4. Eine neue Spur

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“Magst du einen Tee Samantha oder darf ich dir ein Glas Wasser bringen?”, fragte Steven unseren Gast. Sie lehnte mit einem Kopfschütteln ab und nahm auf der Couch Platz.

Ich war gespannt, was sie zu sagen hatte. Vielleicht hatte sie was von unseren Mitschülern über die Sache mit Tyson aufgegriffen oder irgend eine schreckliche Sache war passiert. Ich konnte diese stille Ungewissheit einfach nicht mehr ertragen, weshalb ich sie direkt fragte: “Was ist los? Warum bist du nur so nervös, wie ein aufgescheuchtes Huhn?”

“Bitte vergleiche mich nicht mit einem Huhn! Ich bin seit einer Woche in diesem Camp, in dem ich Jesus Christus näher kommen sollte, aber dem einzigen Ding welchem ich so nah kam wie noch nie zuvor, ist die Grenze meiner eigenen Nerven", erklärte sie und legte dabei ihre Hand auf ihre Stirn.

“Verdammt habt ihr denn keine Klimaanlage? Hier ist es so heiß wie in der Sahara”, beklagte sie sich.

“Wir haben eine, aber meine Eltern sind sehr sparsam. Dad sagt, wir sollen die nicht so lange anhaben”, erklärte Steven, woraufhin Samantha einen Supermarkt-Prospekt, der auf dem Wohnzimmertisch lag, zusammenfaltete und sich einen Fächer daraus bastelte.

“Naja, wie dem auch sei. Als ich heute morgen mit den anderen aus dem Workshop unterwegs bei einer Wanderung war, beschloss ich, eine heimliche, kleine Raucherpause zu machen. Ich zündete mir also 'ne Kippe an und starrte auf mein Handy, welches ich verbotenerweise mitgenommen hatte. In meinen Nachrichten sah ich eine mir unbekannte Nummer, welche mir nur ein 40-Sekunden-Video zugesandt hatte”, berichtete sie völlig aufgelöst und drückte mir das Gerät in die Hand, auf dem das Video bereits geöffnet war.

Ich verstand das als Einladung, es abzuspielen. Zunächst hörte man nur ein paar Kratzgeräusche, doch dann waren die Stimmen vieler Leute zu hören. Der Bildschirm, welcher die ersten drei Sekunden schwarz war, filmte nun mich. Wie ich blutend und bewusstlos am Boden lag. Mein Kopf lag auf Stevens schoss. Er selber war übersät mit Kratzern und seine Kleidung war völlig verschmutzt. Er bückte sich über mein Gesicht und versuchte mich immer wieder verzweifelt ins Bewusstsein zurückzurufen.“Danny, bitte wach auf!”, wimmerte er und schüttelte meinen Körper dabei leicht.

Um ihn herum standen ein Dutzend Schüler, die den Vorfall lieber begafften anstatt zu helfen. Steven kamen die Tränen und seine Hand fing nervös an zu zucken.
“ER BRAUCHT HILFE! SEHT IHR DAS DENN NICHT?”, schrie er verzweifelt und versuchte die ganzen Idioten, welche sich um uns versammelt hatten, wachzurütteln.

“Danny, bitte lass mich nicht alleine”, wandte er sich meinem bewusstlosen Körper zu und fühlte ob ich noch einen Puls hatte.

Dann mischte sich plötzlich ein Lehrer ein und schickte die unverschämten und anscheinend völlig von Empathie verlassenen Schüler weg.
Das Bild war kurz ziemlich verwackelt, alles was ich noch erkennen konnte war, dass der Lehrer sein Handy zückte, um anscheinend einen Krankenwagen zu rufen. Danach war das Bild wieder für einige Sekunden schwarz, da die Person offensichtlich verhindern wollte, dass man sie dabei erwischte, die Sache gefilmt zu haben.

Ich wusste nicht ob ich nun kotzen oder mich darüber aufregen sollte. Es war einfach nur ekelhaft, was ich in diesem Sekunden zu sehen bekam. Anstatt zu helfen, gafften diese Idioten lieber. Steven war am Rande der Verzweiflung in diesen Minuten und jemand hatte nichts Besseres zu tun, als die Kamera draufzuhalten.

“Danny! Das war grausam, wer macht so was?”, fragte Steven mich. Auf seine Frage kannte ich keine Antwort. Denn mir kam keine Person in den Sinn, welche so abgebrüht wäre, so zu handeln.

“Von wem hast du das Video?”, fragte ich Samantha und starrte sie an. Sie zuckte nur mit den Schultern.

“Eine unbekannte Nummer. Es könnte theoretisch jeder gewesen sein. Ich habe versucht die Nummer anzurufen, aber es ging nur die Mailbox ran, welche mir sagte, dass diese Nummer nicht mehr existiert”, sagte sie, doch damit war die Sache noch nicht gegessen.

Feel the Summer Rain Where stories live. Discover now