Kapitel 8

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Kapitel 8

 Da mein Papa Montags immer frei hatte, durfte er mich ruhig mal bemuttern. Was er auch ohne weiteres Tat. Ich hatte fast schon ein schlechtes Gewissen. Er war so lieb und führsorglich, schaute nach mir, fragte ob ich noch etwas bräuchte. Trotzdem konnte ich über die Aktion mit dem Tütü nicht hinweg sehen. Wenn ich genauer betrachtete war es nicht einmal direkt seine Schuld. Mein Hass auf Damian stieg ins unermessliche. Sogar in meinem Träumen ebbte der Hass auf ihn nicht ab.
Am Dienstag konnte ich nicht länger blau machen. Und natürlich, wie erwartet stürmte Henrik auf mich zu. Er quasselte mich voll, verstand aber nicht was er sagte. Ich ging weiter, fixiert auf die Fliesen unter meinen Füßen. Ich blendete einfach alles aus. Schon jetzt war mir dieser Geruch der Schule verhasst. Diese Gerüche der verschiedenen Parfums, Deos, Schweiß und Menschen. Dies alles vermengte sich mit der stehenden, drückenden Luft der Klassenräumen. Es bereitet mir Kopfschmerzen.
Wochen vergingen, doch rückten die Herbstferien nur schleppend näher. Ich ersehnte sie, doch schien es, dass sie nicht in greifbare Nähe rücken wollten. Mein Vater versuchte mich zu überreden wieder mal zu einem Spiel mitzukommen, doch blockte ich ab. Ich weiß ich habe eine Klatsche. Ich bestreite es nicht einmal. Ich kann mich durchsetzten und lasse mir auch so leicht nichts gefallen, aber wenn es um Eishockey geht-
Alles was damit zu tun hat, sei es mein Vater oder das Eishockey an sich, ist meine Achillesferse. Mein Todesurteil. Ich bin wie versteinert. Weiß nicht wie ich mich verhalten soll, weiß nicht was ich sagen kann. Ich möchte nicht als etwas da stehen was ich nicht bin. Die eingebildete Tochter eines Eishockeyspielers. Der Beruf meines Vaters ist genauso wie der jedes andren Vaters. Sein Beruf hat nichts mit dem zu tun was ich bin. Was mich ausmacht. Doch musste ich nur all zu oft erfahren, dass die meisten Menschen das nicht verstehen. Also versuche ich so lange wie es geht, es für mich zu behalten. Alleine Henrik ist der Grund warum ich die Ferien so dringlich herbei wünsche. Ich weiß was er über mich erzählt. Ich weiß das sie anderem ihm glauben. Es klingt sehr überzeugend.

Ich konnte meinem Vater nicht sagen was in vor ging. Ich hatte ihn schon so oft verletzt. "Sorry Papa, ich muss lernen.", drückte ich mich nicht zum ersten mal vor einem Spiel. Ich konnte und wollte mir nicht angucken was dort passierte. Mein Papa wuschelte mir durchs Haar und verließ die Wohnung. "Ich drück dir die Daumen!", flüsterte ich ihm hinter, obwohl er schon längst gegangen war. Traurig sah ich von meinem Hausaufgaben auf, die ich auf dem Wohnzimmertisch verteilt hatte, und starrte auf die geschlossene Haustür. Ich seufzte. "Es tut mir wirklich leid, Dad." Mein Blick verschwamm und ich rief mich zur Ordnung. Ich konnte ihm ansehen wie wichtig es ihm war, wie sehr er sich wünschte das ich Anteil an dem nahm was er leistete. Das ich Stolz auf ihn war. Er wünschte sich, dass ich sah, verstand, warum er nicht so viel Zeit für uns hatte wie andere Väter, wollte mir beweisen, dass es nicht umsonst war. Das Wochenende darauf hatte ich Amin und Max versprochen mit ihnen mal wieder weg zu gehen. Paul lag unglücklicherweise mit einer Grippe darnieder, so dass ich mit den beiden alleine um die Häuser zog.
"Warum kommst du uns eigentlich nicht mehr anfeuern?", fragte Amin als wir gerade dabei waren uns einen Platz in der Kneipe zu suchen. "Viel zu tun!", erwiderte ich.
Max zwinkerte mir zu. "Sag bloß du bearbeitest gerade einen Kerl?"
"Na das wird Paul aber gar nicht gefallen.", hörte ich eine mir verhasste Stimme.

"Ey, Alter, wo kommst du denn her?", fragte Amin überrascht und klopfte ihm auf die Schulter. Ich wandte mich um und musterte ihn. Damian trug einen engen hellgrauen Pullover. Darunter ein weißes Hemd. Seine breiten Schultern und die durchtrainierte Brust kamen deutlich zum Vorschein. Er war erstaunlich gut gekleidet und sah unglaublich gut aus. Sein markantes Gesicht wurde von dem schummrigen Licht der Kneipte nur noch stärker hervorgehoben und trotz meiner hohen Schuhe war er einen Kopf größer als ich. Das blonde Haar schimmerte golden in dem dämmrigen Licht und seine Augen blitzen. Ich riss mich zusammen und bekam gerade noch mit wie er auf Amins Frage mit den Kopf in Richtung eines Tisches wies. Eine zierliche Braunhaarige Frau saß dort und spielte an ihrem Handy herum. Ich zog eine Braune in die Höhe. "Na da haste dir ja eine angelacht.", entfuhr es mir. Am liebsten hätte ich mir den Mund zugehalten aber es war schon zu spät. Ihr Gesicht wies keine Fraulichenformen auf. Ihr Kiefer war hart und Eckig, als auch ihre Wangenknochen. Sie hatte eine hohe, breite Stirn und ziemlich weit auseinander stehende Augen. Ihre Nase war winzig, dafür der Nasenrücken um so definierter. Ihr Haar reichte ihr bis zur Schulter und lief dort Fransig auseinander. -Das Ergebnis vom ständigen Haare glätten- Mich erinnerte sie an eine Schnecke. Wer auf So was steht!
Max lachte. "Gegen dich kackt sie voll ab, Sam!"
Ich wurde rot. So sollte das jetzt nicht rüber kommen. Kann ich bitte wieder gehen?! Heute war echt nicht mein Tag.
Das nächste Fettnäpfchen ließ ich natürlich auch nicht aus. Der Kellner servierte gerade unser bestelltes als ich mich an Amin wandte. "Und wie geht es deiner Freundin? Nikki richtig?"
Er blickte auf sein Bier, ehe er antwortete. "Wir haben uns letzte Woche getrennt." Ich brabbelte einige Entschuldigungen und tut mir leids. Ich hatte das Gefühl das ich noch mehr tun müsste und so legte ich meine Hand auf seine. Er sah auf und blickte mir in die Augen. Ich konnte deutlich sehen das es ihm sehr nahe ging. "Ich habe es nicht gewusst. Hätte ich dann, dann-"
Ich fand die passenden Worte nicht und fühlte mich wie der letzte Idiot. Amin lächelte mich schwach an. "Ist nicht schlimm, Sam." Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Jetzt fühlte ich mich nicht mehr ganz so schlecht. Verlegen zog Amin seine Hand unter meiner weg und begann mit seinem Bier zu spielen. Max war in der zwischen Zeit zur Toilette gegangen und hatte es sich nicht nehmen lassen auf dem Rückweg bei Damian und seiner Schnecke vorbeizuschauen.

Das Spiel des LebensTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang