18. Der Wahlkampf

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"Guten Morgen Mr. Hall. Sind sie nun bereit mit mir zu sprechen?", die Anwältin von der Martinellís versuchte bereits seit 8 Stunden, den Jungen zum sprechen zu bringen. Seit seiner Verhaftung schwieg er wie ein Grab. Die Polizisten stürmten das Ferienhaus der Familie Hall am vergangenen Abend und entdeckten ihn in der Gartenlaube. Dort verbarrikadierte er sich wochen-, Nein, monatelang. Ins Haus ging er nur Nachts aus Angst, Nachbarn könnten ihn sehen. Nahrung besorgte er sich im nahegelegenen Supermarkt, mit Kapuze nach oben gezogen, damit ihn niemand erkannte. Jamie versorgte er mit Hormontabletten, damit sie den Mund hielt. Er drohte ihr, die Tabletten nicht mehr von seinen Kollege in ihrem Briefkasten werfen zu lassen.

Er wusste ganz genau, dass Jamie von ihm abhängig war. Er dachte, sie besäße nicht den nötigen Mut, den Aufenthaltsort zu verraten und sich aus den Zwängen ihres Bruders zu befreien. Nun war es aber doch dazu gekommen. Tyson hatte jedoch das Recht zu schweigen, bis sein Anwalt eintraf. Er war schlau genug dies auch in Anspruch zu nehmen. Denn hinter der Fassade des hasserfüllten Draufgängers, der zwei homosexuelle Klassenkameraden verprügelt hatte, schien sich mehr zu verbergen, als jeder erahnte.

"Entschuldigen sie die Verspätung. Die Straßen waren voll", trat nach langer Wartezeit endlich der Anwalt ein, um den er gebeten hatte. "Mein Name ist Mr. Lopez. Deine Eltern haben mich beauftragt, sie in diesem Fall zu vertreten", stellte er sich vor und platzierte seinen Aktenkoffer auf den Tisch. "Ihrem Mandanten wird vorgeworfen zwei Mitschüler angegriffen und einen von ihnen schwer verletzt zu haben und zudem Flucht begangen zu haben", klärte die Anwältin von Danny's Seite die Gegenseite auf. Sie holte die relevanten Akten hervor und legte sie auf dem Tisch aus. Nach einem langen Gespräch in dem Tyson sich eher selten zu Wort meldete, jedoch die Tat an sich nicht abstritt, aber in kleines Detail war dabei immer noch offen.

"Mr. Hall, was haben Daniel und Steven getan, bevor sie die beiden mit ihren Kollegen verprügelt haben. Leugnen sie die Tat nicht, ihre Freunde haben bereits ausgesagt, dass sie es getan haben. Nur unterscheiden sich diese. Wir möchten das sie den Tathergang noch einmal schildern. Zudem möchten wir sie fragen, woher sie die Tabletten haben? Die sind nicht frei verkäuflich. Außerdem geht aktuell ein Video rum in dem sehr belastende Beweise zu sehen sind", befragte ein Polizist ihn über die Sache. Er grübelte nach und begann mit seiner Aussage.


"Schüler der Oak-Valley-High! Es gibt eine Sache, die wir alle hassen und das sind...", rief Jackson durch die Kantine. Er hatte sich auf den Tisch genau in der Mitte des Raumes gestellt. "Halt die Klappe, Jackson!", rief Michelle von unserem Tisch aus. "Ich will einfach nur meinen Salat essen", seuftzte sie und nahm einen großen Bissen von ihrem Mittagessen, ohne Jackson zuzuhören. In seiner Hand hielt er ein provisorisches Megafon, welches er aus seiner verhauenen Chemie-Klassenarbeit zusammen gebastelt hatte. Sehr erwachsen. Als zunächst Stille im Raum herrschte, musste Jackson die Menge irgendwie begeistern. Also holte er seine Freundin Viktoria auf die "Bühne". Noch peinlicher konnte dieser Auftritt doch nicht mehr werden? Oder?

"Also ich hasse nichts mehr als Hausaufgaben. Aber mein Schatz hier, der kann sie abschaffen für euch", behauptete sie und stupste Jackson dabei auf die Nase. Er legte seinen Arm um sie und zog sie zu sich. "Und ich hasse es, dass ich meine Freundin auf dem Schulgelände nicht mehr küssen darf",meinte Jackson und starrte mir dabei förmlich in die Seele. Wenn Blicke töten könnten, dann hätte er es in dem Moment getan. "Und wessen Schuld ist das? Mhhhh!", brummte er und zeigte in Gedanken mit seinem nackten Finger auf mich. Alle Schüler in der Kantine sahen zu dem Tisch, an dem ich mit meinen Freunden saß.

Eigentlich versuchte ich alles um ruhig zu bleiben. Ich ballte meine Hände zu Fäusten um Druck abzubauen. Zählte leise runter von zehn bis eins. Doch der Typ raubte mir den letzten Nerv.

Feel the Summer Rain Where stories live. Discover now