht krank im Bett verbringen wollen!". "Aber Louis, wir können doch jetzt nicht einfach nach Hause und so tun, als sei das alles hier nie passiert!" Hatschi!  "Da hast du deinen Beweis! Wir gehen jetzt hier aus der Kälte raus! Meinetwegen erstmal in unseren Proberaum, aber hier bleib ich sicher keine Minute länger- und du auch nicht!". Widerwillig folgt Ella Louis, denn insgeheim muss sie ihm mal wieder Recht geben. Fröstelnd kuschelt sie sich näher an ihren Freund, der sofort seine Jacke öffnet und Ella darunterzieht.

Im Proberaum angekommen drehen die Beiden als aller erstes die Heizung auf volle Fünf auf und kuscheln sich gemeinsam auf das alte Sofa in der Ecke. Aber auch nach weiteren zwei Stunden Grübeln und vielen Teetassen später, haben sie noch immer keinen blassen Schimmer, weshalb sich ihre Mütter so sehr zu hassen scheinen, dass sie sogar ihren geliebten Kindern dermaßen vor den Kopf stoßen. "Louis, hör mal..." beginnt Ella unsicher zu sprechen. "Ich glaube uns bleibt wirklich keine andere Wahl als unsere Mütter direkt darauf anzusprechen. Ich ..." "Alter Ella hörst du dir eigentlich selbst zu!? Du hast mit eigenen Augen gesehen, wie meine Mama eskaliert ist als sie nur dich und nicht einmal Yvonne selbst gesehen hat. Wie zum Teufel stellst du dir das bitte vor? Das sie auf einmal aus dem Nähkästchen plaudern und gerne über ihre, offensichtlich heftige Vergangenheit, sprechen!? Wenn du das deiner Mutter antun willst und an Wunder glaubst -nur zu! Ich mach das sicher nicht! Das bringt doch Nichts!". Völlig frustriert und übermüdet erhebt sich Louis vom Sofa und schnappt sich seine Jacke vom Hacken. Ella treffen Louis Worte und dessen Verhalten völlig unvorbereitet. Mit tränenerstickter Stimme ruft sie Louis hinterher "Louis! Warte bitte! Es tut mir leid, ich hab' das doch gar nicht so gemeint! Ich wollte doch nur...". Weiter kommt sie nicht, da ihre Stimme versagt. Die Kälte und das zusätzliche Weinen haben ihr Übriges dazu beigetragen.

Louis, der sich selbst nicht erklären kann, warum er gerade derart überreagiert hat, ist bei Ellas abrupten Stimmabfall direkt alarmiert. Beschämt und mit gesenktem Kopf dreht er sich um und geht die acht Schritte zu seiner Freundin zurück. "Maus, sorry! Ich hab' total überreagiert. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist." Erleichtert darüber, dass ihr Freund offensichtlich nicht allzu sauer auf sie ist, fällt sie ihm schluchzend um den Hals. Als Louis ihr dann einen liebevollen Kuss gibt, ist diese kleine Auseinandersetzung fast schon wieder vergessen. Nur etwas Nasses auf ihrer Wange irritiert Ella so sehr, dass sie sich wieder aus dem Kuss löst. Verwundert blickt sie in Louis Gesicht, auf dem einige Tränen gerade den Weg gen Boden eingeschlagen haben. "Schatz? Was ist los mit dir? Nimmt dich das Ganze so sehr mit?" fragt Ella vorsichtig nach während sie die Tränen aus seinem Gesicht streicht. "Ich glaube ich kann es einfach nicht ertragen, meine Mutter so unglücklich zu sehen und einfach Nichts dagegen tun zu können! Ich habe sie noch nie so verzweifelt und verschlossen erlebt, wie gestern Abend. Und das das Ganze sogar schon unsere Beziehung zu belasten scheint macht das Alles nicht gerade besser!".  "Ach Schatz! Deine Mama kann so stolz sein, dich ihr Sohn nennen zu dürfen! Du bist echt zu gut für diese Welt!". "Danke, Maus! Du bist die Beste!". Dankbar schließt er seine Freundin erneut in die Arme. "Irgendwie werden wir schon rausfinden, was da vorgefallen ist. Und früher oder später werden sie ja gezwungen sein sich wieder unter die Augen zu treten. Denn ich möchte unsere Treffen eigentlich nicht dauerhaft hier in die Schule verlagern müssen!". Schief grinst Louis seine Freundin an. "Da hast du Recht! Allerdings sollten wir dann als erstes versuchen nochmal mit unseren Müttern zu sprechen!" zwinkert Ella ihm entgegen. "Ist ja gut, ich hab' schon verstanden! Versuchen können wir es ja mal... ob es wirklich, was bringt wird sich dann zeigen." Damit steht also Plan A- ein Versuch ist es wert.

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