Kapitel 20

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Kapitel 20

Der nächste Morgen kam und ich machte mich gut gelaunt auf den Weg zum Bus. Mit Schmetterlingen im Bauch verging die Busfahrt schnell, genau so wie der Schultag. Jamie war ein bisschen Sauer auf mich weil ich mich nicht so lange gemeldet hatte und in letzter Zeit abwesend war. In dem Moment war es mir egal. Ich war einfach nur überglücklich. Ich wusste, dass wenn ich es ihr erzählen würde, sie es verstand. Den einzigen Glücksdämpfer erhielt ich von Henrik. Er hatte mich schon den ganzen Tag provoziert und mir vorgeworfen, dass mein Vater angeblich nicht in Bestform sei und nächsten Monat schon die Saison los gehen würde.
"Eigentlich könnte man deinen Vater auch gegen irgendwen anderes eintauschen. Jemand der besser spielt." Ich rastet aus. Und holte aus und es klatschte so laut, dass die gesamte Pausenhalle still wurde. Entsetzt starrte er mich an und hielt seine glühend rote Wange. "Halt die Fresse! Nerv mich nie wieder damit, okay?! Gibt es in deinem scheiß Leben nicht noch irgendetwas anderes? Falls es dir noch nicht aufgefallen ist- es interessiert niemanden, was deiner Meinung nach beim Eishockey getan werden müsste." Mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und ging aufs Klo. Wahrscheinlich würde das Konsequenzen haben, aber das war es mir wert gewesen. Die anderen Mädels aus meiner Klasse gratulierten mir. Jenny, Ange, Jamie, die andere Jenny. Sogar Falk und Ole. Ich genoss diesen Triumph. Noch besser als das, war Henriks Gesichtsausdruck als er erkannte bei wem ich ins Autostieg. Dach war einer seiner Lieblingsspieler. Frech zwinkerte ich ihm zu und stieg ein. Verwundert drehte Damian sich um. "Wer ist das?"
Ich zuckte die Schultern. Seine Gegenwart ließ mein Gehirn aussetzten. Mein Herz pulsierte und ein Sturm von Freude und Glück tobte durch meinen Körper. "Ich habe dich vermisst.", gestand ich klein Laut und sah auf meine Hände, welche ich im Schoß gefaltet hatte. Ein schiefes Lächeln schmückte sein Gesicht. Was genau das bedeutet wusste ich nicht, traute mich aber auch nicht nachzuschauen.
"Wer war das?", hakte Damian abermals nach, nachdem er den Motor gestartet hatte. Ich schmunzelte in mich hinein. War das etwas Eifersucht? Stand im super gut und war echt sexy. "Niemand wieso?", entgegnete ich ihm und folgte Damians Blick Richtung Henrik.
Er murrte etwas unverständlich ehe er an der nächsten Ampel sagte:" Aber du hast ihm zu gezwinkert."
Ich lachte. Es war niedlich und machte mich unendlich glücklich. Ich bedeutet ihm wirklich etwas. Ich grinste, beugte mich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Irritiert sah er mich an. Sofort wandelte sich sein Blick in Verwirrtheit. Kurz darauf erzählte ich ihm was sich in der Pausenhalle zugetragen hatte, genau so wie Damian der Lieblingsspieler von Henrik war. "Ich bin stolz auf dich.", sagte er schließlich. "War das nicht auch der Typ der dich in der Halle angequatscht hatte?"
Ich nickte.
"Ich habe gedacht du würdest auf den stehen." , sagte er beiläufig und sah aus seinem Fenster.
"Was?! Warum das denn?"
Damians Gesicht zierte das breiteste Zahnpasta lächeln das ich je gesehen hatte, als er sich mir wieder zuwandte. "Als er vor dir stand bist du ganz rot geworden."
"Vor Wut vielleicht."
Während der Fahrt überlegten wir was wir noch machen könnten. Damian schlug vor sich mit Amin und den anderen Blau-Augen zu treffen. "Wissen die denn das wir zusammen sind?"
Am liebsten hätte ich mir die Hand auf den Mund geschlagen. Ich wusste nicht einmal ob wir zusammen waren. Wünschte mir aber natürlich nichts sehnlicher. .
"Sind wir überhaupt zusammen?" Meine Stimme war zögernd und zitterte ein wenig.
"Samantha,-", begann er.
"Nenn mich nicht so!"
"Frau Hailley,-" setzte er erneut an. "Wie dumm wäre ich denn, wenn ich allen anderen Typen dieser Welt die Möglichkeit geben würde dich mir weg zu schnappen." Seine Worte berührten mich. Waren samtig und umschmeichelten mein Herz. Alles, egal was, tobte durch meinen Körper. Adrenalin, Glückshormone, Ameisen, Schmetterlinge, Bienen und sogar Strom raste durch meine Nervenbahnen und verursachte ein wildes Kribbeln in meinen Gliedmaßen. Ich bekam fast keine Luft mehr. Ich grinste in mich hinein und hätte am liebsten Luftsprünge vollführt. Rief mich jedoch sogleich zur Ordnung. "Und willst du es ihnen dann heute sagen?" Wir hielten wieder an einer roten Ampel und Damian musterte mich. Schließlich zuckte er mit den Schultern. Wir einigten uns darauf, dass ich nicht mit gehen würden, da ich den nächsten Tag wieder in die Schule musste und Damian spontan entscheiden konnte ob er es seinen Freunden und Teamkollegen sagen wollte oder nicht.
So gut es ging verbrachten wir den Nachmittag zusammen, mit dem drückenden Hintergedanken, dass er die nächsten Tage nicht da sein würde. Er knuffte mich in die Seite. "Was ist los?"
Ich zuckte mit den Schultern.
Er nahm mich fest in den Arm. "Ich bin doch nicht lange weg.", flüsterte er. Seinen Lippen streiften mein Ohr und ich bekam eine Gänsehaut. Ohne das ich es wollte stiegen mir Tränen in die Augen. "Ich werde dich vermissen."
Er nahm mein Gesicht in seine Hände und zwang mich ihn anzusehen. "Hättest du das je gedacht?" Ich schniefte und blickte ihn verwirrt an. "Na ich meine, obwohl du mich so gehasst hast, weinst du jetzt? Wegen mir? Jemand der dich gar nicht verdient hat.", seufzte er den Schluss und sah mich traurig an. -Trotzdem-  Meine Trauer war schlagartig verpufft und ich boxte ihm gegen die Schulter. "Ich hasse dich immer noch!"
Er lachte und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Noch einen Kuss auf die Stirn gab er, als er mich nach Hause fuhr. Wieder sammelten sich Tränen, die ich nur mühsam davon abhalten konnte los zu brechen. .Ich redete mir ein, dass ich nur warten musste, bis ich in meinem Zimmer war. "Du kannst dich ja heimlich im Kofferraum des Busses verstecken." Genervt sah ich ihn an. "Ich glaube du hast ein paar Bodychecks zu viel abbekommen was?!", witzelte ich und warf mich ein letzte mal in seine Arme. Dazu musste ich sagen, war es schon eine erstaunliche Leistung nicht dabei vom Schaltknüppel aufgespießt zu werden. Der Verlust krallte sich kalt und nass um mein Herz. Das Atmen viel mir schwer. Die Angst ihn nicht mehr bei mir zu haben übernahm die Kontrolle jeder Zeller meines Körpers. Die Tränen wollten sich nicht mehr zurückhalten lassen. Ich zitterte.
Damian hielt mich noch fester und berührte mit seinen Lippen mein Haar, während er flüsterte:" Ich kann nicht fahren wenn du weinst."
"Ich weine nicht.", sagte ich empört und schniefte.
"Es ist doch nicht lang, kleines."  

"Ich brauch dich."
Er schenkte mir ein liebevolles Lächeln musterte mein Gesicht. Es schien als wollte er sich jede einzelne Pore genaustens einprägen. Zärtlich wischte er mit dem Daumen meine Tränen fort.
"Du machst mich ganz.", fipste ich mit heiserer, zitternder Stimme. 

Er atmete schwer.. "Sam, ich kann das so nicht." Er sah weg. "Aber versteh das bitte nicht falsch." Er sah mich wieder an. " Ich möchte nicht das du dich zwischen mir und deinem Vater wählen musst." ,murmelte er verlegen.
Ich weiß das er mich nicht  verletzen wollte, trotzdem trafen mich seine Worte. Warum musste er genau jetzt damit anfangen? Die Stimmung war doch eh schon scheiße.
Ich ließ von ihm ab und starrte aus der Windschutzscheibe. "Ich muss rein." Es tat so unglaublich weh zu gehen. Ich schlug die Tür hinter mir zu uns konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Mein Körper bebte und die heißen Tränen benetzten meine Haut. Was bloß los mit mir? Ich erkannte mich nicht mehr. Wer war ich?
Nichts war mehr so leicht wie es einmal gewesen war. Ich hörte Damians Fahrertür nicht, als er sie zuschlug, vernahm nicht seine schnellen Schritte, die mir folgten. "Warte!" Er hielt mich am Arm und zog mich bestimmt an sich. "Ich wollte dich nicht verletzen."
"Ich weiß. Es tut mir leid. Sind bestimmt die Hormone."
Er lachte und bette seine Wange auf meinem Haar. Die angenehm warme Luft umspielte unsere Körper. Ich fühlte seinen harten Körper an meinem. Spürte wie sich seine Brust hob und senkte, zog seinen Duft ein. "Ich bring dir was mit, kleines.", flüsterte er. Seine Lippen berühren beim Sprechen mein Ohr, was mir eine Gänsehaut verursachte.
Damian zwang mich ihm in die Augen zu sehen. Sicher hielt er mein Gesicht in seinen Händen und wischte mir, abermals zärtlich mit dem Daumen die Tränen von der Wange. "Ich vermiss dich jetzt schon."
Ich stellte mich auf Zehenspitzen um ihn liebevoll zum schweigen zu bringen. Seine Arme umschlossen mich noch fester und ich spürte sein wild klopfendes Herz.
Ich sah ihm noch nach bis er aus meinem Blickfeld entschwunden war und stürzte dann schnell nach oben. Niemand sollte mich so verheult sehen.
Eigentlich gab es keinen Grund sich so zu verhalten wie ich es tat. Es waren nur zwei Tage und nicht zwei Monte. Und dennoch hatte ich einfach wahnsinnige Angst ihn zu verlieren. Er gab mir so viel, obwohl ich genau wusste, dass ich ihm das, dass was er in mir auslöste, niemals zurück geben könnte.

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