☆゚.*・。゚Flashback ☆゚.*・。゚

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Mit großen Augen sah Henry sich in der großen Empfangshalle um und hustete den Staub und den betörenden Lotusblumengeruch aus seiner Kehle. In ihm drehte sich noch immer alles.
Wankend richtete er sich auf, betastete leicht verstört seine Arme und sein Gesicht.
Wo zur Hölle bin ich?

Grob hatte Henry drei Sachen vor Augen, die ihm Anhaltspunkte gaben.

Zuerst sein blutig zerschnittener Arm und die grausige Erinnerung an den, der seinen Namen auf Henrys Haut verewigt hatte. Henry musste würgen, als er das scheußliche Gesicht vor sich sah. Verdammter Todesser.
Sein Name war für Henry gestorben.

Dann ein merkwürdiger Brief von dem geflügeltem Kerl, der sie hier her chauffiert hatte und behauptet hatte, er wäre Henrys Vater. Nicht minder scheußlich, sich nach 16 Jahren zu melden, was? Henry glaubte zwar nicht, dass dies sein Vater gewesen sein könnte, allerdings hatte er davor auch nicht an geflügelte Typen geglaubt.
Den Brief hatte er nicht vor anzurühren.
Egal was darin stand, der Flügeltyp hätte ihn in der Zeit des Fluges schon darüber informieren können. Stattdessen hatte er nach einem nervigen Radiosender gesucht und Henry eifrig ignoriert.

Und drittens... Eine Leiche. Und nicht nur irgendeine.
Lina.

Er konnte diesen Anblick kaum ertragen. Sein Magen drehte sich ein zweimal um, dann nahm er sich vor, sich nicht auf den schönen Teppich zu übergeben und stattdessen etwas zu unternehmen.
Leichen waren leider keine Seltenheit mehr in Henrys Alltag. Er hatte zu viel an ihnen herum experimentiert. Das klang extrem pervers, doch Henry hatte im Gegensatz zu ihren Mördern ihnen helfen wollen.

Jedesmal wenn er vergeblich versuchte eine Person zum Leben zu erwecken, gab er einen Teil seines eigenen Lebens ab. Er gab es freiwillig auf. Bei den ersten Malen fiel es ihm definitiv schwerer, aus dem Zustand wieder zu erwachen. Der Anblick, der sich ihm dann bot, war immer der selbe- eine tote Person. Das wiederholte Scheitern verzweifelte ihn noch am meisten, denn schließlich hatte sich in Henry seit dem schicksalshaften Sommer das eine Ziel nicht geändert: einen Zauber zu finden, um seinen toten Bruder wieder zu holen.

Und er wusste, dass er kurz davor stand.

Für Sammy würde er die Qual nach dem Ritual tausend mal durchstehen und noch soviel mehr. Der absurde Gedanke hielt sich unerbittlich in seinen Inneren und gab ihm das Gefühl von Pflichtgefühl, weshalb jeder gescheiterte Versuch ihn total aus der Bahn warf. Trotz all der vergeudeten Mühe, gab Henry nicht auf, nicht im Geringsten- er würde tatsächlich lieber sterben. Das unstillbare Feuer der Sehnsucht nach seinen Bruder wütete immer in ihm und niemand könnte es löschen. Er vermisste Sammys Lachen, seine Frechheit, seine leisen lieben Momente.
Deswegen gab Henry nicht auf, aber dafür Stück für Stück seines Lebens.

Das Gefühl, dass in ihm dabei aufstieg war das merkwürdigste von allen. Es tat nicht weh; am Ende fehlte nur etwas, etwas, was Henry noch nicht mal benennen konnte und auch nicht wollte. Danach fühlte er sich oftmals schwach und erschöpft und das noch Wochen nachher. Physisch fehlte ihm nichts, es gab keine Einschränkungen oder sonstiges, was ihn beunruhigen könnte. Im Großen und Ganzen gingen ihn sogar viele Sachen besser von der Hand; er fühlte sich wie ein anderer Mensch- möglicherweise ein besserer.

Dennoch fielen ihm oftmals kleinere, unwichtige Sachen schwerer. Er konnte nicht mehr lange in den Augen anderer schauen und wich deren Blicke aus, denn erschreckenderweise las Henry ganz andere Sachen dort ab.
Wie lange die Person noch leben würde, wie viel sie noch an ihren eigenen Leben hing. Sachen, die er nicht wissen wollte. Er ging anderen aus dem Weg und machte sich während dessen Sorgen, die er früher nie gehabt hätte. Plötzlich wusste er mehr über seine Liebsten, als ihm lieb war und ständig brachten ihn Verlustängste fast um. Er war so konzentriert auf das Wohlergehen der anderen, als ob es sein eigenes Leben war. Aber das war es nicht.

||Nico Di Angelos MissionWhere stories live. Discover now