11. Die Party (2)

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"Und hast du diese Gruppe schon überprüft?", fragte ich das Mädchen ungeduldig, welches versprochen hatte uns zu helfen. "Bitte habe Geduld. Ja ich habe sie schon gecheckt. Anscheinend ist dieses Mädchen nicht auf der Party. Tut mir leid", vertröstete sie mich. Wir haben die gesamte Feier abgesucht aber kein Mädchen traf auf das Bild in ihrem Kopf zu. Wir zogen uns in Samanthas Zimmer zurück, welches sie uns extra zur Verfügung gestellt hatte, falls Steven eine Reizüberflutung bekommen sollte und einen ruhigen Ort brauchte.

Man und ich dachte, wir könnten Tyson endlich das Handwerk legen. Es war bis jetzt immer so, dass es so schien, als hätten wir eine heiße Spur, aber dann entpuppte es sich nur als heiße Luft. Hoffentlich hatte Steven noch ein weiteres Ass im Ärmel, denn so langsam gingen uns echt die Tricks aus. Tyson durfte damit einfach nicht davon kommen. Aber vielleicht sind wir diese Sache einfach falsch angegangen. Steven war der Experte, wenn es um den Plan und kleine Details ging. Aber ich war der Experte wenn es um die Interaktion mit Menschen und das Lesen ihrer Emotionen.

Nun war es an der Zeit, dass ich meine Trumpfkarten ausspielte. Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, dass dieses Mädchen mehr wusste, als sie mir sagen wollte. Dennoch spürte ich an ihren Gesichtszügen, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte. Mit ihr ließ sich reden.

"Tut mir leid, dass ich dich so hetze, aber Tyson hat mir alles genommen. Na ja, das hätte er, wenn ich nicht meinen rechten Arm geopfert hätte", sagte ich und zog meinen Ärmel hoch um ihr meine OP-Narbe zu zeigen. Sie blickte geschockt auf das Überbleibsel seiner Attacke. Welches nun ein Leben lang meinen Arm verzieren würde.

"Er wollte Steven umbringen?", war das Mädchen nun angeekelt über diese Tatsache. Anscheinend dachte sie, wie viele andere, er hätte uns einfach nur ein bisschen aufs Maul gegeben und ich wäre umgekippt. Dabei konnte ich den Zorn und die Schadenfreude in seinen Augen erkennen als er auf meinen Freund einschlagen wollte. Wenn Steven bei dem Aufprall nicht gestorben wäre, dann trüge er ein Leben lang Schäden davon. Wenn der Schlag meinen Arm für immer zerstörte, was wäre dann geschehen, wenn er Stevens Kopf getroffen hätte? Ich glaube, dann hätte ich Tyson kalt gemacht.

"Er hätte es zumindest in Kauf genommen. Seine wahren Absichten kenne ich nicht", antwortete ich. Die Gedanken an jenen Tag zerfraßen mich noch immer. "Das klingt wirklich furchtbar. Ich war damals so verunsichert als ich euch am Boden habe liegen sehen. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Einen Krankenwagen rufen? Einen Lehrer holen? Ehrlich, mein Kopf war einfach überfordert mit der Situation", entschuldigte sie sich indirekt.

"Hey, alles Gut. Ich bin übrigens Danny, freut mich dich kennenzulernen", streckte ich meine Hand als Friedensangebot aus. "Ich weiß. Mein Name ist Michelle, ist mir ebenfalls 'ne Freude", nahm sie mein Angebot an. Eigentlich schien sie doch keine so üble Person zu sein. Da hatte ich mich wohl doch getäuscht.

"Hör mal. Unsere Mitschüler, die erzählen echt fiese Sachen über euch rum. Nicht nur, weil du schwul bist, sondern auch weil du als beliebter Junge Steven datest. Die reißen die ganze Zeit Witze darüber. Lass die einfach reden", meinte Michelle. Nun war ich aber ein wenig neugierig geworden. “Was reden die denn so? Und was für Witze?”, fragte ich nach. Sie griff in ihre Tasche und holte ihr Handy hervor. Sie tippte ungefähr dreißig Sekunden etwas ein, um mir dann ihren Bildschirm zu zeigen.

“Das ist unsere Schulwebsite. Auf der Rubrik deines Basketballteams, haben sie diese Dinge gepostet”, präsentierte sie mir die fiesen Beiträge, durch welche ich mich durch scrollte. Eigentlich verbot unsere Schule, dass private Chats existierten auf denen Lehrer keinen Zugriff hatten. Jedoch gab es einige technisch begabte Schüler bei uns, welche immer Schlupflöcher fanden. Einmal hatte sogar ein Junge aus der Computer-AG es geschafft, sich als Administrator einzuloggen und die Sperre von nicht jugendfreien Internetseiten abzuschalten. Die Lehrer haben ihn aber erwischt und er ist von der Schule geflogen.

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