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"Was hattet ihr denn schon alles besprochen, bevor...", Jessie räusperte sich, "Luke kam?"

"Nichts eigentlich. Nur, dass er kommt. Aber weder wann, noch wie. Als Luke die SMS durchgelesen hat, war auch eine neue Nachricht dabei. Aber ich hab keine Ahnung mehr, was Nick geschrieben hatte. Also, Luke hat es vorgelesen, aber... Keine Ahnung... Ich glaub, ich war einfach... Ja, du weißt schon... Der Blitz...", sagte ich zähneknirschend und schluckte beim letzten Satz.

Dann bekam ich wieder unglaubliche Wut auf Luke. Dieser verfluchte Mistkerl!

"Hey, alles gut! Der Typ ist, wie er ist. Jedenfalls zu Wasser. Und genau deswegen wird er dir dein Handy nie im Leben freiwillig zurückgeben. Deshalb überleg ich mir jetzt was. Also, Ruhe bitte. Ich muss mich konzentrieren", sagte Jessie gespielt lehrerinnenmäßig. Ich musste grinsen.

Nach einer Weile sagte ich: "Danke, Jessie!" Jessie hielt mir drohend ihre Hand hin.

"Ruhe, sonst muss ich dich leider an die Decke knallen lassen!", sagte sie hochkonzentriert mit geschlossenen Augen, grinste aber doch.

Dann schwieg ich lieber.

Ich wusste zwar, dass Jessie mich ganz bestimmt nicht an die Decke knallen lassen würde, aber sie würde mich zumindest schweben lassen. Und das wollte ich lieber nicht riskieren.

Ich sah auf die Uhr. 23:46 Uhr. Schon eine und eine dreiviertel Stunde nach Nachtruhe.

Es klopfte an der Tür.

"Scheiße!", fluchte Jessie. Aber ich hatte schon eine Idee. Okay... Wirklich helfen würde es uns nicht, aber es war zumindest etwas...

Ich ging unter Protest von Jessie zur Tür und öffnete.

"Es tut uns Leid, wir konnten beide nicht schlafen und deshalb...", fing ich an, doch eine sehr bekannte Stimme unterbrach mich: "Ich auch nicht."

Jessie und ich atmeten erleichtert auf. Zoey grinste, zog die Tür hinter sich zu und setzte sich auf einen Stuhl.

"Ich hab es ja bei Lisa versucht, aber die schläft wie ein Stein", meinte sie achselzuckend. Jessie grinste.

"Macht sie doch immer!"

"Ja, also, und wieso seid ihr noch wach?", fragte Zoey. Jessie sah mich fragend an. Ich seufzte.

"Ich will meinen Freund treffen."

"Und? Ich mein... Du hast ein Handy... Und Freunde... Die dich eventuell... vielleicht... decken könnten?", grinste Zoey verschwörerisch.

Ich atmete tief durch. Okay.

Entweder ich erzählte ihr es jetzt oder...

"Ich will nicht gleich in den ersten Tagen eine Verwarnung kriegen...", sagte ich schließlich.

Ich wollte Zoey nicht mit der Sache mit Luke konfrontieren. Sie sollte sich nicht auch noch wegen mir Sorgen machen. Es reichte schon, dass Jessie es tat...

Und eigentlich war meine Aussage ja die reine Wahrheit.

Nur hatte ich schon eine Verwarnung bekommen. Luke auch. Hatte mir der Schulleiter höchstpersönlich mitgeteilt. Und es hatte mich total interessiert. Wirklich.

Ich fand es unglaublich gerecht, dass er dieselbe Strafe bekam. Vor allem, weil er ja überhaupt keine Schuld trug... Sarkasmus lebe hoch...

Zoey zuckte mit den Achseln.

"Okay. Also brauchst du Ideen, wie du ihm ohne dein Handy mitteilst, dass er am Samstag kommen soll?", fragte sie und grinste immer noch. Okay. Warum nicht? Aber warte... Nein!

Dann würde Zoey wegen mir eine Verwarnung bekommen!

Als hätte sie meine Gedanken gelesen, sagte Zoey: "Dafür sind Freunde da! Und wenn wir es jetzt hier machen, bekommt es auch keiner mit!"

Ich zögerte noch kurz, bevor ich ihr dankbar zulächelte.

"Dann mach aber schnell, okay?"

"Jaja!"

"Sag mal, Zoey, wie bist du eigentlich hier her gekommen? Steht vor deiner Tür nicht...", mischte sich Jessie jetzt wieder ein.

Doch weiter kam sie nicht, da ihr im nächsten Moment der Atem stockte. Genau wie mir! Zoey war verschwunden! Zwei Sekunden später stand sie wieder lachend vor uns.

"Oh. Mein. Gott!", sagte Jessie, "Kann ich das auch? Ich mein, ich bin ja auch Luft... Theoretisch..."

Und dann war auch sie verschwunden. Zoey lachte, als sie meinen Gesichtsausdruck sah.

"Du kannst das auch!", sagte sie. Ich sah sie fragend an.

Zoey streckte ihre Hand aus.

Plötzlich fühlte sich mein ganzer Körper an wie... ein Nichts! Ich fühlte mich, als wäre ich frei! Dann war der Moment auch schon wieder vorbei.

"WOW!", sagte ich.

"Jaja, wir müssen uns jetzt beeilen mit dem Schreiben! Um 0:00 Uhr macht Mrs. Miller noch eine Runde und kontrolliert die Schlafräume!", drängte Jessie.

Oh. Das hatte ich ja total vergessen!

"Nummer?", fragte Zoey und sah mich an. Oh Gott, die wollten das wirklich machen?

Nach kurzem Zögern diktierte ich Zoey Nicks Handynummer und fragte mich, was er wohl denken würde, wenn er diese Nachricht bekam.

Würde er sie überhaupt lesen? Oder sie einfach löschen, da die Nummer fremd war? Oder würde er sie lesen und sich dann verarscht fühlen? War er sauer auf mich, weil ich ihm nicht geantwortet hatte und ihn beim Gespräch einfach weggedrückt hatte? Oder würde er so handeln, wie Jessie, Zoey und ich es uns erhofften? Ich hatte keine Ahnung.

Nick war mir so fremd geworden...

Ich hatte gedacht, ich würde ihn genau kennen, aber jetzt war ich mir da nicht mehr so sicher... Ich konnte nur wenige Fragen, die mir meine neuen Freundinnen zu ihm stellten, wirklich 100%ig beantworten.

Natürlich hoffte ich inständig - und mein Gefühl sagte mir das auch -, dass er die Nachricht lesen würde und auch antworten würde, aber ich wusste es einfach nicht...

Ich kannte Nick nicht genug...

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Neues Kapitel! Wie gefällts euch?


Frozen Fire (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt