Wenn Herzen brechen und Piraten sprechen

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"Ich warte immer noch auf deinen unschlagbaren Plan."

Henry nagte nervös an seiner Unterlippe. Seine Augen huschten von seinem Buch  rüber zu Leo. "P- plan?"

"Du hast doch einen Plan. Du meintest, du müsstest ihn nur überprüfen." Leo lächelte gereizt.

"Was- ich habe nie gesagt, dass ich einen Plan hätte. Nur eine Idee, mit der ich dir helfen vielleicht könnte."

Leo starrte Henry fassungslos an. Sein Kopf rauchte bereits und die Buchstaben tanzten vor seinen brennenden Augen eine interessante Version des indischen Regentanzes. Leo konnte sich kaum auf die winzigen Dinger konzentrieren.

"Das ist nicht dein Ernst! Ich habe mir mindestens zwanzig Bücher über griechische Mythologie und mindestens genauso viele über chemische Verbindungen mit Kupfer reingepfiffen! Und jetzt sagst du mir, dass du gar keinen Plan hast?? HENRY!"

Das mit den zwanzig Büchern über griechische Mythologie stimmte nicht so ganz.

Es waren vermutlich etwas weniger.

Vielleicht war es auch nur ein halbes Buch gewesen.

Ihr müsst wissen, dass es zu Hades allgemein kaum unbekannte Informationen gab. Die meiste Zeit ging es um seinen Job als Geisterkönig- Styx hier, Zerberus da und die achso hübsche Tochter des Zeus, die er entführt hatte. Bla, bla, bla. Nach dem "Griechische Mythologie-Lexikon" trug Hades noch nicht mal eine Krone, sondern einen billigen Lorbeerkranz aus Gold (oder Plastik, schließlich wuchs in der Unterwelt jetzt nicht so viel). Und wenn Hades sehr gut gelaunt war, trug er auch seinen Hexenhut, den Dingsda des Schreckens.

Alle diese netten kleinen Geschichtchen ließen Hades jetzt nicht so glänzend dastehen.

Aber so unter Legastheniker zu Freizeitleser- wen interessierte das ganze, wenn Zeus der eigentliche Problememacher war?

Also wirklich, der Autor hätte das im Lexikon auch erwähnen können.

Zeus = unsterbliche Dramaqueen und professioneller Fremdgeher (siehe Hera)

Henry schien sich überhaupt nicht wohlzufühlen. "Naja... weißt du... die Idee ist ziemlich riskant..." Er warf Leo einen vorsichtigen Blick zu. "Aber ich glaube, es würde funktionieren."

"Gut. Und wie lautet dein Plan?"

Henry holte tief Luft. "Also. Der Kupferstein in Hades' Krone ist schon seit Jahrhunderten verschwunden. Einer von Hekates Kindern wurde in die Unterwelt geschickt, um ihn zu stehlen, aber auf dem Weg aus der Unterwelt ist dem Kind der Stein in einen der Flüsse gefallen."

Toll gemacht, anonymer Hekate-Typ. Deinetwegen darf ich jetzt diesen verflixten Stein suchen. Was hast du dir dabei gedacht?

"Ja aber... warum hat Hades den Stein nicht einfach aus dem Fluss gefischt?"

Henry zuckte mit den Schultern. "Er wusste ja nicht, dass er bestohlen wurde."

"Und dieser Halbgott-"

"Es war ein Mädchen gewesen. Aber ja?"

"Diese Halbgöttin- was ist mit ihr passiert?"

"Nichts. Nach dem Hekate den Diebstahl auf Twitter veröffentlicht hat, ist das Mädchen spurlos verschwunden. Vielleicht hat Hades sich an ihr gerächt." Henry runzelte die Stirn. "Schon was unfair, nicht?"

"Ja schon... aber in welchem Fluss ist ihr der Stein hinein gefallen?"

"In den Phlegeton. Der Phlegeton -auch Periphlegeton genannt- war ein Feuerfluss mit brennenden, nie verlöschenden Flammen. Er umschloß den Tartarus, welcher wiederum von einer dreifachen Mauer umgeben war. Seine Flammen wurden dazu genutzt, die Bösen zu quälen. Aber wir können den echten Kupferstein nicht mehr retten. Nicht mal Hades könnte das." Henry musterte nachdenklich den Buchdeckel. "Es wird also ziemlich kompliziert werden."

||Nico Di Angelos MissionWhere stories live. Discover now