13. Fühle den Sommerregen

103 10 0
                                    

"Steven, ich bin wieder beim Arzt gewesen. Er hat mir gesagt, dass mein Arm nie wieder so wird wie früher", ich wollte diese unangenehme Nachricht so schonend wie möglich übermitteln "Was? Das heißt also du wirst nie wieder Basketball spielen können?", er hielt sich die Hand vor den Mund und schien es kaum zu glauben. "Nicht nur das. Meine Hand ist auch geschädigt. Ein Knochensplitter hat einen Nerv durchtrennt, somit kann meine rechte Hand nicht mehr verwenden", erklärte ich es genauer. Betrübt blickte ich auf den kalten Boden und hielt mir die Stelle, an welcher ich mich gestoßen hatte, fest.

"Nein. Das darf doch nicht wahr sein" jammerte Steven. Er nahm in diesem Moment eine ziemlich heftige Nachricht auf. Das musste er erstmal verarbeiten. Mit Trauer und Angst sah ich auf meine rechte Hand. Jedes Mal, wenn ich versuchte, sie für alltägliche Dinge zu benutzen, spürte ich keine Kontrolle mehr zu ihr. Ich konnte sie nicht einmal richtig schließen. Mit der ganzen Hand greifen, konnte ich, nur wenn ich mich ziemlich anstrengte. Ich fragte mich echt, wie ich es so lange verheimlichen konnte und vor allem wieso habe ich es erst vertuscht. Vielleicht hatte ich Angst davor, als Schwach zu gelten.

"Deswegen will ich ihm so dringend das Handwerk legen. Tyson ist nämlich gar nicht bewusst was er mir angetan hat", sagte ich. Steven nahm meine kaputte Hand und gab ihr einen sanften Kuss. "Leider habe ich keine Zauberkräfte aber ich hoffe es bringt dir dennoch ein wenig Freude", Steven versuchte wirklich alles, um mich aufzuheitern. "Danke, du bist ein Engel", sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Insgeheim wusste ich, dass er sich tief in seinem Inneren die Schuld daran gab. Dabei sollte er dies keinesfalls tun. Schuld war diese Gesellschaft welche uns nicht akzeptierte. Steven hat nichts falsch gemacht, aber egal wie oft ich es ihm versuchte klarzumachen, er konnte es irgendwie nicht glauben.

"Das wird schon wieder, Schatz. Du bist mein Held. Lass uns heute einen schönen Abend verbringen. Einfach mal nicht an die Schule denken oder Tyson", sagte er und lehnte sich mit seinem Kopf an meine Brust an. "Da hast du recht. Es wird nun Zeit diese Sache hinter uns zu lassen. Das werde ich aber erst dann können, wenn Tyson seine gerechte Strafe erhielt, für das was er uns angetan hatte. "Und bitte denke immer daran, dass ich immer bewundern werde. Das werden auch deine Freunde tun. Du bist viel mehr als dieser Beliebtheits-Status in der Schule", machte mein Freund mir klar. In zwei Jahren werden wir die Highschool so oder so abgeschlossen haben. Danach interessierte es niemanden mehr, ob man jetzt beliebt oder ein Außenseiter war. Ich konnte immer noch, auf ein College gehen, zwar ohne Sportkarriere aber es gab sicher noch andere Bereiche, welche mich interessieren würden. Keine Frage, das Basketball spielen machte mir unglaublich Spaß, dennoch war es kein Weltuntergang, wenn ich nicht professionell spielen würde.

Ich brauchte keinen Status um geliebt zu werden. Meine Hand war geschädigt und ich benötigte nun bei vielen selbstverständlichen Dingen Hilfe. Doch meine Familie war für mich da. Klar, meine Hand würde niemals wieder so beweglich sein wie früher, in ein paar Monaten aber, wird sie sich wieder ein wenig erholt haben. Egal was nun passierte, es konnte nur besser werden.

"Da hast du recht. Ich kann mich so glücklich schätzen, dich an meiner Seite zu haben", bedankte ich mich und richtete meinen Körper auf. Steven grinste bescheiden und steckte seine Haare hinter die Ohren. "Wollen wir unsere Radtour fortsetzen? Mach dir keine Sorgen, ich kann mit meinen Füßen noch Bremsen. Lass uns mit unserem Lächeln diese trüben Wolken vertreiben", bot ich meinem Partner an und streckte einladend meine Hand aus. "Ich wette, ich bin schneller den Hügel hochgefahren als du", forderte er mich sofort heraus. Klar, davon träumte er Nachts. Ich war doch viel schneller als er. Ich ließ es mir nicht zweimal sagen und stieg sofort auf mein Rad. "Okay! Dann mal los!", rief ich voller Freude und fuhr los. "Hey, das ist schummeln! Wir sollten gleichzeitig losfahren", meckerte Steven mir hinterher und schwang sich in Windeseile auf sein Fahrrad.

Feel the Summer Rain Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt